Die Scheune (German Edition)
Prellung von Danes Schlag an der linken Wange.
„Ich wusste nicht, dass du so einen Ärger machst!“, sagte er und schmiss ihm die Kleidung aufs Bett. „Zieh dich an!“
Dane kam Rhyans Aufforderung nach und folgte ihm in den dritten Stock in ein neues Zimmer. Dort gab es nur eine sporadische Einrichtung. Dafür hing über der Tür wieder eine Kamera. Rhyan unterrichtete ihn über sein zukünftiges Ausgehverbot, knallte ihm einen Wecker auf die Nachtkonsole und erinnerte ihn an den morgigen Termin mit Dr. Roosevelt.
Von allen Seiten griff die Kälte nach ihm.
Was soll ich jetzt tun?, fragte Dane das Loch.
Mach einfach nur weiter, riet ihm das Loch.
Ich soll mich wieder vergessen und alles kurz und klein schlagen?
Dir fällt sicher etwas besseres ein.
*
Roosevelt versuchte mit Dane erneut ins Gespräch zu kommen. Seine Fragen waren freundlich und ohne böse Absicht. Doch Dane reagierte nicht. Er saß dem Arzt stumm und teilnahmslos gegenüber und schaute immer wieder aus dem Fenster. Roosevelt beendete das Treffen und verließ unzufrieden den Raum.
Dane verbrachte den Rest des Tages in seinem Zimmer und bemerkte nicht, wie die Kamera alles aufzeichnete.
Man brachte ihm Essen und Getränke. Er fühlte sich eingesperrt und begann plötzlich ein lautes Zwiegespräch mit seinem Loch.
Ich muss Sarah sehen, sagte Dane ungeduldig.
Warum?, fragte das Loch.
Ich brauche sie, um das alles hier durchzustehen.
Was kann sie schon für dich tun?
Sie kann mir helfen, einen anderen Weg zu finden.
Einen Teufel wirst du tun!, schrie das Loch.
Was macht das noch für einen Sinn hier!, schrie Dane zurück.
Das Loch beruhigte sich. Du wirst bald verstehen. Ich bin bei dir. Denke immer daran.
Du bringst mir nur Ärger, sagte Dane und ging unter die Dusche.
Dane verspürte gegen Nachmittag ein starkes Unbehagen in seiner Magengegend und erbrach sich. Er versuchte zu meditieren, aber seine Gedanken an Sarah ließen ihn nicht zu Ruhe kommen. So suchte er erneut das Gespräch mit dem Loch, aber es bestrafte ihn mit Ignoranz. Gegen Abend erbrach er sich ein weiteres Mal. Er duschte heiß und ging zu Bett.
Seine Träume ließen ihn mehrmals aufschrecken, nass vom Angstschweiß.
*
Am nächsten Morgen ließ Roosevelt Dane wieder in sein Büro rufen. Seine Ansprache war diesmal nicht mehr freundlich. Im Gegenteil, er teilte ihm seine Entlassung aus dieser Klinik mit. Er werde ihn in eine geschlossene Klinik überweisen müssen. Gleich morgen. Damit nicht noch mehr Unheil geschehe.
Dane verließ den Raum. Roosevelt war klar, dass es nun in ihm brodeln musste.
In der Tat, Dane hatte sich die Worte des Arztes genau angehört und sagte entschlossen zum Loch:
Du hast recht. Ich muss was tun.
Das Loch lachte.
*
Roosevelt gab Dane am nächsten Tag tatsächlich seine Entlassungspapiere. Im Anhang befand sich eine Einweisung in eine Psychiatrie wegen Selbstgefährdung und Gefährdung anderer.
Roosevelt sah noch, wie Dane taumelnd das Zimmer mit den Papieren in der Hand verließ. Jetzt hatte er ihn. Dabei war es gar nicht üblich, solchen Patienten die Papiere selbst zu übergeben. Dafür bestellte man Angehörige oder gesetzliche Vertreter. Und sofort einen Krankentransport.
Sarah vermisste ihn beim Abendbrot und sah jedes Mal zur Tür, wenn ein Patient den Essraum betrat. Später klopfte sie an seine Zimmertür und fragte, ob alles in Ordnung sei, aber sie bekam keine Antwort. Enttäuscht suchte sie ihr Zimmer auf und durchblätterte unaufmerksam eine Modezeitschrift.
Die Kamera in seinem Zimmer war eingeschaltet, aber sie zeigte nichts weiter als einen leeren Raum. Es war schon spät in der Nacht, als einer der Aufseher die Situation schließlich für meldepflichtig hielt.
Nach dem Abschlussgespräch mit Roosevelt war Dane durch den Garten der Anlage geirrt. Er hatte zu dem kleinen Wald hinunter in das Tal gesehen. Stimmen riefen ihn. Er folgte ihnen und verschwand zwischen Bäumen und Sträuchern. Da niemand seinen Ausflug bemerkte, suchte ihn zunächst auch niemand.
Komm!, rief ihn das Loch und führte ihn wieder in den Tunnel.
Dane folgte ihm unsicher.
Der Wald war dunkel. Er formte sich zu einem Tunneleingang. Dane trat vorsichtig ein. Der Tunnel war kalt, grau und leer. Und ganz hinten war immer noch das Licht zu sehen. Dane bewegte sich tiefer und tiefer hinein. Vor dem Licht baute sich wieder dieser große Schatten auf. Als er näher trat erkannte er
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