Die Scheune (German Edition)
der alten Kirche in der Nebraska Avenue schlug sechs Uhr abends.
Dane kam wieder zu sich. Ein starker Schmerz durchfuhr seine Glieder. Die verkrampfte Haltung ließ ihn kaum aufstehen. Er fühlte eine durchnässte Hose zwischen den Beinen und musste sich eingestehen, während des Schlafs den Druck der Blase verpasst zu haben. In der Gesäßtasche der Arbeitshose fühlte er einen schweren Gegenstand. Die Waffe des Polizisten. Dane konnte sich den Besitz zunächst nicht erklären, ebenso nicht seinen Aufenthalt neben dieser Toilette. Er zog sich unter Schmerzen auf den Rand der verschmutzten Toilettenbrille und flehte leise um eine Erinnerung. Nichts. Daraufhin schlug er seinen Schädel mehrmals gegen die Trennwand und begann, auf sich einzureden. Solange, bis er sich erinnerte. Er sah Sarah und hörte den Schuss auf Dr. Recon. Es erschütterte ihn keineswegs, im Gegenteil, er begann sich zusehends wohler zu fühlen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, gezeichnet von stiller Genugtuung. Recon hätte ihn nicht aufhalten dürfen.
Dane Gelton verließ die Kabine. Ein alkoholisierter Stadtstreicher hauste unter dem Waschbecken und kam ihm wie gerufen. Gelton tauschte die Kleidung gegen den Willen des Obdachlosen aus. Der hatte keine Wahl in seiner Trunkenheit.
Als Dane Gelton das Pissoir verließ, kleidete ihn eine verschlissene, braune Stoffhose und ein blaugraukariertes Hemd. In dieser Kleidung hatten wir keine Chance mehr, ihn zu finden. Zu seiner Überraschung fand er in der rechten Hosentasche eine abgenutzte Geldbörse, die ihn tatsächlich mit 83 Dollar segnete, das erbettelte Geld des Vortages. Das hatte Perspektiven. Im nächsten Urban-Warenhaus kaufte er Unterwäsche, eine Jeans und ein schwarzes Hemd. Die Kleidung des Stadtstreichers verschwand in einem Mülleimer am Eingang des Stadtparks. Dane konnte nun mit Verlaub sagen, dass er sich besser fühlte. Ein Haarschnitt bei Tonio's war fällig.
Man kannte ihn dort schon lange und begrüßte ihn sehr herzlich. Besonders liebte man seine großzügigen Trinkgelder. So war die Überraschung groß, als Dane nichts als den Betrag für den Haarschnitt und einen netten Gruß zum Tage hinterließ.
Ja, das war es. Jetzt ging es ihm wieder gut. Wer konnte nun noch feststellen, dass er krank war?
Er spürte plötzlich diesen sexuellen Druck, etwas, was er jahrelang nicht mehr gespürt hatte. Es war wie damals, als er noch in Glendale gelebt und sich regelmäßig eine Prostituierte gesucht hatte. Er ging auf die Suche.
Sie war nicht mehr allzu jung, vielleicht 35, hieß Patrica und erlebte zum ersten Mal in ihrem Gewerbe eine solche Vergewaltigung. Dabei sah er so gut aus. Es hätte ihr auf legalem Wege viel mehr Spaß mit ihm gemacht. Aber die Brutalität, die er an den Tag legte, bestürzte sie zutiefst.
Er ließ sie liegen, was sollte es. Sie hatte ihn gesehen, sie würde ihn wieder erkennen, wenn sie gefragt würde. Er wollte sowieso die Stadt verlassen, also, was sollte es? Er verschwand.
*
Es wurde Zeit für die Farm.
Das Taxi stoppte am Anfang von Fields. Die Farm lag gut eine halbe Meile im Feld.
Dane drückte dem Taxifahrer seine letzten Dollar in die Hand und schlug den Weg zur Farm ein. Der Taxifahrer fuhr schmunzelnd davon, denn soviel Spaß hatte er bei einem Gespräch mit einem Kunden schon lange nicht mehr gehabt. Humorvoll schilderte ihm Dane sein Vorhaben für die nächsten Stunden, und der Fahrer amüsierte sich köstlich dabei. Er erkannte nicht den kranken Ernst der Sache und erfuhr erst Tage später von dem Mörder, den er so unbedacht ans Ziel seiner Wünsche gebracht hatte. Seitdem fuhr er kein Taxi mehr.
Die ausgewachsenen Maispflanzen boten Dane einen hervorragenden Schutz, sich bis zur Farm zu schleichen. Er sah einen Polizeiwagen und meinen Chevy vor dem Haus. Durch Sarahs kargen Gardinenbehang sah er die Schatten zweier Männer, die an seinem Küchentisch saßen und Kaffee tranken. Er schlich zur Scheune und verschwand unbemerkt darin. Die Waffe des Polizisten, die er immer noch bei sich trug, hatte noch drei Schüsse. Es erschien ihm im Zweifelsfalle zu wenig. Sicher, er konnte hervorragend zielen, aber das garantierte ihm nicht unbedingt einen Treffer. Er begann die Axt zu suchen, doch er konnte sie nicht finden. Sie war nicht mehr da. Das machte ihn wütend. Er griff nach einer kleinen Handsense und löste geschickt den Holzstiel von ihr, so dass ihm das Blatt als Waffe handlich und zweckmäßig erschien. Er
Weitere Kostenlose Bücher