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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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historische Gründe. Im 16. Jahrhundert kämpfte der Sohn des großen Cromwell gemeinsam mit den Anhängern des Parlaments. Oder besser gesagt: einer seiner Generäle. Die Royalisten warteten in der Nähe von Worcester auf ihre Kavallerie, damit sie den Parlamentsanhängern den entscheidenden Schlag versetzen konnten. Können Sie mir folgen?«
    »Die Schlacht von Worcester sagt mir etwas.«
    »Wunderbar!« Bullerton lief hochrot an. »Spione hatten dem General verraten, dass ihm die Kavallerie der Royalisten hier in der Nähe der Stadt eine Falle stellen und seine Reiterei vernichten wollte. In den Höhleneingängen bei der Schlucht waren Heckenschützen positioniert. Am Ende besiegte aber Cromwells Kavallerie die Royalisten.«
    Bullerton sprach jetzt schneller, als genieße er das Ende der Geschichte.
    »Das bedeutet«, vermutete Tweed, »dass sie auf die Straße hinabblicken konnten, die auch schließlich am Nag's Head vorbeiführt.«
    »Genau«, sagte Bullerton strahlend. »Sie haben's erfasst!«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Cromwells Kavallerie ritt heimlich hier an den Treppen den Hang hinauf. Dadurch hatten seine Leute einen Geländevorteil und konnten die Höhlen überblicken. Mit ihren Musketen feuerten sie einen regelrechten Kugelhagel in die Höhlen ab.«
    Er rieb sich die großen Hände, als sähe er alles direkt vor sich und freue sich darüber.
    »Die Heckenschützen der Royalisten - und ihre Pferde - verloren an diesem Tag alle ihr Leben. Sämtliche Leichen stürzten ins Wasser und den Wasserfall hinab, und die Schlucht färbte sich blutrot. Was für ein Anblick das gewesen sein muss!«
    Sein Gesicht hatte nun teilweise rote Flecken, und seine Augen strahlten vor Freude. Paula war entsetzt.
    Sie sah einen grünen Bugatti, der langsam die Straße entlang auf Hobart House zufuhr. Bullerton blickte ebenfalls auf den Wagen, der hinter Tweeds Audi parkte.
    »Oh, verdammt.« Paula erkannte den Fahrer auf den ersten Blick.
    Es war Archie MacBlade, der Ölsucher, dessen Foto in der Zeitung gewesen war. Allerdings sah er jetzt ganz anders aus als auf dem Bild. Er trug seine Haare kürzer, und der buschige Schnurrbart war nun fein säuberlich gestutzt. Er trug eine Lederkombi und gefiel ihr mit seinem schön geschnittenen Gesicht ausnehmend gut, als er die Treppen nach oben sprang. Bullerton hatte ihm den Rücken zugekehrt und stapfte langsam zurück zum Haus.
    MacBlade grinste, als er auf Tweed und Paula zuging und ihnen die Hand zum Gruß entgegenstreckte. Bullerton schaute sich um, sah die Geste und rief ihm laut zu: »Quatschen Sie nicht mit ihnen. Das sind nur Gäste. Kommen Sie herein!«
    »Ich komme schon«, rief MacBlade zurück. Dann machte er eine kurze Pause. »Wenn ich fertig bin.«
    »Es freut mich ja so, Sie kennenzulernen«, fuhr er fort. »Mr Tweed und Miss Paula Grey. Zwei ausgesprochen kultivierte Personen, wenn ich das so sagen darf.«
    »Aber gern«, erwiderte Paula mit einem warmen Lächeln. »Wir freuen uns beide über Ihr Kompliment.«
    »Wenn das so ist«, schlug MacBlade vor, »dürfte ich Sie dann vielleicht einmal abends in den Silver Room einladen?«
    »Sehr gern. Wir freuen uns schon darauf, den besten Ölsucher der Welt kennenzulernen.«
    »Das war einmal«, MacBlade lächelte wieder. »Ich habe mich mittlerweile zur Ruhe gesetzt.«
    »Wirklich?«
    Paula dachte, sie hätte einen Hauch von Skepsis in Tweeds Stimme gehört, da verlieh Bullerton, der noch immer an der Tür stand, seinem Unmut lautstark Ausdruck.
    »Lassen Sie sich nicht täuschen. Er ist nicht betrunken«, warnte sie MacBlade, bevor er zu Bullerton ging. »Er kann trinken ohne Ende. Er tut nur so …«
    Paula schürzte die Lippen, als MacBlade gemächlich auf das Haus zuging.
    »Dann haben wir jetzt wohl den wahren Pitbull gesehen«, sagte sie mit düsterer Stimme.

8
    »Ich würde gern ein wenig im Hochmoor spazieren gehen«, erklärte Paula, »damit ich dieses Horrorszenario, das Bullerton uns eben so vergnüglich geschildert hat, wieder aus meinem Kopf bekomme. Am anderen Ende der Terrasse führt anscheinend ein Weg ins Moor hinauf.«
    »Ich begleite Sie«, sagte Tweed. »Aber vorher hole ich uns noch Handschuhe aus dem Auto. Weiter oben wird das Gelände steiler, da will ich mir nicht die Hände aufschürfen, wenn wir auf irgendwelchen Felsen herumklettern müssen.«
    Als er wieder bei Paula war, gingen sie los. Der Weg führte erst über leicht ansteigendes Heideland, bis sie an eine etwas steilere Passage

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