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Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Titel: Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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immer schöner. Deshalb wollt ihr Frauen also ins Internet.«
    Elke schien jeden Moment in den Boden zu versinken vor Scham. Schmalenbach strahlte innerlich. »Du weißt, ich bin alles andere als intolerant. Aber du musst schon verstehen, dass ich morgen zwei getrennte Konten auf dem PC einrichte. Damit ich nicht für deine nackten Kerle zahlen muss …«
    »Bitte schön«, sagte Elke trotzig und zog sich die Bettdecke übern Kopf.
    Mitten in der Nacht hatte Schmalenbach die Idee. Er würde die Mail einfach an seinem Computer im Büro aufgeben. Und noch was: Pfeifenberger würde er nichts davon erzählen. Bei [email protected] würde er sich als Pfeifenberger einführen. Schließlich war einer der größten Vorzüge des Internets die Anonymität.
    Am nächsten Morgen war er der Erste im Büro. Er ging sofort ins Netz und schickte eine Mail los.
    Hallo, [email protected], schön, dass du dich gemeldet hast. Du wirst verstehen, dass wir wegen meiner krankhaft eifersüchtigen Frau nicht über meinen Privat-PC kommunizieren können. Schicke mir bitte die genauen Daten unseres Treffs unter obiger Adresse in mein Büro. Freue mich auf kompromisslosen Sex mit dir. Dein Pfeifenberger.
    Die Mail war kaum weg, da klingelte das Telefon. Pfeifenberger. »Und? Hat sie schon geantwortet?«
    »Du, ich muss dich enttäuschen. Ich hatte gestern Abend noch ein langes Gespräch mit Elke. Sie findet es nicht in Ordnung, wenn ich für dich den Kontakt mit [email protected] mache. Wegen Carola. Du weißt ja, wie Frauen sind …«
    Pfeifenberger fiel aus allen Wolken. »Du hast es ihr erzählt?«
    »Aber ja doch. Elke benutzt denselben PC, sie hätte es sowieso bemerkt. Und du kannst von mir nicht erwarten, dass ich deinetwegen eine Beziehungskrise riskiere.«
    »Aber im Büro«, bettelte Pfeifenberger. »Du hast doch einen Internetanschluss im Büro.«
    »Pfeifenberger, was glaubst du, wie da kontrolliert wird? Nein, auf keinen Fall. Stell dir vor, mein Chef bekommt mit, dass ich im Internet kompromisslosen Sex suche!«
    Pfeifenberger war ziemlich niedergeschlagen. »So zerplatzt ein schöner Traum«, sagte er bitter. »Ich glaube, [email protected] und ich, wir beide hätten glücklich miteinander werden können.«
    »Aber du bist doch schon glücklich«, tröstete Schmalenbach den Freund. »Mit deiner Carola. Und das seit fast fünfundzwanzig Jahren. Das sagt Elke übrigens auch.«
    Pfeifenberger legte auf. Ein wenig tat Schmalenbach die ganze Sache leid. Immerhin war Pfeifenberger sein bester Freund. Aber hier ging es um kompromisslosen Sex, und da spielten Kategorien wie Freundschaft, Treue und Verlässlichkeit keine Rolle.
    Schmalenbach zählte die Minuten. Aber bis zum Mittagessen tat sich nichts. [email protected] schien lange zu schlafen. Vielleicht brauchte man das auch, wenn man regelmäßig kompromisslosen Sex hatte.
    Schmalenbach war so aufgeregt, dass er sein Eisbein nur zur Hälfte abnagte. Er konnte es nicht erwarten, wieder ins Büro zu kommen.
    »Vorbildlich, Ihre Arbeitsmoral«, sagte der Chef, als er Schmalenbach im Flur begegnete. [email protected] hatte geantwortet. Und zwar mit einer Bilddatei. Das geile Stück. The hottest stuff you have ever seen, schrieb [email protected] in der Mail. Und cu. Raffiniert war sie auch noch. Schmalenbach konnte es kaum noch erwarten. Kompromisslosen Sex bis zum Abwinken. Er schloss die Tür ab. Dann öffnete er die Datei mit dem Foto von [email protected].
    Wie gesagt: The hottest stuff you have ever seen.
    Dummerweise stürzte genau in diesem Moment der Computer ab. Aber davon ließ sich ein Schmalenbach nicht bremsen. Er startete neu. Es klopfte. Schmalenbach öffnete einen Spalt. Es war der Chef. Er wedelte mit einem Fax. »Kam gerade rein. Von unserem EDV-Support. Auf keinen Fall The hottest stuff you have ever seen öffnen. Brandgefährlicher Virus. Weitersagen, Schmalenbach. Dem Saubär, der so eine Datei aufmacht, werde ich anschließend persönlich die Haut abziehen. Vor versammelter Mannschaft. Mit schriftlicher Abmahnung. Nach Hause. An die Adresse der Gattin.«

Die warme Dusche
     
    Schmalenbach duschte. Er spürte das warme, fast heiße Wasser am ganzen Körper. Er spürte, wie die Wärme durch seine Haut nach innen drang. Sie durchströmte die Muskeln und breitete sich langsam in den Gelenken aus. Es war nicht bloß Wärme, es war ein wohliges Gefühl. Sein ganzer Körper atmete auf, sein Geist entspannte sich. Plötzlich war eine große Ruhe in ihm. Die

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