Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
Tastaturen und holografische Steuerelemente.
Keine zwei Minuten später war er wieder formatfüllend im Bild. »Also«, begann er behäbig. »Die Tereschkowa ist ein Wartungsraumschiff vom Typ C1 für den Einsatz im interplanetaren Raum. Gebaut von Whitehead Industries im Jahr 2079, Indienststellung im gleichen Jahr. Standardbesatzung drei Personen, maximal möglich zehn Personen. Gehört zur Flotte der Asteroidenwache, liegt aber seit 1. November letzten Jahres zur Generalüberholung in der Werft der Raumstation Vulcan .« Eine Augenbraue hob sich. »Auf persönliche Anordnung von Senator Bjornstadt übrigens.«
Visilakis hatte es auf einmal eilig. Er dachte an das Raumflugbüro und die lange Warteliste. Er würde alle Überredungskünste brauchen.
12
Das verschwundene Raumschiff
»Sei doch vernünftig. Das ist nichts für Kinder.«
Ariana blieb die Spucke weg. »Wie bitte? Darf ich dich daran erinnern, dass wir es waren, wir Kinder, die die blauen Türme gefunden haben, während ihr Erwachsenen fleißig dabei wart, alles einzupacken und den Mars zu verlassen? Dass es Carl war, der die gläsernen Höhlen und die Aliens entdeckt hat, kein Erwachsener? Und wer auch immer die Artefakte gemacht hat, er hat unsere Namen darauf geschrieben!«
Dad saß am Küchentisch wie ein schwerer Sack und schüttelte beharrlich den Kopf. »Trotzdem. Es ist einfach zu gefährlich.«
Ariana sprang auf. »Ich glaub, ich spinne. Das sagst ausgerechnet du? Nachdem du Mrs Faggan damals zugeredet hast, sie soll Carl an der Expedition durch die Valles Marineris teilnehmen lassen?« Sie begann, auf und ab zu gehen. »Das Leben auf dem Mars, das ihr uns Kindern zumutet, sei sowieso gefährlich, hast du gesagt. Wir seien Marskinder und kämen auf diesem Planeten besser zurecht als sonst jemand, hast du gesagt.«
»Jaja. Ich weiß.« Er kapitulierte, sie sah es. Fuhr sich mit den Händen durchs Haar und sagte: »Ich habe eben Angst um dich.«
Ariana blieb stehen. Sie spürte Entschlossenheit in der Tiefe ihres Bauches, hart wie Stahl. »Dad, du hilfst mir nicht, wenn du dich von Angst bestimmen lässt.«
»Denkst du, ich –« Er hielt inne. In seinem Gesicht arbeitete es. Schließlich brachte er ein mühsames Lächeln zuwege. »Ärzte«, seufzte er. »Die schlimmsten Patienten, die es gibt. Immer sofort dabei, anderen Ratschläge zu geben, aber wehe, es geht mal um sie selber …«
Ariana grinste. »Mit anderen Worten: Ja.«
»Du wirst diesmal nicht nur Pigrato, sondern auch Yin Chi überzeugen müssen.«
Sie hob die Schultern. »Na und? Du hilfst mir ja dabei, oder?«
Ein Flug vom Mond bis in die Erdumlaufbahn dauerte auch im Jahre 2087 immer noch fast einen ganzen Tag. Zwar hatte die technische Entwicklung in den letzten Jahren erstaunliche Fortschritte gemacht, aber gemeinsames Merkmal all der neuen Triebwerke für Raumschiffe war, dass sie in der Nähe der Erde nicht eingesetzt werden durften, weil ihre Strahlkegel zu energiereich waren. So dockte die Mondfähre am Donnerstagmorgen um acht Uhr zwanzig Weltzeit am Weltraumbahnhof McAuliffe Station an und Michael Visilakis ging von Bord – müde, denn er hatte wie immer in der Schwerelosigkeit schlecht geschlafen; außerdem war ihm ein wenig übel.
Er aß etwas in dem kleinen Restaurant in der Haupthalle. Restaurant? So nannte sich der Laden – Orbit Restaurant –, aber eigentlich war es eher eine bessere Imbissbude. Doch der Kaffee war in Ordnung und der Rest des Frühstücks genießbar, außerdem hatte man von hier einen schönen Blick hinab auf die gute, alte Erde. Über dem Atlantik verlief eine hell-dunkle Linie dort, wo in diesem Moment die Sonne aufging.
Danach ging er an den Schalter und versuchte, einen Flug zur Raumstation Vulcan zu bekommen.
»Aus Sicherheitsgründen haben Reisende dort zurzeit ausschließlich Zutritt zum Technischen Museum«, warnte der Mann hinter dem Schalter ihn fürsorglich. »Die Führungen durch die Werften sind auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.«
Visilakis tat diese unerfreuliche Mitteilung mit einer beiläufigen Handbewegung ab. »Museum ist okay. Ich will mir nur ein bisschen die Zeit bis zu meinem Anschlussflug vertreiben.«
»Alles klar«, nickte der Mann und nahm den Geldchip entgegen, den Visilakis ihm reichte. »Den Eintritt fürs Museum auch gleich abbuchen?«
Der Journalist seufzte insgeheim, nickte aber. »Wenn das geht …?«
»Schon passiert.« Lächelnd reichte der junge Mann ihm den Geldchip zurück. »Das Shuttle geht
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