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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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furchteinflößenden Ariston eilten wir zum Hafen hinunter.
    Ion hatte die Schiffe im Wasser und komplett bemannt, obwohl viele der Männer ihre Köpfe nur äußerst behutsam bewegten, über die Reling kotzten oder zusammengesunken auf ihren Bänken hockten. Ich kletterte an Bord meines Schiffes und gab Befehl abzulegen. Kleopatras Barkasse schob sich elegant neben meine.
    »Wir haben auf dich gewartet«, begrüßte sie mich leicht indigniert. »Sie sind vor einer Stunde vorbei gesegelt und haben einen südlichen Kurs eingeschlagen. Mein Späher hat sie vom Masttop gesichtet.«
    »Hast du sie auch mit eigenen Augen gesehen?« fragte ich. »Und ob«, erwiderte sie stolz.
    »Wie hast du es rechtzeitig zum Hafen geschafft?« wollte ich wissen.
    »Ich habe auf meinem Schiff geschlafen, wie du es auch hättest tun sollen«, belehrte sie mich. »Und ich habe meine Mannschaften ebenfalls an Bord gehalten. Feiern verboten! Jetzt werden sie uns entwischen.«
    »Schimpf nicht mit mir«, bat ich. »Dafür habe ich eine Frau. Wie viele Schiffe waren es?«
    »Drei«, antwortete die Prinzessin.
    Ich versuchte trotz des dichten Nebels in meinem dröhnenden Schädel einen rationalen Gedanken zu fassen. »Nur drei? Sie müssen ihre Flotte aufgeteilt haben. Also gut. Ruder ausfahren und ihnen nach. Schlagmann! Sobald wir offene Gewässer erreicht haben, möchte ich, dass du das Tempo erhöhst.« Ächzend und stöhnend schleppten die Männer sich an die Ruder, und zunächst wirkten ihre Schläge so abgehackt und unsynchronisiert, dass man sie für Landratten hätte halten können. Doch schon bald fielen sie in ihren gewohnten Rhythmus und schwitzten den Wein der vergangenen Nacht aus. Ich ließ die Soldaten antreten und das Entern fremder Schiffe und die Bedienung der Katapulte üben, bis auch sie in ihren Rüstungen schwitzten. Gleichzeitig vergewisserte ich mich, dass die Männer auf den anderen Booten dasselbe taten. Als die Piratenschiffe in Sicht kamen, hatte ich das Gefühl, das Schlimmste wäre überstanden. Mein Kopf war fast wieder klar, mein Magen hatte sich beruhigt, und meine Kräfte waren in meine Glieder zurückgekrochen.
    Wir hielten uns dicht an der Küste in der Nähe eines Strandes, den ich bei unseren früheren Ausfahrten nicht bemerkt hatte. Er war steinig und verlassen bis auf ein paar alte verfallene Gebäude, die aussahen, als seien sie seit Jahrhunderten unbewohnt. Ein Ort mit unangenehmer Aura, ein passender Schlupfwinkel für Harpyien und Gorgonen.
    »Sie wenden!« rief Ion. Direkt vor uns hatten die drei schlanken Schiffe die Ruder eingetaucht, um ihre Fahrt zu bremsen. Dann paddelten Backbord- und Steuerbordruder rasch in entgegengesetzte Richtungen, bis sich die Boote elegant gedreht hatten und uns ihre Rammen präsentierten. »Sauberes Manöver«, bemerkte Ariston fachkundig. Er hatte sich zu mir gesellt, gemeinsam standen wir im Bug der Nereide. »Unbedingt«, meinte auch Ion. »Und ich denke, wir sollten besser das gleiche tun, Senator.«
    »Warum?« fragte ich überrascht. »Wir haben sie verfolgt, um sie zu erwischen, und wir sind immer noch vier Schiffe gegen drei, ganz egal, wie gut sie rudern.«
    Sie sahen mich angewidert an. »Und wie lange, glaubst du, wird das so bleiben?« meinte mein Skipper beinahe mitleidig. »Wenn drei von ihnen glauben, sie könnten es mit vier Kriegsschiffen aufnehmen, dann sind ihre Freunde bestimmt nicht weit. Sie haben uns eine Falle gestellt, Senator.« »Hältst du mich für vollkommen beschränkt, oder was?« fuhr ich ihn an. »Verkatert oder nicht, mir war sofort sonnenklar, dass sie uns provozieren wollten, als ich hörte, dass sie in nicht kompletter Stärke vor dem Hafen auf und ab gegondelt sind. Aber mein Auftrag lautet, diese Banditen zu fangen, und genau das habe ich vor. Wenn ihre übrigen Schiffe hinter einer Landspitze auftauchen, liefere ich ihnen gleich hier an Ort und Stelle eine Schlacht, die sich gewaschen hat. Denkt nur daran, dass wir ein paar von ihnen lebend erwischen müssen, um herauszufinden, wo sie ihren Stützpunkt haben.«
    Ariston lachte. »Vielleicht hat der Senat doch den richtigen Mann geschickt.«
    Ion schüttelte den Kopf. »Ich habe nach wie vor meine Zweifel.«
    Als die Schiffe näher kamen, sah ich, was die Frau von der Insel gemeint hatte, als sie sagte, die Piratenschiffe wären »von derselben Farbe wie das Meer«. Die Rümpfe waren mit einem dunklen Blaugrün bemalt. Mit gerafften Rahsegeln und umgelegten Masten würden sie mit

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