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Die Schattenwelt

Titel: Die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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garantieren. Selbst an einem trüben Dienstagmorgen lauerte eine Horde Reporter und Fotografen vor dem Eingang der Polizeistation. Inspektor Shaw beobachtete durch das Fenster, wie sie mit ihren Handys telefonierten, und fragte sich, wie er selbst wohl im Fernsehen wirken würde.
    »Da uns nun endlich alle mit ihrer Anwesenheit beehren …«, raunzte der Chefinspektor. Shaw zuckte zusammen.
    »Wie ich bereits sagte, stecken wir ein wenig in der Klemme, meine Damen und Herren. Wir brauchen schleunigst ein Resultat, sonst, und das können Sie mir glauben, kriegen wir alle eins aufs Dach.«
    Er nahm einen Kugelschreiber aus seiner Brusttasche und tippte gegen das erste Foto.
    »Dieser bedauernswerte junge Mann ist der dreizehnjährige Ricky Thomas. Er hat während eines Schulausflugs London besucht. Mitten auf dem Trafalgar Square ist er verschwunden. Seitdem hat ihn niemand mehr gesehen. Am helllichten Tag an einem der beliebtesten Touristenziele des Landes und niemand hat etwas gesehen.«
    Inspektor Shaw nippte an seinem Kaffee. Er war kochend heiß. Er schaffte es unter großer Anstrengung, nicht laut aufzuschreien, aber sein Husten und Prusten ließen den Chefinspektor trotzdem ungehalten den Kopf schütteln. Er wandte sich dem nächsten Foto an der Stellwand zu.
    »Dies ist der einzige Hinweis, den wir haben.«
    Shaw lehnte sich nach vorne, um einen Blick auf das Foto zu erhaschen.
    »Es wurde vor Ort von einer jungen Japanerin gemacht. Sie war zu der Zeit, als Ricky verschwand, am Trafalgar Square, aber sie kann sich nicht daran erinnern, ihn gesehen zu haben. Wie dem auch sei, sehen Sie sich die untere Ecke an, er war da.«
    Es war definitiv Ricky. Er hastete in Richtung der Treppe, die vom Platz fortführte. Sein Gesicht war bleich und sein Blick gehetzt. Er war umgeben von Menschen, aber niemand schien Notiz von ihm zu nehmen.
    »Der Junge war offensichtlich in Panik. Es sieht so aus, als wäre jemand hinter ihm her gewesen. Könnten Rowdys aus seiner Schule gewesen sein, vielleicht auch was viel Schlimmeres. Ich möchte, dass Sie über folgenden Punkt nachdenken – warum hat er niemanden um Hilfe gebeten?«
    Der Chefinspektor machte eine Pause und widmete sich einem Blatt Papier.
    »Und dann gab es gestern Abend noch einen üblen Verkehrsunfall auf der Upper Thames Street, bei dem die Beifahrertür eines Autos rausgerissen wurde. DieFahrerin behauptet, es sei ein Mann gewesen, der den Sohn eines Freundes gejagt habe: einen Vierzehnjährigen namens Jonathan Starling. Bisher konnten wir den Burschen nicht ausfindig machen, aber er ist ein Schulschwänzer, mit einer Akte so dick wie mein Arm, also ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse. Wir überprüfen gerade, ob es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen gibt, aber unsere Zeugin ist etwas eigenwillig, um es höflich auszudrücken.«
    Sichtlich aufgebracht ob all der Unwägbarkeiten seufzte der Chefinspektor. Dies waren wirklich ungewöhnliche Fälle. Bei den meisten Kindesentführungen gab es gewöhnlich einen Haufen Zeugen, die darauf brannten, Aussagen zu machen. Vor allem an öffentlichen Plätzen neigten Eltern und Lehrer dazu, alle misstrauisch zu beäugen, die sich den Kindern näherten. Dieses Mal jedoch nicht.
    »Zusammenfassend kann man sagen, dass wir tief im Dreck stecken. Wir haben zwei mutmaßliche Entführungen, bei denen wir nicht absolut sicher sein können, dass es sich wirklich um Entführungen handelt. Außerdem verbindet sie die Tatsache, dass erstens beide Jungen ungefähr gleich alt sind und wir zweitens keine Spuren haben. Letzteres müssen wir in den nächsten Tagen ändern. Die Presse schreit nach Ergebnissen und verlangt, dass Köpfe rollen, wenn wir keine vorlegen können. Und dummerweise kriegt sie in der Regel, was sie verlangt, also halten Sie Augen und Ohren offen für alles, was unsere Untersuchung weiterbringen könnte. Selbst der kleinste Hinweiskönnte uns helfen. Als Erstes werde ich Sie in Gruppen einteilen und zu den Tatorten schicken. Es muss dort etwas zu finden sein, Leute!«
    In diesem Augenblick streckte eine junge Polizistin ihren Kopf zur Tür herein.
    »Entschuldigen Sie, Sir. Da möchte jemand mit Ihnen sprechen. Er behauptet, es sei wichtig.«
    Der Chefinspektor fuchtelte verärgert mit den Händen und verließ den Raum. Inspektor Shaw bemerkte einen dunklen Kaffeefleck auf seiner Krawatte und stahl sich davon, um ihn auf der Toilette mit etwas Wasser auszuwaschen. Er war gerade damit fertig und hatte sich in

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