Die Schattensurfer (German Edition)
Sprung über die Mauer.
„Das war eine Falle. Die Sipos wussten genau, dass wir kommen. Wir wurden verraten. Trägst du den Plasmaverband noch?“, blaffte Pablo ihn an.
„Klar, der hilft super. Ohne Plasmaverband hätte ich es nie über die Mauer geschafft.“ Luan zog sein Hosenbein hoch. Der Plasmaverband strahlte eisblau.
„Du Idiot“, schimpfte Pablo und griff nach dem Klettverschluss. Hektisch zerrte er an dem Verband und riss ihn von Luans Knöchel. Wie eine Trophäe hielt er ihn in die Höhe.
„Deine liebe Sansibar hat einen Sensor im Plasmaverband versteckt. Deswegen konnten die Sipos uns folgen.“
„Niemals“, sagte Luan trotzig.
Pablo schleuderte den eisblauen Verband fort. Luan schluckte. Sicherlich, er könnte nachsehen, ob ein Sender darin versteckt war. Dann hätte er den glasklaren Beweis, dass Sansibar ihn nicht verraten hatte.
Und wenn doch? Schon waren sie wieder da, die Zweifel, die sich in seinem Kopf breitmachten.
Nein, er wollte den Plasmaverband nicht untersuchen. Das war nicht nötig. Natürlich hatte Sansibar dort keinen Sender versteckt, auch wenn sie ziemlich lange gebraucht hatte, um den Verband aus dem Scooter zu holen. Die Zeit hätte ausgereicht, einen Sender darin zu verstecken.
„Es ist furchtbar spät. Lass uns nach Hause fahren. Wir nehmen die Abkürzung durch das Gebiet der Garmal-Sammler.“, sagte Pablo und klopfte Luan auf die Schulter. Mit einem lässigen Schwung zischte Pablo in die nächste Gasse. Luan warf einen verzweifelten Blick auf den Plasmaverband, der jetzt nur noch graublau glimmte. Sansibar hatte bestimmt keinen Sender darin versteckt.
Luan folgte Pablo. Er sah nicht nach links oder rechts. Ihm war völlig egal, welchen Weg Pablo nahm. Einfach nur hinterher. Sein rechter Knöchel tat wieder weh. Er spürte ein unangenehmes Pochen. Luan konnte sich nicht in die Kurve legen. Steifbeinig stand er auf seinem Brett. Mit jedem Meter kamen die Schmerzen mehr zurück. Pablo war längst davongezogen.
Dort vorne lag ein verrosteter Container mitten auf der Straße. Luan versuchte auszuweichen. Er wollte sein Board zur Seite zwingen. Es begann zu schlingern. Schmerzen schossen in seinen Knöchel. Wie ein Kuhschwanz wedelte sein Board hin und her. Er hatte es nicht mehr unter Kontrolle.
Plötzlich waren sie hinter ihm. Luan wagte nicht sich umzudrehen, aber er wusste, sie folgten ihm. Er fühlte ihre Kälte direkt hinter sich und neben ihm strahlte ihr silbriges Licht. Garmal-Sammler.
Luan spähte über die Schulter. Die ausdruckslosen Augen zweier Garmal-Sammler starrten ihn an. Ganz dicht waren sie bei ihm. Fast hatten sie ihn erreicht. Warum fuhr das blöde Board nicht schneller. Luan fehlte die Kraft zu beschleunigen. Sein rechter Knöchel loderte. Er spürte eine kalte Hand nach seiner Schulter greifen. Fingernägel drückten sich in sein T-Shirt.
In diesem Moment schoss Pablo aus einer Einfahrt heraus direkt auf die Garmal-Sammler zu. Er wich keinen Millimeter vom Kurs ab, als wollte er sie rammen.
Die Garmal-Sammler stoben zur Seite, ließen einen Moment von Luan ab. Wenn dieser blöde Fuß nicht wäre. Er hätte einfach beschleunigt und wäre weg gewesen. Aber er bekam sein schlingerndes Board nicht mehr in den Griff.
Jetzt fuhr Pablo neben ihm und grinste frech: „Kumpel, du musst dich schon etwas beeilen. Steig auf mein Board. Ich nehme dich mit.“
Als Luans Skateboard gegen das von Pablo schlug, würgte Luan die Schmerzen herunter. Er durfte nicht auf sie hören. Er spannte seine Muskeln an und sprang auf Pablos Board. Luan schrie, als er aufkam. Pablo packte ihn an den Schultern und zog ihn zu sich. Dann beschleunigte er. Der Bersolmotor heulte auf, als würde er jeden Moment platzen. Aber die Kälte ließ nach. Die Garmal-Sammler fielen zurück. Immer weiter. Diesmal waren sie den Garmal-Sammlern entkommen.
17 CATCH THE RAINBOW
„Ihr habt was?“, fragte Nele und schlug so wütend auf den Frühstückstisch, dass Luans Astroschaummilch umkippte.
„Irgendjemand musste die Skateboards doch ausprobieren, ob sie ordentlich fahren“, wehrte sich Pablo.
„Und da habt ihr euch gedacht, wir fahren nach Mallinport, einfach mal so“, fauchte Nele. „Was meint ihr, wenn euch jemand gesehen hat? Auf der anderen Seite der Mauer patrouillieren Sipos. Wenn die euch erwischen, dann ist es aus.“ Nele fuhr sich mit der Hand quer über den Hals.
„Die Sipos hatten überhaupt keine Chance. Wir haben sie im Parkhaus abgehängt, und dann sind
Weitere Kostenlose Bücher