Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu
wissen.“
„Ich höre.“
„Werner hat... außerhalb der
Stadt... irgendwo hat er den Müllsack mit der Beute vergraben.“
„Irgendwo?“
„Es gibt einen... Lageplan.“
„Dieser Mistkerl! Er hatte also
alles vorbereitet. Das ist ihm nicht erst heute nacht eingefallen.“
Carola senkte den Blick. Ihr
Herz schlug angstvoll.
„Wo ist der Lageplan?“
„Im Jeep.“
„Kein gutes Versteck. Wo steht
der Jeep?“
„Im Parkhaus
Bleihfreyer-Straße. Auf dem vierten Parkdeck, in der Box 463.“
„Na, wunderbar! Warum nicht
gleich so.“
„Der Lageplan — das ist ein
Freizeit-Atlas mit Geländekarten. Kennst du, ja? Da ist jede Einzelheit
vermerkt, jede Wanderhütte, jede Feldscheune, jeder Trampelpfad. Auf Seite 37
hat Werner die Stelle eingezeichnet und dick markiert mit Filzstift. Welche
Gegend das ist, weiß ich nicht. Werner hat mich geheißen, den Jeep erst zu
holen, wenn du dich beruhigt hättest.“
„Aber da hat er mich
unterschätzt, dein Verblichener. Sicherlich kommt er dafür in die Hölle.“
Mürr feixte. Offensichtlich
hielt er seine Geschmacklosigkeit für einen guten Witz.
„Und nun gib mir den
Parkschein, Carola. Denn den hat dein Verblichener natürlich mitgebracht.“
Sie stand auf. Ihre eher dünnen
Beine schienen wie mit Blei gefüllt.
Sie öffnete den Eckschrank und
holte den Parkschein unter Fotoalben hervor.
Mürr schob ihn in die
Innentasche seiner schwarzen Lederjacke.
„Wenn alles stimmt, erhältst du
ein Fünftel der Beute. Wenn du aber gelogen hast, möchte ich nicht in deiner
Haut stecken.“
10. Im Trauerhaus
Die Adresse des Verstorbenen?
Gaby wußte sie nicht. Kommissar Glockner anrufen?
Auf keinen Fall, meinte Tim,
Gabys Vater würde ihnen verbieten, sich in die Ermittlungen einzuschalten.
Nein, die TKKG-Bande mußte auf eigene Faust loslegen — wie immer. Und wenn die
Aktion von Erfolg gekrönt wurde, war Kommissar Glockner zum Schluß sowieso
dabei.
„Wozu gibt es Telefonbücher“,
meinte Tim.
Die nächste Postamt-Zweigstelle
war in der Nähe. Dort, im Gestell für Fernsprech-Bücher, hingen die dicken,
gelben Wälzer mit Namen und Nummern.
„Simon...“
Tim und Gaby steckten die Köpfe
zusammen.
Tim hatte den Buchstaben S
aufgeschlagen.
„Sechs Spalten nur Simons“,
sagte Gaby. „Verflixt.“
Tims Zeigefinger suchte am Ende
der sechsten Spalte.
„...Walter... Werner... Du, nur
ein Werner! Gibt’s das? Der Vorname paßt doch zu Simon, besser jedenfalls als
Emanuel oder Siegbert.“
„Vielleicht war Werner eine
Zeitlang unmodern“, mutmaßte Tims Freundin. „Mit den Vornamen ist das so eine
Sache. Bald in, bald wieder out. Wer heißt denn heute noch Peter! Sei froh, daß
wir dich Tim nennen.“
„Ich bin überglücklich, Gabriele.“
„Gaby ist zeitgemäßer.“
„Für mich bleibst du immer
zeitgemäß. Auch in ferner Zukunft. Vielleicht werden die Kinder dann wie
Roboter genannt. Heh, 11, iß dein Weltraum-Müsli! Sonst mußt du mit VJ 4 zu
Hause bleiben, und wir fahren übers Wochenende ohne euch in die Abenteuer-Ecke
von Galaxie 3000.“
„So werde ich meine Kinder nie
taufen“, erklärte Gaby. „Klar. Das sprechen wir dann ab.“
„Wir?“
Tim grinste und tippte auf die
Werner-Simon-Zeile.
„Er wohnt... nein, wohnte...
Ulanen-Weg 11, Telefon 4 44 77 01. Weißt du, wo der Ulanen-Weg ist?“
Gaby zuckte die Achseln.
Aber Karl wußte Bescheid.
„Das ist ein grünes
Kleine-Leute-Viertel hinter dem Güter-Bahnhof West. In 20 Minuten schaffen wir
die Strecke.“
Sie hatten Oskar mitgenommen.
Gabys Hund ist ein ausdauernder
Läufer und bleibt immer brav neben dem Rad seines Frauchens, angeleint
selbstverständlich, was auf alle Fälle sicherer ist.
Karl hatte gut geschätzt.
Nach 21 Minuten bogen die fünf
in den Ulanen-Weg ein.
Kleine Häuser standen hier,
umrahmt von Gärten, die noch weniger Grundfläche hatten als die Gebäude. Die
Straße wies Schlaglöcher auf. Garantiert wohnte hier kein städtischer Ratsherr
und kein höherer Verwaltungsbeamter. Denn auf den Verkehrsadern zu deren
Adressen sind die Straßen bekanntlich immer in exzellentem Zustand.
Kleinwagen parkten und
Mittelklasse-Modelle, die aber im Durchschnitt acht Jahre alt waren.
Tim sah nach der ersten
Hausnummer und stellte fest, daß hier das falsche Ende der Straße war, nämlich
die Hausnummer 104.
Also vorbei an den Gärtchen, in
denen noch nichts grünte. Die Gartenzwerge freilich waren gut durch den Winter
gekommen und grinsten
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