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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Schreiten. Manche Gesichter glaubte er zu erkennen, manche der Gesichter erkannten ihn, ließen es sich aber nicht anmerken.
    Die Mondsiedlung war nicht groß. Wie konnte jemand hier spurlos verschwinden? Jeder kannte jeden. Die meisten, die hier lebten, waren Wissenschaftler, Astronomen in der Mehrzahl, deren Denken und Trachten um die Geheimnisse des Universums kreiste. Außerdem arbeiteten eine Handvoll Verwalter und Organisatoren hier sowie natürlich eine technische Mannschaft, die dafür sorgte, dass die Lebenserhaltungssysteme ebenso wie die wissenschaftlichen Instrumente funktionierten. Was keine einfache Aufgabe war, denn die Mondsiedlung war die älteste Niederlassung auf einem anderen Himmelskörper, und dementsprechend waren viele Geräte hier veraltet und manche Anlagen in geradezu bedenklichem Zustand. Anders als die Siedlung auf dem Mars war die Station hier nicht auf Zuwachs angelegt, denn auf dem Mond gab es außer Platz und funktechnischer Stille nichts – kein Wasser vor allen Dingen: Alles musste von der Erde hergebracht werden.
    Vorhin hatte er sich über die Speisekarte gewundert, auf der fast alles ausgestrichen war, worauf die Frau, die die Cafeteria versorgte, gemeint hatte: »Darüber sollten Sie mal was schreiben: Was wir hier für Probleme haben, weil die beiden großen Transportraumschiffe beim Mars geblieben sind!« Er hatte versprochen, darüber nachzudenken, und dankbar eine Tasse Kaffee entgegengenommen.
    Jetzt hörte er sie in der Küche telefonieren. »Ja. Kann ich machen. Und Ihr Name …? Hallo?«
    Sie kam heraus, räumte sein Tablett ab, obwohl ein Schild dazu aufforderte, es selber zum Spülautomaten zu bringen. »Da hat jemand angerufen und nach Ihnen gefragt«, erzählte sie. »Ob Sie hier sitzen. Ich hab Ja gesagt, ich hoffe, das war in Ordnung?«
    »Wer denn?», fragte Visilakis erstaunt.
    »Also, den Namen habe ich, ehrlich gesagt, nicht verstanden. Wobei’s mir so vorkam, als wolle er nicht, dass ich ihn verstehe«, sagte sie. »Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie nach jemandem suchen sollen; einer gewissen Tereschkowa . Und Sie sollen sich beeilen, hat er gesagt.«
    Beim Aufwachen wunderte sich Bjornstadt, dass es so hell war. Normalerweise war es dunkel, wenn er morgens aufwachte. Dann dämmerte ihm, dass die Helligkeit wahrscheinlich daher rührte, dass es längst nicht mehr morgens war.
    Tatsächlich: fast zwölf Uhr. Und was für einen Kopf er hatte! Die Diskussion gestern Abend hatte sich, nachdem die Leute von der Heimwärtsbewegung abgerauscht waren, noch ganz schön hingezogen. Irgendwann hatte der Präsident sie rausgeworfen und dann war es im Diener des Volkes weitergegangen, der einzigen Bar auf dem TRADIS-Gelände.
    Er griff nach dem Morgenmantel, schlurfte ins Bad, von dort aus in die Küche. Als er den Flur passierte, sah er einen Briefumschlag auf dem Boden liegen. Wo kam der denn her?
    Er ging ein paar Schritte näher heran. Ein weißer Umschlag, adressiert an Senator H. Bjornstadt . Nichts sonst – bis auf einen rotbraunen Schuhabdruck. Er musste heute Nacht … besser gesagt, heute früh darüber hinweggelaufen sein, ohne es bemerkt zu haben.
    Er hob den Umschlag auf und wog ihn zögernd in der Hand. Ein Brief konnte gefährlich sein. Genau genommen hätte er den jungen Mann vom Sicherheitsdienst verständigen müssen, der vor seiner Einfahrt Wache schob. Aber dazu hatte er keine Lust. Er wollte wissen, was in dem Umschlag war. Also riss er ihn auf.
    Ein weiterer Umschlag fiel heraus, von Kinderhand beschriftet, und ein Begleitschreiben, das die Umstände der Briefzustellung erklärte. Neugierig las Bjornstadt, was der Mann aus Deutschland ihm schrieb. Ein harmloses Anliegen also. Und zugleich pfiffig, denn wie er den Brief auf den Boden seines Flurs befördert hatte, verriet der Mann nicht.
    Hjalmar Bjornstadt ging in die Küche und öffnete den zweiten Brief, während der Kaffeeautomat zischend die erste Tasse füllte. Die Handschrift eines jungen Mädchens. Er las. Ihr Vater also. Vor einem halben Jahr auf eine geheime Mission geschickt worden und seither hatten sie nichts mehr von ihm gehört …
    Mit einem Seufzer legte er den Brief beiseite und nahm einen Schluck Kaffee. Das tat gut. Er massierte sich die Schläfen. Eine geheime Mission! Dass manche Leute ihren Kindern nicht einfach sagten, was tatsächlich los war, wenn sie sich trennten. Solche Märchen führten doch zu nichts.
    Geheime Weltraummissionen, so etwas gab es nur in der Fantasie

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