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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Augenlider zitterten, und stumm starrte er Roosevelt an. Der hatte genug gesehen.
     
    Lass dich nicht aus dem Konzept bringen!, sagte das Loch aufgebracht. Der blöfft doch nur.
    Ich konnte nichts dafür, rechtfertige Dane seine unangebrachte Reaktion.
    Du musst mehr an dir arbeiten. Sagt auch dein Arzt.
     
    *
     
    Roosevelt war ihm gefährlich nahe gekommen – schon am ersten Tag.
    Dane fiel nach dem Gespräch erschöpft auf sein Bett und träumte von kranken Geschöpfen, die singend einen missgestalteten Affen umringten. Dieser begleitete den Gesang mit einer Querflöte und hüpfte dabei fröhlich im inneren Kreis herum. Dane erkannte sich plötzlich selbst als einen der umringenden Geschöpfe und schreckte schweißgebadet in die Höhe. Sein Herz raste. Immer noch kam ihm sein Zimmer fremd vor. Er ging unter die Dusche, um den dreckigen Traum von sich zu waschen. Rhyan klopfte an. Man vermisse ihn am Mittagstisch.
    Oder kontrollierten sie ihn? Er sah auf die Kamera. Sie war ausgeschaltet. Jetzt, als er hinsah.
     
    Als Dane die Treppen hinunterging dachte er angewidert an die Kranken, die ihn umgaben – nicht nur im Traum. Er fand den Gedanken abstoßend und betrat ohne Appetit den Speisesaal.
    Der war groß, viel größer als die Eingangshalle. Und die hatte ihn schon beeindruckt. Trockensträuße einst blühender Sommerblumen hingen gebunden von der Decke und rochen nach frischem Heu. Der Duft schenkte ihm Gedankenbilder, die er nicht wollte. Ganz plötzlich waren sie da – die Erinnerungen. Das Gefühl überkam ihn so unerbittlich, dass er zu schwanken begann.
     
    Reiß dich zusammen!, ermahnte ihn das Loch.
     
    In den Ecken standen getrocknete Blumen in großen Vasen. Ekelhaft.
    Die Tische fassten vier Personen, einladend mit Besteck, Servietten und kleinen Sträußen gedeckt. Überall verbreitete sich der Geruch von Heu.
    Dane suchte seinen Platz wieder im hinteren Teil des Saals. Er verspürte weder Hunger noch Durst. Die anderen Patienten versuchten ihn unauffällig anzuschauen. Der Raum füllte sich, und eine für ihn unangenehme Geräuschkulisse entstand. Sein Blick war verachtend. Alles Kranke, dachte er. Er mochte ihren Geruch nicht. Oder war es das Heu? Er nahm die Speisekarte und verbannte mit ihr seine Gedanken.
    Eine freundliche, ältere, sehr gepflegte Dame erschien und fragte nach seinen Speisewünschen. Er hätte gerne einen Gin gehabt. Den aber gab es hier nicht. Also bestellte er gleichgültig einen Kaffee.
     
    Sie passierte die Tür, Sarah , die ihn am Tag seiner Ankunft so herzlich begrüßt hatte und durchschritt den großen Speisesaal. Sie hatte sich in dieser Nacht alles genau überlegt. Ihr Blick schweifte suchend durch den Raum, bis sie ihn fand. Ihr Herz schlug kräftig. Sie sah sein dunkles Haar, sein Profil, bis sie schließlich vor ihm stand. Sein Blick war zum Fenster gerichtet. Leise erbat sie, an seinem Tisch Platz nehmen zu dürfen.
    Dane fuhr erschrocken herum und sah zu der Frau auf, die plötzlich an seinem Tisch stand, zierlich und strahlend. Er nickte verlegen und zeigte widerwillig mit der Hand auf den gegenüberstehenden Stuhl. Sie nahm es erfreut als Höflichkeit auf und setzte sich.
    „Danke“, erwiderte sie.
    Dane wurde nervös. Er sah wieder zum Fenster hinaus. Es war ihm nicht recht, dass sich jemand zu ihm setzte. Und schon gar nicht eine Frau. Davon hatte er momentan genug.
    Er spürte ihren Blick auf sich gerichtet und sah sie schließlich an. Erst flüchtig, dann ganz direkt. Dann konnte er nicht mehr wegsehen. Ihr Blick ließ es nicht zu.
    Sie versuchte natürlich zu lächeln, aber es war künstlich. Er war ernst. Sie begann zu reden. Er sah wieder weg, schwieg. Dann sah er wieder zu ihr hin, und ihre Blicke verfingen sich erneut ineinander. Sarah verstummte und wurde rot. Danes Gesichtsausdruck zeigte Verlegenheit, und er wurde auch rot. Irgendetwas passierte in ihm. Er stand auf und verließ den Speisesaal.
    Sarah saß nur da – starr, desorientiert und unterdrückte ihre Tränen der Enttäuschung vor den anderen Patienten.
     
    Reiß dich zusammen!, herrschte ihn das Loch an.
    Hab ich ja!, verteidigte sich Dane. Was meinst du, warum ich gegangen bin.
    Du solltest sie nicht wieder an deinen Tisch lassen.
    Das werde ich nicht.
    Reiss dich zusammen, verdammt! Sie ist gefährlich!
     
    *
     
    Der zweite Tag brach an. Dane konnte nicht sagen, ob er gut geschlafen hatte. Alles in ihm war durcheinander gekommen. Das Loch hatte ihn heute morgen wach gemacht

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