Die Schlacht von Trident
»Weisheitsbringer« ins Gedächtnis. Es war eine ähnliche Situation wie die heutige gewesen, natürlich viele tausend Jahre zuvor, aber doch noch nicht so lange her, dass sich das Wesen nicht daran erinnern konnte. Zeit und Raum fühlten sich für den Amorphen vollkommen anders an als für eine Spezies, die des Formwandeins und körperlichen Bergstromraumreisens nicht mächtig war.
Der Amorphe bewegte sich auf den schlafenden Kridan zu, der seelenruhig in schräger Lage und mit den Fußkrallen eine runde Stange umklammernd dalag. Als er das Bett des Raisa erreicht hatte, wandelte er seine Form in einen unscheinbaren Schemen um, der entfernt humanoid aussah. Mit einer der ausgebildeten Extremitäten berührte er das religiöse Oberhaupt der Kridan.
Der Raisa sog ruckartig die Luft ein und riss die Augen auf. Er schlief noch, doch sein Körper reagierte so auf die Herstellung des telepathischen Kontaktes mit dem »Weisheitsbringer«. Der körperlichen Reaktion folgend wachte auch der Geist des Kridan langsam aus den Tiefen des Schlafes auf.
»Wer bist du?«, verlangte der Raisa zu wissen, »und was machst du hier?«
»Ich bin der, der euch einst zu den Sternen schickte«, sagte das Wesen mit einem feierlichen Unterton in dem artikulierten Gedanken, den es als Antwort sandte. »Ich, der dem Kridan, den ihr den Ersten Raisa nennt, eine Fähigkeit an die Hand gab, die er zum Wohle eures Volkes zu nutzen wusste.«
Der Raisa gab sich skeptisch. »So bist du von Gott gesandt? Um mich in meinem Glauben zu prüfen?«
»Gott hat mit dieser Sache nichts zu tun«, versprach das Wesen. »Ich handele in meinem eigenen Interesse.«
»Dann weiche von mir, Dämon!«, rief der Raisa in Gedanken aus und versuchte, den telepathischen Kontakt abzubrechen. Mit aller mentalen Kraft, die der Greis noch aufzubringen vermochte, drängte er die Gedanken des »Weisheitsbringers« zurück, versuchte sich gegen den diese telepathische Form der Kommunikation zu wehren.
Der »Weisheitsbringer« ließ den Alten eine Weile probieren, bis dieser erkannte, dass seine Kräfte, selbst wenn er noch jung und voller Energie gewesen wäre, niemals ausgereicht hätten, um gegen ein solches Wesen zu bestehen.
Erschöpft gab der Raisa den Kampf auf. »Warum suchst du mich heim, unselige Kreatur!«, wollte er wissen. »Habe ich nicht mein Leben lang tugendhaft und im Sinne der Etablierung der Göttlichen Ordnung gelebt?
Habe ich nicht alles dafür getan, dass Gottes Wille im Universum durchgesetzt wird? Warum straft er mich mit deiner Anwesenheit?«
»Genug!« Der Amorphe hatte schließlich ein Anliegen, wegen dem er gekommen war. Er musste mit dem Raisa sprechen. »Kennst du mich denn wirklich nicht? Kennst du denn die Schriften des Ersten Raisa nicht, der von einem Ereignis wie diesem berichtete?«
»Wer immer du auch sein magst, sei versichert, ich kenne die Schriften des ehrenwerten Ersten Raisa in- und auswendig!«, grollte der greise Kridan.
»Dann ist dir sicher die Begebenheit bekannt, wie eines Nachts ein Wesen aus den Weiten des Alls herabstieg und mit dem Ersten Raisa mentale Zwiesprache hielt, so wie wir es hier tun. Im Laufe der Nacht lernten sich die beiden ein wenig kennen, und das Wesen aus dem All hatte ein Geschenk für das zweite von Gott erwählte Volk dabei – den Überlichtantrieb!«
Der Raisa lachte auf. »Was versuchst du mir da zu sagen? Dass die Kridan nicht selbst in der Lage gewesen wären, einen Antrieb zu entwickeln, der es ihnen ermöglicht, schneller als das Licht zu fliegen? Dass es nicht unser eigener Antrieb war, der uns hinaus ins All streben ließ, um den Ungläubigen die Göttliche Ordnung zu bringen? Dass all das nicht von Gott selbst zu den Kridan kam?« Wieder lachte der Raisa. »Das ist doch nicht möglich. Wie vermessen kann ein Wesen sein, dass es an diesen Dingen zweifelt!«
»Es ist die Wahrheit«, sandte der Amorphe, »und ich werde es dir beweisen.«
Er öffnete seinen Geist, rief sich die Erinnerung an jenen Abend vor Tausenden von Jahren ins Gedächtnis. Er zeigte dem Raisa, was damals passiert war, ließ ihn an seinen Erinnerungen teilhaben, als wäre er selbst dabei gewesen.
Der Raisa sah, wie der Verfasser der Heiligen Schrift der Kridan mit dem »Weisheitsbringer« diskutierte. Sie unterhielten sich über Gott und Seine Herrlichkeit, über die Etablierung der Göttlichen Ordnung und über die Zukunft der Kridan.
»Lug und Trug!«, zeterte der alte Raisa, als er das erste religiöse
Weitere Kostenlose Bücher