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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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nicht.«
    »Weil ihr Anführer ein Römer ist und weiß, worauf er sich einstellen muss«, führte ich seinen Gedanken zu Ende. Er nickte. »Spurius. In den guten alten Zeiten, als wir noch eine Macht unter Segeln waren, hätte er einen guten Kapitän abgegeben.«
    »Erzähl mir von ihm«, forderte ich den ehemaligen Piraten auf.
    »Ich kann dir erzählen, was ich von ihm weiß, aber allzu viel ist es nicht. Ich bin nie groß in seine Nähe gekommen, ich war nicht einmal auf demselben Schiff wie er. An Land habe ich ihn hin und wieder gesehen und habe auch an ihrem Kriegsrat teilgenommen. Piraten sind nicht organisiert wie die Marine, musst du wissen.« Er blähte die Nüstern und sog die salzige Meeresluft tief ein. »Sie sind eine Truppe von Gleichen, und jeder hat Mitspracherecht. Ihre Anführer sind bloß die härtesten Kämpfer, die besten Seeleute oder diejenigen, die am gerissensten sind, wenn es darum geht, eine lohnende Prise auf zu spüren oder mit der Beute unversehrt zu entkommen.« »Und was waren Spurius' Qualitäten?« fragte ich, fasziniert von diesem Einblick in eine Welt, die mir so fremd war wie nur irgendwas.
    »Nun, ein großer Seemann ist er nicht, wie man es von einem Römer ja auch nicht erwartet. Aber im Nahkampf nimmt er es mit den Besten auf, und am Ende klebt das Blut seiner Feinde an seinem Schwert, während kein Tropfen seines eigenen geflossen ist.«
    »Aus deinem Mund ist das ein großes Lob«, stellte ich fest. Er lächelte zufrieden. »Man hat mich frühzeitig und gut unterwiesen. Wie dem auch sei, Spurius war ein römischer Deserteur, der sich mit Spartacus verbündet hatte und vor dem bitteren Ende fliehen konnte. Aber Genaueres weiß ich nicht.« »Wie alt würdest du ihn schätzen?« fragte ich.
    »Etwa vierzig, würde ich sagen.«
    Ich überlegte. »Der Sklavenkrieg begann vor einundzwanzig Jahren während des Konsulats von Clodianus und Gellius und endete zwei Jahre später. Das wäre also denkbar, wenn er als junger Rekrut desertiert ist. Egal, sprich weiter. Erzähl mir, wie er aussieht.«
    Ariston schloss für einen Moment die Augen und sah mich dann direkt an. »Groß für einen Römer, etwa deine Größe, aber breiter. Kräftig wie ein Ochse und flink wie eine Katze. Er trägt einen Vollbart und lange Haare. Vielleicht will er nicht aussehen wie ein Römer mit glattrasiertem Gesicht und kurzem Haar.« »Ich nehme an, du kannst unsere regionalen Dialekte nicht voneinander unterscheiden? Es wäre vielleicht hilfreich zu wissen, ob er aus Rom selbst oder einem anderen Teil Latinums stammt.«
    Der Pirat in meinen Diensten schüttelte sein kantiges Haupt. »Ich habe ihn sowieso nie Latein sprechen hören, nur Griechisch und ein wenig Aramäisch.«
    »Aramäisch?« fragte ich verwundert. »Seid ihr in Syrien oder Judäa an Land gegangen?«
    »Einmal, um Beute zu verkaufen. Ich glaube, dort habe ich ihn auch Aramäisch sprechen hören. Mit Griechisch kommt man fast überall durch, aber im Osten sind auch ein paar Brocken Aramäisch durchaus nützlich.«
    »Und hat er es gut gesprochen?« hakte ich nach. »Besser als ich jedenfalls. Es klang so fließend wie sein Griechisch, und er spricht Griechisch wie ein Athener. Warum willst du das wissen?«
    Ich ließ meinen Blick über das ruhige Wasser schweifen. Mein Glück mit dem Wetter hielt offenbar an. »Ich versuche nur, mir ein Bild von dem Mann zu machen. Ich möchte nicht gegen einen vollkommen Fremden in den Kampf ziehen, wenn wir uns Mann gegen Mann und Schwert gegen Schwert gegenüber stehen. Viele Kommandanten gehen einfach davon aus, dass ihr Gegner so ist, wie sie ihn sich vorstellen, und belassen es dabei. Die neigen dann dazu, mit einem Ausdruck großen Erstaunens zu sterben.«
    »Das ist schlau«, meinte er, und ich fühlte mich absurderweise geschmeichelt.
    »Wie ist er als Stratege?« wollte ich wissen.
    »Der beste. Er kennt die Handelsrouten, ist auf dem laufenden, wo sich die Flotte befindet, kennt den Wert jeder Ladung und weiß, wann eine Fuhre Glaswaren, sagen wir, in Berytus einen besseren Preis erzielt als in Jaffa. Man hat ihn deswegen schon eine Krämerseele genannt, allerdings nie von Angesicht zu Angesicht.«
    »Hat er regelmäßige Kontakte an Land - beispielsweise an der Küste niedergelassene Kaufleute, die ihm die Beute abnehmen?«
    »Gewiss«, erwiderte Ariston, »aber er verhandelt privat mit ihnen. Das ist seine Methode, seine Führungsposition zu verteidigen.«
    »Wie ist er überhaupt ihr Anführer

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