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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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hatte er sich noch nie gefragt. »Keine Ahnung. Ist das wichtig?«
    Whitehead schürzte nachdenklich die Lippen. »Vielleicht. Irgendwie macht mich das stutzig.«
    Carl überlegte. Auf dem Mars war, anders als auf der Erde, Funk nur in gerader Linie möglich – sprich, Sender und Empfänger mussten sich »sehen«. Wenn jemand hinter dem Horizont verschwand, verstummte auch die Funkverbindung mit ihm. Während die Erde von der Ionosphäre umgeben war, die Funkwellen der meisten Frequenzen rund um den Planeten herum leitete, sodass man problemlos Radiosender von der anderen Seite der Welt empfangen konnte, benötigte man auf dem Mars dafür die Hilfe von Satelliten. Davon gab es zwei. Sie umkreisten den Planeten und ermöglichten zum Beispiel, mit einer weit entfernten Expedition in Kontakt zu bleiben – doch sie bewegten sich natürlich auf festen Bahnen und die Funkverbindungen bestanden immer nur so lange, wie sie den Himmel über einem überquerten. Wann das war, ließ sich auf die Minute genau vorherberechnen.
    »Na ja«, meinte er schließlich, weil Whitehead immer noch grübelte, »wahrscheinlich war es einfach der andere Satellit. Immerhin war das ja einige Zeit später; inzwischen konnte der gut aufgetaucht sein.«
    Der Multimilliardär ließ sich das durch den Kopf gehen. »Aber wie war das genau? Du hattest gerade diese dicke Glaswand durchquert und warst in dem Bereich, in dem Wände und Boden bearbeitet waren. Der hohe Gang, nicht wahr? In dem Moment kam das Signal, dass die Verbindung zum Kommunikationssystem wieder hergestellt war.«
    »Genau«, nickte Carl. Ein sanftes Ping! im Raumhelm war das gewesen und eine entsprechende Anzeige auf dem Armbandgerät.
    »Und dann hattest du Kontakt zu AI-20?«
    »Richtig. Aber wir konnten nur ein paar Sätze wechseln, dann war die Verbindung wieder weg.«
    Whitehead zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf ihn. »Das ist doch seltsam, oder? Ein Satellit, der gerade aufgegangen ist, geht doch nicht nach zwanzig Sekunden schon wieder unter.«
    »Stimmt. Seltsam«, gab Carl zu und fing nun seinerseits an zu grübeln. Versuchte, sich Umlaufbahnen vorzustellen und Empfangsbereiche, die sich über die Planetenoberfläche schoben …
    »Was«, fuhr Whitehead fort, »wenn du in Wirklichkeit woanders gewesen bist? Irgendwo, von wo aus einer der Satelliten gerade noch einen Moment lang erreichbar war?«
    Carl schüttelte den Kopf. »Aber ich war nicht woanders. Ich war in den gläsernen Höhlen. Erst nachher, als ich am Löwenkopf herausgekommen bin, war ich woanders.«
    »Aber du bist mithilfe deines Artefakts durch mehrere Wände gegangen, die ebenfalls aus diesem glasartigen Material bestanden. Du hast gesagt, dass die letzte Wand besonders dick war. Wer sagt, dass die dich nicht woanders hin versetzt hat?«
    »Ohne dass ich was gemerkt habe?« Obwohl – er hatte etwas bemerkt. Durch die dicke gläserne Wand zu gehen, war seltsam gewesen. »Das wäre ja ein Ding.«
    »Aber nicht undenkbar. Und irgendeine Erklärung muss es ja geben.« Whitehead fasste nach seinem Earplug. »Memo an Bazman. Whitehead hier. Kontaktieren Sie doch noch mal den Mars und geben Sie folgende Überlegung weiter …«
    Zu Präsident Nayanars Gewohnheiten zählte es, sich jeden Donnerstag um 14 Uhr Ortszeit den Fragen der Weltpresse zu stellen. Heute verlas er zu Beginn einen Bericht des Protektorats Ostsibirien: Die Folgen des großen Erdbebens von 2084 seien inzwischen weitgehend überwunden, sodass die Region in der kommenden Woche den Antrag auf Entlassung aus dem Protektoratsstatus stellen werde. Der verantwortliche Statthalter, Dr. Parwuk, sei schon im Begriff, seine Koffer zu packen. »Ihre Fragen bitte, meine Damen und Herren«, schloss der Präsident und faltete den Bericht wieder zusammen.
    Ostsibirien interessierte niemanden. Die erste Frage war, ob er die weitere Erforschung der Hinterlassenschaften der Aliens einstellen werde, um keinen zweiten Krieg mit ihnen heraufzubeschwören.
    Ein dunkler Schatten schien über das Gesicht des Präsidenten zu fallen, während er einen Moment nachdachte. »Ich will nicht darum herumreden«, sagte er schließlich. »Ich halte die Theorien, die die Heimwärtsbewegung verbreitet, für höchst fragwürdig. Ich glaube nicht, dass es diesen hypothetischen Krieg zwischen Menschen und Aliens gegeben hat, und solange ich Präsident bin, werden die Forschungen nicht eingestellt.« Seine wie stets etwas gebückt wirkende Gestalt streckte sich etwas.

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