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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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Jahren Korrekturhaus, könnte er keine Zeile mehr programmieren. So wollte er nicht enden. Angst würgte ihn.
    Sansibar holte Luft. Dann plapperte sie einfach drauflos, als würde sie mit ihrer Freundin über bescheuerte Schminktipps reden: „Natürlich habe ich ihn verfolgt. Er ist mit seinem komischen Brett in den Hof geflogen. Ich habe mich angeschlichen. Der Trottel hat mich nicht bemerkt. Ich war höchstens fünf Meter von ihm entfernt.“ Luan konnte sich genau vorstellen, wie ihre Augen vor Begeisterung glühten.
    „Ja und?“, drängelte Marella.
    „Ich jage aus meinem Versteck, habe ihn schon fast erreicht, da bemerkt mich dieser Blödmann. Er stößt sich mit dem Fuß ab. Sein Brett jault auf. Ich rase hinterher, will mich auf ihn stürzen, ihn vom Brett reißen.“
    „Das ist GELOGEN! Was erzählst du für einen Mist?“, wollte Luan laut hinausschreien. Er drückte sich die Hand auf den Mund, biss vor Wut hinein.
    „In diesem Moment …“, sagte Sansibar und machte eine lange Pause. Einer der Sipos tappte ungeduldig mit den Füßen. Marella packte ihre Freundin am Arm und schüttelte sie.
    „… da verfängt sich mein Fuß in dem bescheuerten Eisenbügel.“
    Sansibar zeigte mit dem Arm genau dorthin, wo Luan gestürzt war. Ein Sipo schnaufte verächtlich.
    „Und ich stürze der Länge nach hin. Dieser Idiot auf dem Brett dreht mir noch eine lange Nase, umkreist mich ein paar Mal. Dann saust er davon. Hier hinein in die Lagerhalle.“
    Luan biss in seine Hand, um nicht zu lachen. Sansibar log für ihn! Sie schwindelte hervorragend. Warum tat sie das? Das fühlte sich ziemlich gut an.
    „Wieso hast du nicht um Hilfe gerufen?“, fragte einer der Sipos mit einem Lauern in der Stimme.
    „Natürlich habe ich um Hilfe gerufen, aber ihr habt wohl Watte in den Ohren. Keiner ist gekommen“, fauchte Sansibar. „Und mein TwaddleBand funktioniert hier nicht.“
    „Sansibar bitte, reiß dich zusammen. So kannst du nicht mit Sipos reden“, schritt Marella ein.
    „Du hast dich bestimmt verletzt, als du über den Bügel gestolpert bist? Tut es weh?“, fragte der andere Sipo.
    „Natürlich habe ich mir wehgetan. Ich habe mir den Plasmaverband aus dem Scooter geholt“, sagte Sansibar und wedelte mit der Verpackung.
    „Und ich habe mich schon gewundert, warum die Erste-Hilfe-Box aufgerissen war“, sagte Marella.
    Der Sipo brummte.
    „Was steht ihr noch hier herum?“, fragte Sansibar und tippte mit dem Zeigefinger in Richtung Lagerhalle? „Warum verfolgt ihr ihn nicht endlich? Was ist mit dem anderen? Habt ihr den wenigstens erwischt?“
    Marella schluckte: „Ja, also fast. Die Sipos haben sozusagen seine Spur aufgenommen. Sie werden ihn fangen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, sagen sie.“
    Luan atmete erleichtert auf.
    „Alle Tore verriegeln“, befahl ein Sipo. „Wir durchkämmen das ganze Gebäude. Nicht einmal eine Ratte wird uns entgehen. Der Bursche hat keine Chance.“
    Luan presste sich an die Wand. Natürlich würden sie ihn entdecken, sobald sie das Tor schlossen. Seine Hände krallten sich an der Mauer fest.
    Da mischte sich Sansibar ein. Richtig ungemütlich klang sie jetzt: „Beeilung, sonst ist der Trottel über alle Berge. Ich werde mich bei RUHL beschweren, falls er entkommt. Mit seinem Skateboard kann er fast fliegen. Um die Tore kümmern wir uns. Marella, du übernimmst das vordere. Ich schließe das hier. Und jetzt los, verfolgen Sie ihn endlich!“ Sansibar klatschte in die Hände, als würde sie einen lahmen Gaul antreiben.
    „Das wollte ich auch gerade vorschlagen“, schnauzte ein Sipo und rannte ins Innere der Sauerkrautfabrik. Der andere folgte.
    „In Ordnung“, stimmte Marella zu und hetzte nach vorne.
    Als alle drei den Hof verlassen hatten, zerrte Sansibar das große Sauerkrautfass zur Seite und schloss das rostige Tor. Es quietschte wie ein Aufschrei.
    Luan klebte an der Hauswand und grinste Sansibar an. „Danke“, murmelte er und wagte immer noch nicht sich zu bewegen.
    Als wäre er unsichtbar, sah Sansibar an Luan vorbei und verriegelte das Tor. Sie drehte sich um und ging.
    Luan wollte Sansibar festhalten. Gleich würde sie hinter dem Mauervorsprung verschwinden. Für immer, schoss es Luan durch den Kopf. Wenn er wenigstens noch einmal ihr Lächeln sehen könnte. Er würde es abspeichern und ein Dutzend Sicherungskopien in seinem Kopf erstellen, damit er es niemals verlor. Bitte!
    Da drehte sich Sansibar um. Sie zog ihre Mundwinkel nach oben und zwinkerte

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