Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu
sein.
Neben ihm zog Gaby mit
vernehmlichem Zischen die Luft ein.
„Mein Mann“, sagte Carola
leise, „hat für niemanden mehr Zeit. Niemals mehr. Er ist... gestorben. Heute
vormittag ist er gestorben.“
Alle Gesichter drückten
Betroffenheit aus.
In die Stille sagte Tim: „Das
tut uns leid. Sehr leid. Unser Beileid, Frau Simon. Dann ist unser Anliegen
auch nicht mehr wichtig.“
Carola strich sich über die
Stirn. „Worum geht es denn?“
„Willi... nein, ich... also,
wir fuhren letzte Nacht durch die Diepensiek-Gasse. Dort parkte der Jeep. Es
regnete. Dazu Dunkelheit und glitschiger Boden. Wir haben uns ein bißchen
gefürchtet, denn von irgendwoher kamen seltsame Geräusche. Dann sind meine
Rennrad-Reifen auf dem nassen Boden weggerutscht und — crash! — ich bin volle
Pulle gegen den Jeep geprallt. Er hat eine Beule im Blech. Und Kratzer auch.
Leider haben wir dann Unfallflucht begangen. Sind also weg haste-was-kannste.
Aber ich habe nicht mit meinem Gewissen gerechnet. Das läßt mir keine Ruhe. Nun
bin ich hier, um den Schaden zu begleichen — geldlich, meine ich.“
Carola lächelte freudlos. „Es
ehrt dich. Aber ich habe jetzt andere Sorgen.“
Tim nickte. „Wahrscheinlich
gehören Willi und ich zu den letzten, die Ihren Mann lebend gesehen haben.“
„Wie kommst du darauf?“
„Als wir wegfuhren, habe ich
mich umgedreht. Und ich bemerkte eine Gestalt, einen ziemlich großen Mann. Mit
heller Regenjacke, glaube ich. Er taumelte. Ich hielt ihn für einen
Betrunkenen. Aber vielleicht war es ein Schwächeanfall, und wir hätten ihm
helfen müssen.“
Hastig schüttelte Carola den
Kopf.
„Nein, bestimmt nicht. Das war
nicht mein Mann. Er war... gestern schon krank. Er fühlte sich elend und war
die ganze Zeit zu Hause. Ich bin in der Diepensiek-Gasse gewesen. Mit
dem Jeep. Habe eine Freundin besucht. Und wie das so ist: Es wurde ziemlich
spät.“
Wie sie lügt! dachte Tim. Und
merkt nicht mal, in was für ein schlechtes Licht sie sich bringt. Der Mann zu
Hause, elend und krank. Aber sie hockt bei einer Freundin und verplaudert die
Zeit.
„Sie bestehen also nicht
darauf“, sagte er, „daß ich die Kosten für das Ausdellen übernehme?“
„Wie ich schon sagte: Ich habe
jetzt andere Sorgen.“
„Dann wollen wir nicht länger
stören“, meinte der TKKG-Häuptling und deutete eine Verbeugung an.
Die vier machten den Abflug.
Wieder knurrte Oskar in
Richtung Obergeschoß.
Hinter den Kids schloß sich die
Haustür. Zurück blieben Kümmernis und die Anzeichen von Lüge und Angst.
„Pst!“ sagte Tim. „Erst außer
Hörweite, dann reden wir.“ Außer Hörweite — das war nur ein kleines Stück die
Straße hinauf. Denn das Haus Nr. 11 lag etwas weiter zurückgesetzt als die
anderen Häuser. Das Nachbar-Gebäude verstellte die Sicht.
„Mir ist es heiß und kalt über
den Rücken gelaufen“, sagte Gaby. „Besonders oft kalt. Makaber, Tim! Der Tote
ist sicherlich noch im Haus, Oskar hat das gemerkt. Und wir ziehen diese Schau
ab. Ein bißchen schäme ich mich.“
„Du hast keinen Grund, Gaby.
Ich hätte ihn schon eher. Aber mich interessiert nur das Ergebnis. Und ich
meine, wir haben was. Die Frau ist total unsicher. Aber nicht wegen des
Todesfalles, sondern weil sie dachte, wir hätten Ihren Mann beim Überfall
beobachtet.“
„Das vermutest du“, sagte Karl.
„Einen Beweis hast du nicht.“
„Und das Gelüge zum Schluß, sie
wäre bis spät in die Nacht hinein bei einer Freundin gewesen?“
„Auch das kann stimmen. Du bist
doch nur deshalb so auf sie fixiert, weil du den großen Kerl in der Lederjacke
für den MP-Typen hältst. Kann auch ein Irrtum sein. Hochgewachsene Räuber gibt
es zuhauf.“
Tim legte den Zeigefinger an
die Nase. „Stimmt. Trotzdem rieche ich förmlich, daß wir auf der richtigen
Fährte sind. Außerdem möchte ich mal in die Garage sehen.“
„Weshalb denn das?“ fragte
Klößchen.
Tim grinste. „Wegen der Delle
am Jeep. Letzte Nacht konnten wir ja kaum erkennen, wie groß der Schaden
wirklich ist.“
„Stimmt!“ nickte Klößchen. „Es
war wahnsinnig dunkel und... Heh! Willst du mich verscheißern? Das mit dem
Crash haben wir doch nur behauptet.“
„Aus der Luft gegriffen“, sagte
Gaby, „als Vorwand.“
„Egal“, meinte Tim. „Der Jeep
interessiert mich. Vielleicht liegt die MP noch drin. Oder eine Pistole.“
„Du glaubst doch nicht im
Ernst“, sagte Gaby, „daß ausgebuffte Ganoven sowas
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