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Die Schattenwelt

Titel: Die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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alte Vettel Victoria regierte, beschlossen die Behörden, auf den Straßen aufzuräumen. Ihre glanzvolle Stadt war zu gut für solche Kreaturen wie uns . So trieben sie unsere Großeltern zusammen – all die Missgeburten, den Abschaum und alle Kriminellen, die sie finden konnten – und pferchten sie in dieser Gegend zusammen. Wir sind ihre Nachkommen. Jeder in Darkside hat böses Blut in seinen Adern – manche mehr, manche weniger.«
    »Ist das der Grund dafür, dass dieser Ort auf keiner Karte verzeichnet ist?«
    Carnegie lachte verächtlich.
    »Landkarten haben keine Bedeutung. Sie spiegeln nur eine Seite der Realität wider, die Sichtweise einer einzelnen Person. Du findest Darkside auf keiner Karte? Natürlich nicht. Die Behörden wollen nicht, dass die Leute erfahren, dass es eine gefährliche Welt direkt vor ihrer Haustür gibt. Chaos würde ausbrechen.«
    Er lachte nochmals, und Jonathan hatte das dumpfe Gefühl, dass es ihm ganz recht wäre, wenn genau das geschehen würde.
    »Ich verstehe das trotzdem nicht«, gestand Jonathan. »Wir sind mitten in London. Wie kann es sein, dass die Menschen das hier nicht entdecken?«
    Er deutete auf die Hauptstraße.
    »Hör zu, Junge. Die Leute können sich so ziemlich alles einreden, wenn sie es nur lange genug versuchen. Die meisten wollen nicht wahrhaben, dass es Darkside gibt, sie ziehen lieber den Kopf ein und leben ihr bescheidenes Leben weiter. Es ist offensichtlich, dass es uns gibt, aber man muss an den richtigen Stellen suchen. Du wirst feststellen, wenn du einen bestimmten Tunnel entlangläufst, eine bestimmte Treppe hinabsteigst oder einen bestimmten Durchgang durchschreitest, dass wir gleich um die Ecke sind .«
    Seine Augen funkelten bedrohlich.
    In der Mitte der Hauptstraße stand eine große, schwarze Statue auf einem Sockel. Sie stellte einen hochgewachsenen Mann dar, dessen Gesicht sich hinter einem dicken Mantelkragen und einem breitkrempigen Hut verbarg. In einer Hand hielt er einen schmalen, scharfen Dolch.
    Carnegie nickte in seine Richtung
    »Das da ist der Gründer von Darkside«, murmelte er. »The Ripper.«
    »Was, Jack the Ripper ?«
    »Genau der.«
    »Ich hab von ihm gelesen. Er hat all diese Frauen in London umgebracht und er wurde nie gefasst!«
    »Gefasst haben sie ihn nicht, stimmt. Stattdessen führten sie ein geheimes Gespräch mit ihm und schickten ihn hierher, um über Darkside zu herrschen. Die Behörden waren der Ansicht, dass er als Einzigerbösartig genug war, um zu verhindern, dass dieser Ort in totaler Anarchie versinkt. Und sie hatten recht. Jacks Enkelsohn, Thomas Ripper, hat hier jetzt das Sagen. Man hört und sieht derzeit nicht viel von ihm, aber er ist immer noch der Boss.«
    Jonathan ließ seinen Mund offen stehen.
    »Darkside wird von Jack the Rippers Familie regiert?«
    »Und du fragst dich, warum hier alle so bösartig sind. Lass uns weitergehen.«

    Eine aufgeregt diskutierende Menschenmenge hatte sich am Straßenrand versammelt. Jonathan stellte sich auf die Zehenspitzen, um sehen zu können, was vor sich ging. Durch das Meer der winkenden Arme konnte er zwei kämpfende Hähne erkennen, die mit ihren Schnäbeln und Klauen aufeinander losgingen. Ihre Federn waren blutgetränkt. Im Laufe des Kampfes wurde das Geschrei der Menge immer lauter. Die Leute gaben auf den Ausgang des Gefechtes Wetten ab, Banknoten und Münzen wechselten mit rasender Geschwindigkeit die Besitzer. Jonathan wandte den Blick ab. Eine Frau aus der Menge, die das grausame Spektakel sichtlich genoss, rief in ihm eine Erinnerung wach.
    »Carnegie, hast du schon mal von einer Frau namens Marianne gehört?«
    »Marianne? Blasser Typ mit leuchtendem Haar? Sie ist eine Kopfgeldjägerin. Sie kann jeden zur Streckebringen – vorausgesetzt der Preis stimmt. Woher kennst du sie, Junge?«
    »Sie hat versucht, mich zu entführen. Ihretwegen bin ich zu dir gekommen.«
    Der Wermensch hob seine buschige Augenbraue an. Die Menge schrie ein letztes Mal auf, als einer der Hähne zusammenbrach.
    »Du kannst dich geehrt fühlen. Marianne ist ziemlich teuer, und sie neigt dazu, ihre Opfer zu erwischen. Irgendjemand will dich unbedingt in seine Finger kriegen.«
    »Warum sollte jemand von hier mich entführen wollen? Ich bin nichts wert.«
    »Das ist die erste vernünftige Frage, die du stellst. Nun, ich bin mir nicht sicher.«
    Carnegie kratzte sich nachdenklich am Arm.
    »Aber eines ist trotzdem gewiss. Wenn Marianne angeheuert wurde, um dich zu entführen, wird sie

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