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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Ihnen dankbar, wenn Sie die Tür leise hinter sich schließen würden.«
    Mrs Shipton warf Lord Bullerton einen giftigen Blick zu, verließ dann aber das Zimmer und zog die Tür leise hinter sich ins Schloss.
    »Ihre Haushälterin?«, fragte Paula.
    »Psst!« Bullerton legte seine Hände auf die ihren. »Sie ist auch meine Wirtschafterin und alles in einem.«
    »Sie haben Ihre Spione ja wohl überall«, bemerkte Tweed. »Immerhin scheinen Sie ja schon ziemlich viel über uns zu wissen.«
    »Ach, Mr Tweed. Wir sind hier auf dem Land. Sobald hier ein neues Gesicht auftaucht, fängt die Gerüchteküche an zu brodeln …«
    »In der Tat«, stimmte ihm Paula bei. »Sie haben fünf Töchter und einen Sohn.«
    »Ja«, seufzte Bullerton. »Die beiden ältesten, Nancy und Petra, haben eines Tages einfach ihre Sachen gepackt und sind wortlos verschwunden. Wahrscheinlich hat sie die große weite Welt gereizt. Nancy ging nach Kanada. Seitdem habe ich gerade einmal eine Postkarte von ihr erhalten. Petra hat sich nach Australien abgesetzt. Auch von ihr habe ich nur eine Postkarte bekommen - aus Sydney. Aber immerhin habe ich noch Margot und Sable …«
    Wie auf ein Stichwort hin ging nun die Tür auf, und eine junge Frau betrat den Raum. Sie hatte blonde Haare, trug weite Jeans und einen kurzen, engen Pulli, unter dem ein Streifen nackter Bauch heraussah, dazu Reebok-Turnschuhe an den Füßen. Neben der Couch stellte sie eine Aktentasche ab und eilte dann gleich auf Tweed zu und schüttelte ihm freundlich die Hand.
    »Das ist Margot«, sagte Bullerton in resigniertem Tonfall.
    »Ich mag Sie«, sagte Margot zu Tweed und zog sich einen Stuhl heran. »Von den jungen Idioten habe ich so was von die Schnauze voll. Meinem letzten Freund habe ich gerade den Laufpass gegeben. Der hat sich nur für einen ganz bestimmten Teil meiner Anatomie interessiert. Stellen Sie sich das mal vor: Der wollte mich doch tatsächlich oben am Black Gorse Moor hinter eine Hecke ziehen. Da habe ich ihm aber so was von heftig eine mit dem Knie versetzt, dass er vor Schmerzen die Engel hat singen hören. Verstehen Sie jetzt, weshalb ich auf reifere Männer stehe?«
    Die Tür ging auf, und Mrs Shipton kam wieder herein. Sie schien nun besserer Laune zu sein, als sie sich an ihren Arbeitgeber wandte.
    »Sir. Der wichtige Anruf für Sie ist jetzt da. Sie können ihn in der Bibliothek annehmen. Die Verbindung ist allerdings ziemlich schlecht. Ich vermute, dass er von einem Handy aus telefoniert.«
    Bullerton stand auf und entschuldigte sich bei seinen Gästen. Er trug eine Reithose, die in auf Hochglanz polierten Stiefeln steckte, und eine Reitjacke. In dieser Gegend wirkte seine Kleidung ziemlich normal. Als er schon an der Tür war, kam eine sehr hübsche, schlanke junge Frau herein. Sie war modisch gekleidet und trug ein teures, zweireihiges Kostüm. Ihr blondes Haar war perfekt frisiert, und Paula schätzte, dass sie Anfang zwanzig sein musste.
    »Das ist Sable«, sagte Bullerton über seine Schulter, bevor er das Wohnzimmer verließ.
    »Oh, Gott!«, stöhnte Margot deutlich hörbar.
    Sie strich Tweed gerade mit zwei Fingern den Arm entlang und lächelte ihn dabei an, da meldete sich Sable mit kultivierter Stimme zu Wort. Sie klang sehr angenehm, als sie sich an Margot wandte: »Ich glaube nicht, dass es Mr Tweed gefällt, wenn du gleich bei seinem ersten Besuch bei uns so aufdringlich wirst.«
    »Halt die Klappe«, sagte Margot schnippisch. »Nur weil du Vater dazu gebracht hast, dich nach Heathfield zu schicken, musst du dich hier nicht so aufspielen«, fuhr sie fort. »Ich war auch auf einer guten Schule, selbst wenn es nicht Heathfield war …«
    »Jetzt beruhige dich erst einmal, Margot«, sagte Sable leise.
    »Zieh Leine«, schrie Margot. »Keiner hat dich zu der Party hier eingeladen!«
    Mit geballter Faust sprang sie auf und wollte gerade auf ihre Schwester losgehen und ihr einen Magen-stoß versetzen, da streckte Sable, die größer war und die Ruhe behielt, einfach ihre Arme aus und hielt Margot an den Schultern fest. Dann schüttelte sie Margot kräftig. Margot stolperte ein paar Schritte rückwärts und ließ sich dann, alle viere von sich gestreckt, in einen Sessel fallen.
    Sable fingerte an einer Diamantbrosche herum, die sie am Revers ihrer Kostümjacke trug. Margot beugte sich vor, schob das linke Hosenbein ihrer Jeans ein Stück hoch und zog ein Messer aus einer Scheide, die sie am Unterschenkel trug.
    »Na sieh mal einer an!«, sagte sie.

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