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Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Titel: Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Greenpeace-Gattin. Der Klassensprecher wollte einschreiten, bekam aber angesichts der bösen Blicke der Sopranistin kein Wort heraus.
    Elke musste den Damen jede Wendung der spektakulären Talkshow berichten. Sie war der Mittelpunkt des Abends. Es ging hoch her. Die Damen ließen Schampus auf Kosten der Klassenkasse kommen.
    Die Bodybuilderin fand die Veranstaltung plötzlich öde und verabschiedete sich. Ganz in der Nähe trafen sich die Bundesligaringer zu ihrer jährlichen Wohltätigkeitstombola. Die Stimmung unter den Schulfreunden sank auf einen Tiefpunkt. Jemand machte den Vorschlag, Skat zu spielen – wie früher beim Blaumachen im Café Becker. Als Erster ging der Zahnarzt – um halb elf, ohne die Greenpeace-Aktivistin. Er hatte am nächsten Morgen Sprechstunde. Angeblich gab es noch freie Termine. Niemand nutzte jedoch die günstige Gelegenheit. Die anderen brachen auch auf. Ohne ihre Gattinnen, denen erklärte Elke gerade den Dreh bei der Zubereitung der Spaghetti a la Maricona Arrabiata.
    Schmalenbach ging noch auf ein letztes Bier ins »Promi«. Pfeifenberger hatte seinen Moralischen. »Ich konnte nicht anders«, jammerte er. »Mein Gewissen hat mich geplagt. Die arme Elke, allein zu Hause, weil du dich mit einer anderen schmückst. Ich musste sie aufklären. Verzeihst du mir?«
    »Schon gut«, sagte Schmalenbach großmütig. »Immerhin wird unser nächstes Klassentreffen im Jahr 2025 ganz sicher OHNE DAMEN stattfinden.«

Der Scheibenwischer
     
    Seit drei Wochen war Schmalenbachs wichtigste Kreuzung blockiert. Wegelagerer hemmten den natürlichen Verkehrsfluss. Außenseiter der Gesellschaft. Rücksichtslose Anarchisten. Feinde der Zivilisation. Das Ganze war perfide Sabotage – ein Wunder, dass die Polizei nicht einschritt.
    »Es hat auch was Gutes«, sagte Elke, die immer an allem etwas Gutes entdeckte, nur nicht an Schmalenbach.
    »Man hat eine saubere Frontscheibe. Für nur einen Euro.«
    Schmalenbach quälte sich. »Und wenn man nicht will? Wenn man seine Scheibe selber wischen will – oder gar nicht?«
    »Spießer!«, beschimpfte ihn Elke. Schmalenbach steckte das weg, er stand mit seinen anachronistischen Ansichten von der Würde des Konsumenten eben auf verlorenem Posten.
    Schmalenbach entwickelte eine fast kriminelle Energie darin, das Nadelöhr zu umfahren. Elke missbilligte das. Zudem behauptete sie, die Windschutzscheibe müsste dringend geputzt werden. Und: »Damit unterstützt man junge Leute, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.«
    »Ich lasse mich nicht nötigen!«, wehrte sich Schmalenbach.
    Dann musste er, als er mit Elkes Hilfe Papiermüll zum Container bringen wollte, die belagerte Kreuzung passieren. Sie zu umfahren hätte bedeutet, die halbe Stadt zu durchqueren. Und das bei den gestiegenen Benzinpreisen und den ständigen Staus.
    Schmalenbach war entschlossen, nicht zu zahlen. Nicht dass er etwas gegen Punks hatte – nein, er konnte es einfach nur nicht ertragen, zur Wohltätigkeit genötigt zu werden.
    Die Ampel wechselte von Grün auf Gelb, als Schmalenbach etwa 20 Meter von der sensiblen Kreuzung entfernt war. Er gab Gas.
    »Mach keinen Unsinn!«, schrie Elke.
    Die Ampel sprang von Gelb auf Rot. Eine Sekunde gab ihm der Gesetzgeber Zeit. Schmalenbach holte noch einmal das Letzte aus seinem Motor.
    Elke schlug die Hände vors Gesicht. Das hätte Schmalenbach auch gerne getan.
    »Einundzwanzig!«, zählte er. Dann war die legale Sekunde rum. Schmalenbachs Vordermann stand bereits. Schmalenbach ging in die Bremsen. Alles stand. Verloren.
    Die Punks stürzten sich mit Eimern, Schwämmen, Lappen und viel Seifenbrühe auf ihre Opfer in der ersten Reihe. Sie schrubbten und seiften, sie lederten und rieben trocken. Wenn die Ampel auf Grün sprang, bevor sie fertig wurden, war Schmalenbach gerettet. Aber die Punks waren schnell. Sehr schnell. Einer stand plötzlich vor Schmalenbachs Wagen, hielt seinen Wischer hoch und rollte mit den Augen.
    Schmalenbach schüttelte entschlossen den Kopf. Er leistete Widerstand, er kreuzte die Hände vor der Brust – als wäre die Aggression so zu bannen.
    Der Punk aber – er war jung und stur – wischte einfach mit seinem Wischer über die Scheibe und brachte mehrere eingetrocknete Schmutzschichten sträflich durcheinander.
    »Gemeinheit!«, rief Schmalenbach. »Und wieder mal keine Polizei in der Nähe.«
    Er stellte den Scheibenwischer an. Der Punk schreckte zurück.
    »Eins-zu-Null für mich«, jubelte Schmalenbach.
    Elke stellte den

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