Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
lang.«
Carver lachte auf. »Ah ja? Für so mutig hätte ich Sie gar nicht gehalten.« Er senkte den Lauf. »Aber es ist sowieso egal. Sie kommen zu spät, Hjalmar. Das, was geschehen wird, halten Sie nicht mehr auf.«
In diesem Moment waren Schritte zu hören, Schritte, die der Minister für Sicherheit offenbar nicht erwartet hatte. Er fuhr herum, sah den Mann an, der durch eine der offen stehenden Türen trat.
Es war Michael Visilakis.
»Jetzt haben Sie denselben Fehler gemacht wie der Senator«, sagte er mit leisem Tadel. »Sie haben geglaubt, Sie seien allein mit ihm.«
Diesmal war Carver wirklich fassungslos. Und man sah es ihm an. Vielleicht hatte er doch keine Karriere als Schauspieler versäumt. »Aber … Wie sind Sie hereingekommen? Das Haus ist elektronisch gesichert und versiegelt – versiegelt, verdammt noch mal!«
»Wir haben eben auch unsere Tricks«, grinste Visilakis.
Ein Schatten irrer Wut huschte über das Gesicht des Ministers. Sein Arm mit der Waffe ruckte hoch, er drückte ab …
Es machte nur Klick! Klick!
»Und Sie kommen ebenfalls zu spät, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten«, fuhr Visilakis fort. Er griff in die Tasche seines Jacketts und holte eine Handvoll Patronen heraus. »Wobei Sie das, was jetzt mit Ihnen geschehen wird, damit auf keinen Fall aufgehalten hätten.«
Eine halbe Stunde später war alles vorbei. Carver war abgeführt, das Haus wimmelte von Polizisten und Ermittlern, die das versteckte Zimmer neben der Sauna im Keller untersuchten, das Visilakis bei seiner nächtlichen Durchsuchung aufgespürt hatte.
»Eins noch, Senator«, sagte er, als sie Carvers Haus verließen. »Diesen Ian Noone – den müssen Sie mir vorstellen. Den Mann muss ich unbedingt interviewen.«
16
Die Zeit drängt
Ein bronzefarbener Schatten schien sich über die Cydonia zu schieben. Von Süden blies ein leichter Wind, hundert, hundertfünfzig Stundenkilometer schnell, mehr nicht – Ariana konnte ihn spüren, wenn sie die Hand ausstreckte. Er trieb den feinen rostfarbenen Sand vor sich her. Wenn man auf den Boden sah, konnte man meinen, die größeren Steine kröchen durch sandige Wellen davon.
Es war verwirrend, dass es schon begann, wieder dunkel zu werden – sie waren doch gerade erst aufgebrochen. Ariana sah auf ihre Uhr, die noch auf die Zeit der Marssiedlung eingestellt war. Vierzehn Uhr dreißig vorbei. So weit fort von zu Hause waren sie also, an der Zeitverschiebung merkte man es.
Kein Wunder, dass sie inzwischen mächtig Hunger hatte. Vorhin, unmittelbar nach der Landung, hatten die anderen etwas gegessen, aber sie hatte nach ihrem Aufenthalt in der Schwerelosigkeit noch nichts herunterbekommen; ihr Magen hatte beim bloßen Anblick von belegten Broten und Gemüseschnitten rebelliert. Nun bereute sie es.
Aber bis auf Weiteres war mit keiner Rast mehr zu rechnen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich mithilfe des Applikators im Helm einen Konzentratriegel in den Mund zu schieben. So ein Riegel schmeckte zwar scheußlich, aber er machte satt.
Mrs Faggan ging immer noch voran, einer Fährte folgend, die nur sie sehen konnte. Ronny und Ariana waren dicht hinter ihr, dann kam Kemal Erkmen, der den kleinen Transporter mit der Ausrüstung steuerte, am Schluss stapfte Pigrato. Von allen Expeditionsteilnehmern wirkte er am unbeholfensten. Überhaupt, Ariana begriff nicht, wieso fast keiner der Erwachsenen sich einmal die kleine Mühe machte, seinen Raumanzug richtig einzustellen, sodass er nicht wie eine aufgeblasene Wurst wirkte, sondern fest am Körper anlag, wie es sich gehörte. Erwachsene waren schon merkwürdige Leute. Der Gedanke, dass sie in absehbarer Zeit ebenfalls dazugehören sollte, befremdete sie.
Die Gegend war seltsam unvertraut. Die Region, die sie durchwanderten, war ungewöhnlich eben, der Boden hatte eine andere Farbe, als Ariana es von zu Hause gewöhnt war – wie Asche mit einem gelblichen Schimmer –, und er war von breiten Schrammen durchzogen, die aussahen, als seien hier einmal ungeheuer schwere Maschinen mit kilometergroßen Rädern aus Stahl herumgefahren.
Wie es aussah, ging es auf die Formation zu, die »die Stadt« hieß, seit über hundert Jahren übrigens, wie Mr Erkmen ihr beim Aussteigen erklärt hatte. Allerdings brauchte man schon viel Fantasie, um in den zerschrundenen, ein paar hundert Meter hohen Hügeln, die sich da am Horizont erhoben, so etwas wie die Überreste einer tatsächlichen Stadt zu erkennen.
Ariana fiel auf, dass Mrs
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