Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen
bemerkt, dass es dich erregt, Frauenunterwäsche zu tragen?«
Es war höchste Zeit, die Sache zu relativieren. »Aber das tun doch alle, Manderscheid.«
Das irritierte den Kulturmagnaten. »Germersheimer und Pfeifenberger auch?«
»Die haben es mir beigebracht.«
Manderscheid grübelte. »Trefft ihr euch? Ich meine – in der Wäsche?«
»Manchmal.« Irgendwann musste diese Maschine doch fertig sein.
»Und warum werde ich da ausgeschlossen?«
Schon wieder saß Schmalenbach in der Patsche.
»Stimmt’s: Du kannst deine rosa Bodys zu Hause nicht waschen?«, fragte Manderscheid. »Wahrscheinlich wegen Elke. Frauen haben dafür kein Verständnis.«
Schmalenbach verfluchte Elke. Ihr Starrsinn hatte ihn in diese vertrackte Situation gebracht. »Ja, sie würde mich deswegen verachten.«
Manderscheid hauchte: »Wenn wir Kerle uns da nicht gegenseitig zu helfen wüssten, was?«
Es klingelte. Manderscheid ging an die Gegensprechanlage. Es war der Feuerschlucker aus Preungesheim. Schmalenbachs Wäsche begann gerade mit dem Schleudergang.
Manderscheid war plötzlich sehr nervös. »Wenn er dich um diese Zeit hier findet … Und deine Wäsche in meiner Maschine. Schmalenbach, es geht um mein Glück: Er ist zurück. Hau ab! Am besten über die Feuertreppe!«
»Feuertreppe? Gibt’s so etwas wirklich?«
»Schmalenbach, es geht um Sekunden, und mein Liebster ist ein Eifersuchtstiger.«
»Aber nicht ohne meine Wäsche.«
»Die Maschine pumpt gerade ab, Schmalenbach. Das dauert noch. Mein Feuerschlucker aber braucht keine Minute bis hier hoch.«
Elke saß noch vor dem Fernseher. »Wo sind meine Bodys?«, fuhr sie hoch, als Schmalenbach mit leeren Händen vor ihr erschien.
»Darüber wollte ich in Ruhe mit dir reden«, begann Schmalenbach. »Du kennst doch diesen Feuerschlucker aus Preungesheim?«
War ich schlimm?
Elke nahm eine Aspirin und trank einen Schluck Kaffee.
»War ich schlimm?«, fragte sie.
Eine schreckliche Frage. Schmalenbach spürte immer einen gemeinen Stich im Herzen, wenn Elke sie stellte.
»Warum trinkst du auch so viel?«, fuhr er sie an.
Elke nahm eine zweite Aspirin. »Du trinkst jeden Tag zu viel, da werde ich auch mal über die Stränge schlagen dürfen.«
Jetzt war Schmalenbach in seinem Element. »Wie oft habe ich dir schon gesagt: Genau das ist das Geheimnis. Wer jeden Tag in Maßen trinkt, gewöhnt seinen Körper langsam an den Alkohol. Jemand, der – wie du – nie einen Tropfen Alkohol anrührt und sich über flexiblere Zeitgenossen wie mich mokiert, der büßt natürlich einen harmlosen Rausch ganz anders. Während der trainierte Mensch damit umgeht, liegt der Abstinenzler tagelang am Boden …«
»Hör auf!«
»Wie bitte?«
»DU SOLLST AUFHÖREN!!«, fuhr Elke ihn an und nahm die dritte Aspirin.
Schmalenbach schwieg pikiert. Irgendwann sagte er leise: »Diese vielen Aspirin – das ist auch nicht gut für deinen angeschlagenen Magen, meine Liebe.«
Elke sprang auf, lief zum Spülbecken und trank Wasser aus der Leitung.
»Dazu sage ich jetzt lieber nichts«, murmelte Schmalenbach.
Elke war aber auch zu ungeschickt im Umgang mit den Nachwirkungen des Alkoholmissbrauchs. Schmalenbach überlegte, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn die Krankenkassen Seminare anböten für Menschen, die unter dem seltenen Genuss von Alkohol leiden müssen, weil sie nie gelernt haben, damit richtig umzugehen. Diese Kurse würden dann von Genussmenschen wie Pfeifenberger und ihm geleitet werden, und Leute wie Elke, die sich sonst so gerne echauffierte, wenn es um seine Trinkgewohnheiten ging, würden zur Teilnahme verpflichtet werden. Wer sich weigerte, zahlte einfach höhere Krankenkassenbeiträge. Natürlich müsste bei diesen Trainingskursen eiserne Disziplin herrschen – ähnlich wie bei den Anonymen Alkoholikern. Die Teilnehmer wären dazu verpflichtet, den Anweisungen der Kursleiter zu folgen und nicht zu widersprechen.
Aber das sagte er Elke nicht. In ihrem miserablen Zustand hätte sie seine Innovationsidee sicher in den falschen Hals bekommen. Die drei oder vier Gläser Wein und der Grappa, den Aldoino beim Ausstellen der Rechnung spendiert hatte, machten ihr schwer zu schaffen.
Elke hatte sogar Probleme, vom Spülbecken zum Tisch zurückzukommen. Sie war kreidebleich. Sie trank einen Schluck Kaffee. »O Gott, mein Magen!«, stöhnte sie.
Auch das hätte Schmalenbach ihr vorhersagen können.
Es gab ein Mittel, das seit alters her für seine durchschlagende Wirkung bekannt war. Man
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