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Die Schlacht von Trident

Die Schlacht von Trident

Titel: Die Schlacht von Trident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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Oberhaupt der neuen Zeitrechnung vor sich sah. »Es waren kridanische Wissenschaftler, die den Antrieb entwickelten, und kein seltsamer Dämon von irgendwo her.«
    Der Amorphe sah, dass er so nicht weiterkam. Er ließ die Erinnerung verblassen, und wandte sich in Gedanken wieder an den Raisa. »Was steht denn in den Heiligen Schriften zu diesem Thema?«
    »Was ich bereits sagte!«, meinte der Raisa. » Und Gott gab Seinem erwählten Volk die Möglichkeit, zu den Sternen zu reisen, die Göttliche Ordnung weit über Kridania hinaus zu tragen, wie es von jeher Sein Wille gewesen war «, rezitierte er aus der Erinnerung.
    Konnte das wirklich stimmen? Hatte den Ersten Raisa das Ereignis mit dem »Weisheitsbringer« so sehr mitgenommen, dass er es gar nicht in seinen schriftlichen Ausführungen fixiert hatte? Er musste mehr darüber in Erfahrung bringen.
    Ohne den Raisa um Erlaubnis zu fragen, drang er tiefer in die Gedankenwelt des Kridan vor. Er stieß auf die Passagen der Heiligen Schrift seines Volkes, die der greise Raisa soeben zitiert hatte. Eine ganze Fülle von Zitaten und Sprüchen hatte sich im Gedächtnis des Obersten der Kridan festgesetzt. Aber tatsächlich war keine Textstelle über die Begegnung mit einem Wesen wie ihm darunter.
    »Was tust du da? Lass das!«, forderte der Raisa und versuchte wieder, die Erinnerungen vor dem Eindringling, als den er das Wesen immer noch betrachtete, zu verbergen.
    »Du sagst die Wahrheit«, verkündete der Amorphe. »Allerdings nur die Wahrheit, wie du sie kennst!«
    »Das ist die einzig gültige Wahrheit!«, ereiferte sich der alte Kridan. Hätte er gewusst, dass seit vielen Jahrhunderten Teile der Heiligen Schriften des Ersten Raisa im Tempel von einem ausgewählten Kreis der Priester unter Verschluss gehalten wurden, die eben jene Begegnung des einstigen Führers mit dem »Weisheitsbringer« beschrieben, er hätte seine Worte sicher noch einmal überdacht.
    Da aber jene Schriften Zweifel an Gottes Allmächtigkeit hätten aufkommen lassen können, blieben sie im Namen der Priesterschaft geheim und unter Verschluss, da diese um ihre Stellung in der kridanischen Gesellschaft fürchtete. Selbst der Raisa wusste nichts von diesen verborgenen Büchern der Heiligen Schrift.
    Das amorphe Wesen fragte sich langsam, wie es den störrischen alten Raisa davon überzeugen konnte, dass es die Wahrheit sagte. Es kam zu dem Schluss, dass es wohl nur eine einzige Methode geben konnte, die der Dringlichkeit der Situation angemessen war: Es musste dem Raisa die kompletten Erinnerungen an das Experiment mit den Xabong und den Kridan zugänglich machen – und das möglichst in kompakter Form. Hätte er das alles in einem mentalen Gespräch vermitteln müssen, die Schlacht wäre längst vorbei gewesen und den Menschen nicht mehr zu helfen.
    »Du lässt mir keine andere Wahl, alter Kridan«, bedauerte das Wesen den Schritt, den es jetzt gehen musste. »Es wird vielleicht nicht ganz einfach für dich sein zu erfassen, was ich dir jetzt zeige, aber es ist wichtig, dass du begreifst, wer ich bin und warum ich mit dir Kontakt aufgenommen habe.«
    Mit diesen Worten erhöhte das Wesen die Intensität des mentalen Kontaktes und sandte dem Raisa die Erinnerungen, der er benötigte.
    Der alte Kridan schrie mental sein Entsetzen heraus, als die Flut von Informationen über ihn hereinbrach, viel mehr als sein schwach gewordener Geist in der Kürze der Zeit verarbeiten konnte. Nur eine Sekunde lang hatte der Transfer des Wissens gedauert, aber es war das Wissen eines Wesens, das seit Jahrtausenden das Schicksal der Kridan und der Xabong beeinflußte. Mehr Erinnerungen als hundert Leben waren von jetzt auf gleich in das Gehirn des Raisa geströmt.
    Offensichtlich war der Geist des Raisa noch damit beschäftigt, das Gesehene zu ordnen, denn als der »Weisheitsbringer« ihn ansprach, reagierte er nicht. Fast dachte das Wesen, es hätte die Synapsen des Kridan überfordert, aber dann regte sich langsam wieder eine normale gedankliche Aktivität im Geist des Raisa.
    »Das … das ist nicht wahr!«, stotterte er verwirrt. »Warum …? Gott ist derjenige, der … Gott ist der Weisheitsbringer?«
    »Verstehst du es jetzt, alter Kridan?«, fragte das amorphe Wesen zunehmend ungeduldig. »Verstehst du jetzt, warum ich die Schlacht von Trident stoppen muss?«
    »Aber du …«, setzte der Raisa an. Er rollte unablässig mit den Augen, sein Gehirn verarbeitete auf Hochtouren die darin angefüllten Erinnerungen. Von

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