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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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anderes. Der Flugplatz ist auf unsicherem Grund gebaut. Er liegt auf einem Plateau aus Ölschiefer am Hang eines Granitbergs. Und der ist härter als der Mount Everest. Sollte also der labile Ölschiefer auf dem harten Gestein durch irgendeine größere Erschütterung ins Rutschen kommen, könnte er das ganze Tal unter sich begraben.«
    »Nicht gerade der beste Ort für einen Flugplatz«, bemerkte Paula.
    Sie blickte nach draußen und sah, dass sich am Horizont im Osten ein schmaler orangefarbener Streifen zeigte.
    »Es wird gleich hell«, bemerkte sie.
    »Und in einer Stunde sind wir zurück in Seaward Cove«, ergänzte Ben. »Warum gehen Sie nicht nach unten und stärken sich, bevor Sie an Land gehen? Im Kühlschrank ist alles, was man für ein gutes Frühstück braucht. Und wenn Sie ein Herz für einen alten Seebären haben, junge Dame, dann bringen Sie mir auch etwas zu essen herauf.«
    »Gute Idee«, sagte Tweed aufgeräumt. »Ein kräftiges Frühstück ist jetzt genau das Richtige.«
    »Ach ja?«, fragte Paula verwundert. »Ich dachte, Ihnen ist speiübel.«
    »Wissen Sie was?«, erwiderte Tweed mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen. »Seit der Aufregung vorhin ist meine Seekrankheit wie weggeblasen!«

20
    Sie hatten ihr vorzügliches und ausgiebiges Frühstück gerade beendet, als die Tiger in Seaward Cove anlegte. Inzwischen war es helllichter Tag, und die Sonne glitzerte auf dem wieder still und friedlich daliegenden Meer wie ein Diamantenregen.
    Ben, dem Paula auf der Brücke ein Frühstück mit allen Schikanen serviert hatte, verabschiedete sie aufs Herzlichste.
    »Ich hoffe, Ihr Boot hat durch den Angriff nicht allzu sehr gelitten«, sagte Tweed. »Reden Sie mit Marler, wir kommen selbstverständlich für die Reparaturkosten auf.«
    »Wo fahren Sie denn jetzt hin?«, wollte Ben wissen.
    »Nach London«, erwiderte Tweed.
    »Dann wünsche ich Ihnen eine gute Fahrt.«
    Auf dem Weg zu den Autos sah Paula, dass Tweeds Gesicht einen angriffslustigen Zug hatte, den sie nur zu gut kannte. Der Fall war an einem Wendepunkt angelangt. Jetzt ging Tweed in die Offensive.
    Sie fuhren so zurück, wie sie gekommen waren. Paula und Marler saßen im offenen Maserati, gefolgt von Butler und Tweed im Audi. In raschem Tempo verließen sie Seaward Cove auf einer kurvigen Straße, die ständig nach oben führte. Paula genoss die frische Luft, den Sonnenschein und die Landschaft, die sich links und rechts von der Straße entfaltete. Als sie ein langgezogenes Tal unterhalb hoher, fast kahler Berge entlangfuhren, hörte sie durch den Fahrtwind auf einmal ein dumpfes Grollen, das von einem nahen Gipfel zu kommen schien. Sie nahm ihr Fernglas zur Hand und suchte damit den Berg ab.
    »Was sehen Sie?«, fragte Marler, der das Geräusch ebenfalls gehört hatte.
    »Da oben auf dem Gipfel sind drei Männer. Sie werfen mit Steinen«, erwiderte Paula und fügte gleich dar auf hinzu: »Nein, das sind keine Steine - das sind Handgranaten. Geben Sie Gas, Marler, schnell!«
    Marler trat aufs Gas, und der Sportwagen schoss wie eine Rakete nach vorn.
    Oben am Berg ertönte wieder ein Knall. Paula sah durch ihr Glas den Blitz einer Detonation und eine Rauchwolke, und dann kam auf einmal der ganze Berghang über ihnen in Bewegung.
    »Das muss der Ölschiefer sein, von dem Ben gesprochen hat«, rief Paula. »Die Männer dort oben bringen ihn mit gezielten Explosionen ins Rutschen. Fahren Sie schneller, Marler, da kommt ein Bergrutsch auf uns zu.«
    Marler, der das Gaspedal bis zum Anschlag hinuntergetreten hatte, konnte den hart gefederten Wagen nur mit Mühe auf der unebenen, schmalen Straße halten. Paula nahm das Fernglas herunter, drehte sich um und sah, dass der Audi hinter ihnen ebenfalls beschleunigte.
    »Schneller, um Gottes willen«, schrie sie durch das Pfeifen des Fahrtwinds, in das sich nun das Donnern unzähliger Tonnen talabwärts schießenden Gesteins mischte. »Sonst werden wir lebendig begraben!«
    Entsetzt blickte Paula den Hang hinauf. Der ins Rutschen gekommene Ölschiefer sah aus wie eine gigantische, dunkelgrau glänzende Welle, die mit ohren betäubendem Donnern alles niederwalzte, was sich auf dem Hang befand.
    Sie sah zu Marler hinüber, der ruhig und konzentriert wirkte, und dann nach vorn, wo mit unglaublicher Geschwindigkeit eine Kurve auf sie zukam.
    Das war's dann, dachte Paula. Mit dieser Geschwindigkeit kam Marler niemals um die enge Kurve, und wenn er den Maserati abbremste, würde die Gesteinslawine, die nun

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