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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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einer Hakennase und einem unangenehmen Gesichtsausdruck stand vor ihnen.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie.
    »Mein Name ist Tweed. Ich muss Lord Bullerton dringend sprechen.«
    »Seine Lordschaft empfängt keine ungebetenen Gäste.«
    »Ich brauche keine Einladung.« Tweed zeigte ihm seinen Dienstausweis. »Ich muss ihn sprechen. Sofort.«
    »Ich werde ihm sagen, dass Sie da sind.«
    Sie knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Tweed ging die Vorderseite des Hauses ab und vermaß dann die linke Hausseite. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass er einen großen Schatten gesehen hatte, der auf einmal wieder verschwunden war. Als er hörte, dass die Tür aufging, ging er schnell wieder zum Eingang zurück.
    Die große, schwarz gekleidete Frau beäugte Paula missbilligend.
    »Seine Lordschaft hat beschlossen, in Ihrem Fall eine Ausnahme zu machen, Mr Tweed. Das Mädchen kann in der Zwischenzeit im Auto auf Sie warten.«
    »Das ›Mädchen‹ ist meine Assistentin. Sie ist meine rechte Hand und wird auch bei diesem Gespräch zugegen sein.«
    »Das hätten Sie auch gleich sagen können. Und stolpern Sie nicht über den Flokati.«
    Tatsächlich war der gesamte Fußboden der kleinen Eingangshalle komplett mit Flokati ausgelegt. Tweed spürte, wie er bis zu den Knöcheln darin versank.
    Die Haushälterin führte sie zu einer Tür, die rechts vom Flur abging, öffnete sie und meldete sie an.
    »Mr Tweed, Sir. Und seine Assistentin, die er unbedingt dabei haben möchte.«
    Ein sehr großer Mann sprang gelenk aus einem Sessel auf, ging auf seine Besucher zu und streckte ihnen seine große Hand entgegen. Auch sein Kopf auf dem dicken Hals wirkte übermäßig groß. Seine etwas vorstehende Stirn unter dem blonden Haar ließ vermuten, dass er intelligent war, und mit seinen großen blauen Augen unter den dicken Augenbrauen starrte er sie beide abwechselnd an. Er hatte eine markante Nase, einen kräftigen Mund und leichte Hängebacken.
    Paula war von der schieren Größe des Mannes verblüfft. Doch wie viele große Männer hatte auch er angenehm kleine Füße. Seine Stimme war kraftvoll.
    »Es freut mich sehr, Sie bei uns begrüßen zu dürfen, Mr Tweed. Sie sollen ja eine wichtige Persönlichkeit sein und sind, wie ich höre, heute in Gunners Gorge angekommen und wohnen jetzt im Nag's Head.«
    Er lächelte Tweed herzlich an, als er ihm die Hand schüttelte. Dann gab er auch Paula die Hand.
    »Aber wo bleibt denn nur meine Kinderstube. Natürlich hätte ich die bezaubernde Miss Paula Grey als Erstes begrüßen müssen. Mr Tweeds brillante Kampfgefährtin.«
    »Lord Bullerton?«, fragte Paula, während sie ihre Hand anspannte, weil sie erwartete, dass sie in seiner großen Pranke gleich zerquetscht werden würde. Stattdessen drückte er sie nur sanft und hielt ihre Hand länger als üblich.
    »Ja«, antwortete er, »so wahr mit Gott helfe, ich bin Lord Bullerton. Mein verstorbener Vater, Gott hab ihn selig, bestand darauf, dass ich, wie es Tradition ist, den Namen mit dem Titel annehme. Und da wir nun zu dritt sind, werden wir am besten an diesem Tisch sitzen. Die Stühle sind sehr bequem.« Er blickte zu der offenen Tür hinüber, wo die Frau, die sie hereingelassen hatte, noch auf Anweisungen wartete. »Mrs Shipton. Bitte bringen Sie uns Getränke für alle. Ich nehme einen gepflegten doppelten Scotch. Und Sie, Tweed?«
    »Ich schließe mich Ihnen an.«
    »Und was möchten Sie, Miss Grey?«
    »Ich hätte gern ein kleines Glas französischen Chardonnay.«
    »Wir haben nur französischen Chardonnay«, sagte Mrs Shipton ernst, als sie auf eine Vitrine zuging, die eher wie eine Bar aussah.
    »Wie ich sehe, kennen Sie auch Mr Falkirk«, kam Tweed ohne Umschweife zur Sache, nachdem er sich auf einem der gobelinbezogenen Stühle niedergelassen hatte. »Den Privatdetektiv.«
    Tweed verliert aber wirklich keine Zeit, dachte Paula. Er kommt gleich zur Sache.
    »Ach, Falkirk«, Bullerton seufzte. »Er sucht hier nach Arbeit.«
    Als Mrs Shipton ihnen die Getränke servierte, breitete sie vor ihnen Platzsets aus, bevor sie die Drinks daraufstellte.
    »Mr Falkirk hat wenigstens im Voraus einen Termin vereinbart«, sagte sie in schnippischem Tonfall, bevor sie die Tür hinter sich zuknallte und in die Eingangs
    halle ging.
    »Mrs Shipton!«, brüllte ihr Bullerton hinterher.
    »Sir?«, fragte sie, als sie die Tür wieder öffnete.
    »Erstens«, donnerte Bullerton los, »können Sie sich Ihre unangebrachten Kommentare sparen. Und zweitens wäre ich

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