Die Schattensurfer (German Edition)
erinnerte. Weiße Fliesen bedeckten Boden, Wand und Decke. In Edelstahlfächern an einer Wand lagerten kleine silberne Säcke. Jeder in einem eigenen Fach. Ein Warn-Hologramm blinkte darüber: Achtung! Lebensgefahr! Lamrag!
Kalawesi griff knurrend nach einem Beutel: „Hoffentlich ist der verdammte Beutel auch dicht“, und wollte schon wieder umkehren. Luan hielt ihn zurück. „Nicht nur einen Beutel. Wir müssen alles mitnehmen. Sie haben den ganzen Vorrat gefordert.“
Kalawesi zeigte Luan einen Vogel: „Kannst du mir erklären, wie wir das tragen sollen. Das sind hundert Kilo oder mehr.“
Luan nahm den Rucksack von seiner Schulter. Das Skateboard ragte heraus.
„Darauf willst du das Zeug transportieren?“, fragte Sansibar.
Luan schüttelte den Kopf. Er öffnete seinen Rucksack und zog den Umkehrreaktor heraus.
„Was willst du jetzt mit der Kaffeemühle?“, brummte Kalawesi.
„Das ist ein Umkehrreaktor, damit verwandeln wir Lamrag in Garmal. Garmal ist leichter und viel kleiner, höchstens noch ein Zehntel so groß.“
Luan überflog auf seinem ceeBand die Bedienungsanleitung für den Umkehrreaktor. Das war idiotensicher. Wie vorgeschrieben, klappte er den Einfüllstutzen hoch und stellte die Lamrag-Umwandlung auf Garmal. Er drückte den Expressknopf. Dann nahm er einen Beutel Lamrag und riss das Siegel auf. Ein Sicherheitsverschluss folgte. Luan hatte Angst, ihn zu öffnen. War der Anzug wirklich dicht? Das durchscheinende Pulver staubte, als Luan es in den Einfüllstutzen kippte. Sansibar trat einen Schritt zurück. Der feine Staub war plötzlich überall.
Luan drehte den Umwandler bis zum Anschlag auf. Der Reaktor rumpelte wie eine Waschmaschine im Schleudergang. Er rüttelte hin und her. Ob das wirklich funktionierte?
„Wie lange dauert es denn noch?“, drängelte Kalawesi.
Luan zuckte mit den Schultern. Irgendwie hatte er so ein blödes Gefühl. Hier gab es keinen zweiten Ausgang. Wenn die Sipos kämen, säßen sie in der Falle. Sansibar tippte nervös von einem Fuß auf den anderen.
Endlich stoppte der Umkehrreaktor. Ein grünes Lämpchen blinkte auf. Luan nahm einen leeren Beutel aus dem Regal und hielt ihn unter die Klappe. Er öffnete den Reaktor. Kaum eine Handvoll silbrig glitzerndes Pulver rieselte in den Beutel.
„Scheint zu klappen“, meinte Sansibar ängstlich. Ihre Stimme zitterte. „Müssen wir wirklich das ganze Lamrag umwandeln?“
„Ja“, sagte Luan, ohne Sansibar anzusehen. Er blickte zur Lichtschleuse. Da war ein Geräusch. Bestimmt nur irgendein Computerlüfter oder die Klimaanlage. Nein, das hörte sich an, als würde jemand etwas zerreißen. Luan griff nach seinem Laser-Raptor. Aber niemand kam.
Kalawesi hatte schon den nächsten Lamrag-Beutel aufgerissen und kippte ihn in den Einfüllstutzen. Der Umkehrreaktor begann wieder zu schleudern.
Beutel um Beutel wandelten sie Lamrag in Garmal um.
Endlich standen fünf mehltütengroße Beutel voll reinem Garmal vor ihnen. Das Garmal schimmerte silbern durch die Beutel hindurch, obwohl sie doppelt gesichert und versiegelt waren. Luan packte drei Beutel in den Rucksack, dann war er voll. „Gib schon her“, drängelte Kalawesi und klemmte die beiden restlichen Garmal-Beutel unter den Arm. „Und jetzt nichts wie raus.“ Kalawesi klang erleichtert, als er in die Lichtschleuse stieg.
Die Strahlen der Lichtschleuse fegten den Lamrag-Staub von ihren Anzügen. Da war es wieder, dieses Geräusch. Luan zog seinen Laser-Raptor und sprang aus der Lichtschleuse. Er war bereit, einen Feind niederzustrecken. Und wenn es sein musste auch zwei oder drei. Die Spitze seines Laser-Raptors glühte. Sein Finger lag zitternd auf dem Abzug.
Ein großes weiß-schwarzes Etwas tobte über den Boden. Nacho! Er versuchte sich in einen Schutzanzug zu zwängen. Mit seinen Zähnen zog und zerrte er daran. Zur Hälfte steckte der schwarze Hund schon in dem zerfetzten Anzug, der überhaupt nicht passen wollte.
Erleichtert ließ Luan seinen Laser-Raptor sinken. Freudestrahlend sprang Nacho auf ihn zu und wedelte mit dem Schwanz. Für einen Moment lachte Sansibar und selbst Kalawesi schmunzelte. Gemeinsam befreiten sie Nacho aus dem Fetzen. Dann streiften sie ihre Schutzanzüge ab.
„Vielleicht haben sie unsere Flucht noch nicht bemerkt“, sagte Luan, aber er wusste, dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen würde.
„Quatsch, wir müssten längst im Korrekturraum sein. Natürlich suchen sie uns“, sagte Kalawesi.
Die vier schlüpften
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