Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
Zeit wird, dass wir die Bombe platzen lassen und ankündigen, dass wir im Anflug auf den Mars sind, passiert so etwas.«
Carl sah auf die Missionsuhr. Nur noch sechsundvierzig Stunden, bis sie in den Marsorbit eintraten. Nicht einmal mehr zwei Tage, ein Klacks eigentlich, verglichen mit den schier endlosen Wochen, die hinter ihnen lagen – und doch schienen sich diese letzten Stunden ins Endlose zu dehnen.
Während Whitehead seinem Butler und Assistenten ein paar langweilig klingende geschäftliche Anweisungen gab, warf Carl den anderen einen kurzen Blick zu. Urs wirkte angespannt und wie durch die Mangel gedreht, Elinn saß auf ihren eigenen Händen und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie rastlos sie war. Höchste Zeit, dass dieser Flug sein Ziel erreichte.
Wobei das Schlimmste im Augenblick natürlich nicht die Tatenlosigkeit war, zu der sie verurteilt waren, sondern die Ungewissheit, was die Expedition in die Cydonia-Region denn nun über Vaters Schicksal herausgefunden hatte.
Es hätte ihm auch schon genügt zu wissen, dass seine Mutter wohlauf war. Die Vorstellung, dass sie allein in die Station der Aliens und in das Mausoleum marschieren wollte, hatte ihm von Anfang an nicht gefallen.
Dass Vater noch leben könnte, wagte Carl dagegen nicht zu hoffen.
»Van Leer?«, wiederholte Pigrato und betrachtete das winzige Spionagegerät von allen Seiten. »Interessant. So etwas habe ich noch nie gesehen. Und das soll Daten über die Satelliten zurückgesendet haben?«
Der blonde Junge nickte, sichtlich erleichtert, sein Geständnis hinter sich zu haben.
»Das könnte der unidentifizierbare Funkverkehr gewesen sein, den wir aufgefangen haben«, meinte Roger Knight. »Kurze, verschlüsselte Impulse auf einer Nebenfrequenz.«
Pigrato hielt ihm das Gerät hin. »Können Sie etwas damit anfangen? Den Speicher auslesen oder so etwas?«
Der Pilot nahm das Ding mit spitzen Fingern. »Ich kann es zumindest versuchen.« Er sah in die Runde der Leute, die sein Cockpit bevölkerten. »Aber dazu brauche ich ein bisschen Ellenbogenfreiheit. Und Zugriff auf mein Werkzeugfach.«
»Verstehe«, sagte Pigrato und machte wedelnde Handbewegungen. »Raus mit uns.«
Draußen versammelten sie sich um die Faggans und erzählten, was sie über die Satelliten gesehen hatten.
»Zumindest scheinen es nicht die Falaner zu sein«, meinte Pigrato zu James Faggan. »Ich hatte schon den Verdacht, deine Aliens hätten über Nacht die Siedlung besetzt.«
Der Mann, der acht Jahre in einem gläsernen Sarkophag gelegen hatte, schüttelte mühsam den Kopf. »Das ginge gar nicht. Die Falaner können nicht aus eigener Initiative erwachen.«
»Es hätte ja sein können, dass wir sie aufgeweckt haben.«
James Faggan hustete schwach. »Nein, du verstehst nicht … Es gibt dieses gemeinsame Bewusstsein, von dem ich gesprochen habe, das über den Schlaf der Falaner wacht – es kann die Schläfer verteidigen, aber es kann sie nicht aus ihrem Tiefschlaf holen. Jeder Sarkophag, in dem ein Falaner liegt, ist versiegelt und nur der richtige Schlüssel kann diese Versiegelung öffnen. Sie können erst erwachen, wenn andere Falaner kommen und sie holen.«
Einen Moment standen sie alle in verwunderter Stille. Dann meinte Kemal Erkmen: »Das klingt ziemlich riskant. Ich meine, was, wenn nie ein Falaner kommt? Wenn dieses Volk inzwischen ausgestorben ist?«
Faggan hob eine Hand. Sie zitterte. »Sie wussten, dass das riskant war. Aber es ist wohl so, dass man nur ein einziges Mal in diese Art von Tiefschlaf gehen kann. Zumindest Falaner. Wenn sie wieder erwachen, wird das endgültig sein. Sie mussten also sicherstellen, dass sie nicht versehentlich zum falschen Zeitpunkt geweckt werden. Das gemeinsame Schlafbewusstsein ist nicht intelligent genug, um darüber entscheiden zu können, deswegen haben sie ihm diese Möglichkeit nicht gegeben.« Er ließ die Hand wieder sinken. »Das war das erste Bild, das ich zu sehen bekam, als ich die Dunkelheit durchdrungen hatte, und kein anderes habe ich so oft gesehen: die Halle, von der aus der Gang zum Mausoleum geht. Dort gibt es eine Schaltfläche, silberglänzend und etwa so groß wie eine menschliche Handfläche. Dort muss ein Schlüssel eingesetzt werden, um die Falaner aufzuwecken.«
Seine Frau fuhr ihm über die Stirn. »Sie dachten, du könntest sie befreien. Deswegen haben sie dir das gezeigt. Es war eine Aufforderung.«
James Faggan nickte. »Ja. Sie hatten gehofft, ich könne ihnen helfen. Und ich
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