Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)
setzen: Hier der zu Unrecht Verfolgte, dort der gewissenlose Tyrann … Viele empören sich, viele haben Mitleid mit dem geschundenen Dichter. Und viele denken sich: Dem Manne muss, dem Manne kann geholfen werden!
Schiller profitiert langfristig von dieser frühen PR-Maschinerie. Er wird nicht nur schon zu Lebzeiten einer der bekanntesten deutschen Dichter, dessen Ruhm auch rasch in die Musenstadt Weimar dringt. Er findet durch diesen zunehmenden Ruhm auch immer mehr Förderer, die ihn unterstützen, ihn zumindest teilweise von seiner drückenden materiellen Last befreien (siehe Kapitel „Suche Dir Förderer und Gönner“).
Und, noch viel wichtiger, Schiller arbeitet schon zu Lebzeiten an seiner eigenen Legende. Über seinen – allzu frühen – Tod hinaus bleibt Schiller dem Publikum als Ausnahme-Dichter und bedeutendster deutscher Dramatiker in Erinnerung, auf einer Stufe mit dem großen Goethe. Und dies bis zum heutigen Tag. Schillers großartiges literarisches Werk ist nicht zuletzt dank einer klugen Öffentlichkeitsarbeit bis heute so präsent. Und auch wir dürfen uns gelegentlich fragen: Was haben wir – über das normale Tageswerk hinaus – dafür getan, unsere guten Leistungen zu kommunizieren? Werden wir auch außerhalb unseres direkten Umfelds positiv wahrgenommen? Sind wir in unserem Unternehmen, unserer Branche oder auch darüber hinaus ausreichend vernetzt? Und wenn nicht, wie könnten wir das zum Positiven hin ändern?
Das kann zum Beispiel bedeuten, regelmäßig als Gastautor Beiträge in Branchenpublikationen zu veröffentlichen. Das kann auch heißen, als Referent bei einschlägigen Fachtagungen aufzutreten, Branchenforen zu moderieren oder sich sogar mit einem Buch als Experte für ein bestimmtes Thema zu profilieren. Hauptsache, man zeigt Flagge. Manchmal genügt ja bereits schon ein interessantes Profil in einem der bekannten Karriere-Netzwerke oder der relevante Lebenslauf, den wir einem einschlägigen Personalberater haben zukommen lassen. Es muss ja nicht immer gleich wie bei Schiller ein Ölporträt sein, das wir anfertigen lassen.
„Ich bin gewohnt, dass das Meer aufhorcht, wenn ich rede.“
Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
27 LASS’ DICH COACHEN: UNTERSCHÄTZE NICHT DIE FAKTOREN AUSSEHEN, SPRACHE UND KLEIDUNG
„Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Kultur, den
Menschen auch schon in seinem bloß physischen Leben der Form
zu unterwerfen und ihn, so weit das Reich der Schönheit nu
immer reichen kann, ästhetisch zu machen, weil nur aus dem
ästhetischen, nicht aber aus dem physischen Zustand der
moralische sich entwickeln kann.“
Über die ästhetische Erziehung des Menschen
Stolz stehen die beiden in Bronze gegossen auf ihrem Sockel vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar. Goethe, der ältere, blickt ruhig, an einen Eichenstamm gelehnt, in die Ferne. Seine linke Hand ruht auf Schillers Schulter, mit der rechten reicht er ihm einen Lorbeerkranz, den Schiller, eine Schriftrolle umfassend und den Blick in die Höhe gerichtet, zögernd ergreift. Während Goethe, seinem Amt als Minister entsprechend, mit einem Staatsrock bekleidet ist und sein Hemd von einem Spitzenjabot geziert wird, wirkt Schiller, der sich seinen Lebtag lang nicht viel aus eleganter Kleidung gemacht hat, deutlich unordentlicher: Der lange Gehrock ist zurückgeschlagen, der offene Hemdkragen – der als „Schillerkragen“ Mode-Karriere gemacht hat – nachlässig, die Weste voller Falten und mit offen gelassenem Knopf …
Es ist eine höchst treffende Darstellung Schillers. Denn mit der Ordnung hat es Schiller in jungen Jahren nicht sonderlich genau genommen. In der Karlsschule wurde ihm der fehlende Ordnungssinn förmlich eingeprügelt, musste sich Schiller die rötlichen Haare weiß pudern lassen, weil der Herzog rote Haare hasste, musste sich einen korrekten Zopf binden, seine Garderobe peinlich in Ordnung halten. Das Ganze wurde laufend inspiziert, und schon kleinste Nachlässigkeiten wurden streng geahndet, meist mit einem Verweis vor versammelter Mannschaft.
Kein Wunder, dass Schiller nach seiner Flucht seine vermeintliche Freiheit auch in Kleidungsfragen genießt, sich wenig aus seiner Garderobe macht (und aus Geldmangel auch gar nicht machen kann), und sich auch an abgerissenen Knöpfen nicht sonderlich stört. Den Satz „Das Äußere ist das sich offenbarende Innere“ wird er erst viel später zu Papier bringen – und dann auch für sich selbst verinnerlicht haben. Doch
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