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Die Schattenwelt

Titel: Die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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eine Kabine verzogen, als er hinter sich zwei Männer den Raum betreten hörte. Sie diskutierten, und er zuckte erschrocken zusammen, als er die Stimme des Chefinspektors erkannte.
    »Sie haben verdammt recht, wir werden darüber hier sprechen!«, schimpfte er. »Das ist eine verfluchte Sauerei!«
    »Wenn Sie darauf bestehen«, antwortete eine sanfte Stimme. »Obwohl es nicht viel zu besprechen gibt. Der Polizeipräsident hat mich gebeten, die Verantwortung für den Fall zu übernehmen. Sie halten sich raus. Das war’s.«
    »Und war der Polizeipräsident so freundlich, zu erklären, warum er diesen Wechsel wünscht?«
    »Bei allem nötigen Respekt, ich glaube nicht, dass er das muss. Zwei Entführungen in zwei Tagen, und Sie haben nicht die geringste Spur, die Sie verfolgen könnten.«
    »Das liegt daran, dass es keine Spuren gibt , die man verfolgen könnte«, erwiderte der Chefinspektor. »Ich kann nichts finden, das nicht existiert. Aber mit etwas solider altmodischer Polizeiarbeit werden wir schon was rauskriegen. Ich bin mir sicher!«
    »Nun, ich persönlich bin kein Freund von altmodischen Dingen.« Die Stimme des anderen Mannes klang leicht amüsiert. »Wissen Sie, wir befinden uns im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
    »Deshalb sind Sie auch der perfekte Leiter der Spezialeinheit. Keinerlei Wertschätzung für solide Polizeiarbeit. Sie verbringen ihre ganze Zeit damit, im Internet rumzuhängen und sich bei den hohen Tieren einzuschmeicheln. Wissen Sie, keiner der Polizisten auf diesem Revier traut Ihnen.«
    »Es ist nicht nötig, dass sie mir vertrauen. Sie müssen nur tun, was ich ihnen sage. Ich denke, meine Erfolge sprechen für sich. Ich bin mir sicher, dass man die Biloxi-Brüder nicht mit ›solider altmodischer Polizeiarbeit‹ hätte hochgehen lassen können.«
    »Jeder weiß, dass an dieser Nummer etwas faul war«, schimpfte der Chefinspektor. »Glauben Sie nicht, dass wir nicht wissen, was da gelaufen ist.«
    »Was genau wollen Sie damit sagen?« Der amüsierte Unterton in der Stimme des Mannes war schlagartig verschwunden. »Das hört sich nach einer ziemlich schwerwiegenden Anschuldigung an. Finden Sie nicht, dass ein Mann in Ihrer Position etwas vorsichtiger sein sollte mit dem, was er sagt?«
    Der Chefinspektor entgegnete nichts.
    »Gut. Meinen Sie, wir sollten jetzt gehen und Ihren Männern die Situation erklären? Oder möchten Sie, dass ich persönlich dem Polizeipräsidenten Ihr Rücktrittsgesuch übergebe?«
    »Wir sind noch nicht fertig.«
    »Sie haben völlig recht. Es geht gerade erst los.«
    Die zwei Männer verließen die Toilette. Inspektor Shaw stand eilig auf und zog seine Hose hoch. Er hätte nichts davon hören sollen. Was auch immer da vor sich ging, es war ziemlich ernst. Der Chefinspektor hatte nie zuvor so verunsichert geklungen. Shaw eilte aus der Kabine zurück zum Besprechungsraum, wo er zum zweiten Mal an diesem Tag verspätet eintraf. Diese Mal machte der Chefinspektor sich nicht die Mühe, ihn böse anzublicken. Neben ihm stand ein elegant gekleideter blonder Mann, der eine Sonnenbrille trug.
    »Hören Sie mal alle her! Der Polizeipräsident verlangt ein paar organisatorische Änderungen. Er möchte, dass wir mit der Spezialeinheit zusammenarbeiten.« Er nickte in Richtung des blonden Mannes. »Carter Roberts, Leiter der Spezialeinheit, wird jetzt die Ermittlungen leiten.«
    Ein Raunen ging durch den Raum. Die Spezialeinheit war ein Elitekommando zur Verbrechensbekämpfung, das sich in den letzten Jahren einen furchterregenden Ruf erarbeitet hatte. Dicke Fische, fette Beute. Die Festnahme der Biloxi-Brüder, drei Geschwister, die über Jahrzehnte den Londoner Süden terrorisiert hatten, war ihr ganzer Stolz. Auchwenn es einem persönlich schwerfiel, sie zu mögen, so nötigten ihre Erfolge einem Respekt ab.
    Carter Roberts trat vor den Chefinspektor und wandte sich an die Anwesenden.
    »Danke, Chefinspektor. Ich weiß, dass das alles ein wenig überraschend kommt, aber ich bin mir sicher, dass wir die Dinge schnell in den Griff bekommen werden.« Er lächelte überheblich. »Ach ja, eine Sache noch, Chefinspektor. Ich brauche einen Ihrer Männer, der mir assistiert, während ich an diesem Fall arbeite.«
    Sofort verfielen alle in angespannte Aufmerksamkeit.
    »Haben Sie an jemanden Bestimmtes gedacht?«
    Carter Roberts lächelte.
    »Ich habe noch mit keinem von Ihnen zusammengearbeitet, aber mir wurde jemand empfohlen.«
    Er durchblätterte die Seiten seines

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