Die Schatzhöhle
Hand auf.
»Ah, du willst einen Backschisch?«
»Nix Backschisch. Ich will haben meine Lohn für Führung.«
»Du weißt ja noch gar nicht, ob du uns führen wirst.«
»Natürlich ich wissen. Ugawambi wissen, wo viel gut Sklaven fangen. Ugawambi kennen alle
Dörfer.«
»Wir wollen keine Sklaven fangen«, sagte Michel.
Ugawambi sah ihn verständnislos an.
»Nix Sklaven? — Wozu dann brauchen Führer?«
»Wir suchen den Schneeberg. Er kann nicht weit im Innern Afrikas liegen, vielleicht zwanzig bis
dreißig Tagesreisen.«
Ugawambi riß vor Schrecken die Augen auf.
»Berg mit weißem Dach?«
»Ja.«
»Dann Ugawambi nix führen.« Er zog die Hand wieder zurück. »Ugawambi nix gehen zu böse
Geister.«
»Weißt du, wo er liegt?«
»Ich noch nix dagewesen. Aber ich wissen Richtung. Aber nix gehen dahin.« »Wieviel Lohn erhältst du sonst für eine Sklavenführung?«
Der Schwarze war klug. Er blickte die Besucher abschätzend an. Sie schienen keine Erfahrung
zu haben.
»Fünf Tage eine Rupie«, meinte er lauernd.
Michel zog den Beutel mit den letzten paar tausend Gulden hervor. »Kennst du diese Münzen?«
Der Neger nahm eine in die Hand, wog sie und biß hinein. Dann ließ er sie auf den Boden springen und lauschte auf ihren Klang. Er nickte, schien aber noch nicht befriedigt. »Gib mir andere.«
Michel griff wahllos in den Beutel. Jede einzelne wurde auf die vorher beschriebene Weise geprüft.
»Alles gut«, sagte Ugawambi dann. »Ich nix kennen diese Münze; aber gut. Gold nix schlecht.
Ich nehmen. Eine für anderthalb Rupien.«
»So gehst du also mit uns?«
»Wo? Zu Berg von böse Geist? Nein. Ich zeigen, wo du fangen Sklaven, Massa.«
»Ich sagte schon, wir wollen keine Sklaven! Wir müssen zum Berg mit dem weißen Dach.«
»Ich nix gehen dort.«
»Auch nicht für zwei von diesen Goldstücken in fünf Tagen?«
Der Schwarze machte große Augen.
»Zwei in fünf Tagen? Und du nicht lügen?«
Michel zählte vierzig Gulden ab.
»Wir wollen reichlich rechnen«, sagte er. »Nehmen wir an, wir brauchen für den Hin- und Rückweg hundert Tage. Ich gebe dir vierzig Gulden im voraus. Und wenn wir wiederkommen, nochmals vierzig als Belohnung.«
Ugawambi rollte die Augen. Seine Blicke streiften dabei ängstlich seine Frau und seine
Schwiegermutter und um seine Lippen zuckte es.»Du mir geben nur dreißig jetzt«, meinte er
schnell.
»Warum?« fragte Michel erstaunt.
»Du mir geben zehn, ich nachher dich begleiten zu deine Wohnung.«
Aha, Ugawambi hatte Angst, daß ihm Frau und Schwiegermutter auf der Stelle alles abnehmen würden. Dreißig wollte er ihnen freiwillig überlassen. Aber zehn Gulden Taschengeld mußten für ihn dabei abfallen. Es war eine Summe, wie er sie nur ganz selten einmal verdiente. »Und du nicht sagen«, fuhr er besorgt fort, »daß du mir noch einmal soviel Goldstücke versprochen, wenn zurückkommen.«
»Sei unbesorgt«, lächelte der Pfeifer. »Ich kann dich gut verstehen. Nur noch eine Frage. Wirst
du auch drei Träger für uns anwerben können?«
»Wenn du bezahlen?«
»Wieviel für jeden?«
»Fünf Goldstücke für ganze Reise und zwei für midi, machen zusammen sieben für eine Träger, Bwana !«
»Du bist ein guter Geschäftsmann«, meinte Michel. »Hier hast du die dreißig Gulden für dich. Und willst du auch die einundzwanzig für die Träger sogleich haben?« »Nein, nein«, wehrte Ugawambi entsetzt ab, »erst draußen.«
Als die Weiber sahen, daß der Pfeifer von den abgezählten vierzig Gulden zehn wieder in den Beutel tat, erhoben sie ein großes Geschrei. Ihren wilden Bewegungen entnahm Michel, daß sie ihn für einen Geizkragen hielten. Er störte sich aber nicht daran; denn er sah die Befriedigung darüber in Ugawambis Augen.
Dieser hatte die dreißig Gulden kaum in der Hand, als beide Frauen auf ihn losfuhren und sie ihm wieder entrissen. Er tat, als wollte er noch etwas für sich retten und schimpfte in seiner Sprache wie ein Rohrspatz. Das Palaver dauerte eine ganze Weile. Dann hatte er von den dreißig noch zwei für sich erbeutet.
Nachdem alle vier Männer die Hütte und Madagaskartown verlassen hatten, gab Michel dem Schwarzen den Rest der vereinbarten Summe und die einundzwanzig Gulden zur Anwerbung der Träger.
Herr
Bevor sie auseinandergingen, fragte er:
»Wann wirst du so weit sein? Wann kann unsere Reise beginnen?«
Ugawambi betrachtete zufrieden die Gulden.
»Wenn Mond voll sein, Massa.«
»Du lieber Gott. Das wäre ja erst in zehn Tagen.«
Ugawambi
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