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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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lassen, langte er hinter sich, um hektisch am Türknauf zu rütteln, aber auch der bewegte sich nicht. In dieser Richtung gab es kein Entkommen!
    Hastig schaute sich Arthur nach allen Seiten um, ob irgendein anderer Ausweg zu finden wäre. Aber die Missgestalten hatten sich verteilt und blockierten alle Wege zu den benachbarten Gebäuden, und das einäugige Grauen kam die Stufen hochgehumpelt. Es sabberte und leckte sich die Lippen, und sein zyklopischer Blick war hungrig auf den Jungen gerichtet.
    »Zurück!«, rief Arthur. Er zog den Schlüssel heraus, der sich eine Schrecksekunde lang in seinem Hemd verfing, und hielt ihn wie einen Dolch stoßbereit vor sich.
    Das Wesen zischte, als es den Schlüssel sah; es wand te den Kopf ab, und sein ungestalter Mund bebte. Es blieb stehen und rief nach seinen Kameraden, die sich über die Straße verteilt hatten. Arthur wünschte sich vergebens, die gutturalen Worte nicht verstehen zu können.
    »Schatz! Gefahr! Kommt und helft mir!«
    Die anderen hielten inne und drehten sich zu Arthur um; sein einäugiges Gegenüber zischte wieder und nahm den Anstieg erneut in Angriff, diesmal viel vorsichtiger, wobei es nicht Arthur, sondern den Schlüssel im Auge behielt. Der Uhrzeiger glühte wieder, sah Arthur, und an seiner Spitze bündelte sich Licht. Der Schlüssel sammelte seine Kräfte, wie die Kreatur ihre Verbündeten sammelte.
    Plötzlich duckte sie sich, und Arthur wusste, dass sie zum Sprung ansetzte. Er richtete den Schlüssel auf sie und schrie, wortlos und ungestüm, vor lauter Wut und Furcht.
    Aus dem Schlüssel schoss ein Strahl flüssiges Gold – zumindest sah es so aus – und traf die Kreatur im Sprung. Sie quietschte und zischte wie eine Dampflokomotive bei der Notbremsung, wankte und fiel zurück auf die Straße. Dort lag sie zuckend und stöhnend, und aus dem Loch in der Brust quoll Rauch. Aber es warteten noch viele ihrer Art, und obwohl sie ihr Vorrücken verlangsamten, als sie das Schicksal ihres Vorkämpfers sahen, wusste Arthur, dass sie ihn kriegen würden, wenn sie alle zugleich über ihn herfielen. Er würde so viele wie möglich wegputzen, beschloss er, und zielte mit dem Schlüssel auf den Vordersten.
    »He! Idiot! Hier rauf!«
    Etwas Weiches traf Arthur am Hinterkopf. Er sah hoch. Ein kleines, schmutziges Gesicht lugte über die Regenrin ne des Daches zu ihm herab, mehrere Stockwerke über ihm. Unter diesem Gesicht und einem dünnen, lumpenbedeck ten Arm hing ein Seil aus zusammengeknoteten Stofffetzen. Sein Ende hatte ihn gerade getroffen.
    »Klettre hoch, Dummkopf!«
    Später konnte Arthur nicht mehr mit Sicherheit sagen, wie er es geschafft hatte, den Schlüssel in den Gürtel zu stecken, ungefähr zweieinhalb Meter hochzuspringen und den größten Teil der Strecke zum Dach eines viergeschossigen Hauses an einem Seil hängend zurückzulegen, bevor die Kreaturen auch nur die Hälfte der Treppe erstiegen hatten.
    »Beeil dich! Schneller! Nichtlinge können klettern!«
    Arthur warf einen raschen Blick hinter sich, während er sich fieberhaft hochzog; seine Hände sprangen mit einer Geschwindigkeit von Knoten zu Knoten, die jeden Sportlehrer verblüfft hätte. Wenn mich doch Herr Weightman jetzt sehen könnte!, dachte er.
    Und ob diese Nichtlinge klettern konnten! Einer hing schon am Seil und schwang sich noch schneller als Arthur hinauf; ein anderer erklomm geradewegs die Backsteinwand. Er schien seine Finger in die kleinsten Ritzen schieben zu können, aber er war langsamer.
    Arthur schaffte es nach oben und schwang sich über die Rinne aufs Dach. Er sah eine Klinge blitzen, und das Seil flog hinab. Ein Schmerzensschrei war der Beweis dafür, dass der Nichtling, der daran gehangen hatte, auch in die Tiefe gestürzt war.
    »Schnell! Schnapp dir einen Ziegelbrocken und wirf!«
    Arthur entdeckte einen Haufen zerbrochener Dachziegel, griff sich ein gezacktes Stück und lehnte sich über die Rinne, um es hinunterfliegen zu lassen. Sein Retter warf auch, allerdings mit beträchtlich größerer Zielgenauigkeit. Arthur warf ihm … nein … ihr aus dem Augenwinkel einen raschen Blick zu, während er die nächste Scherbe ergriff und sie nach dem zweiten Kletterer warf.
    Er hatte ein Mädchen vor sich: Es war ungefähr in seinem Alter, vielleicht etwas jünger, aber angezogen wie ein Junge, und es trug dieselben altmodischen Kleider wie jeder in dieser Stadt: einen zerbeulten und eingerissenen Zylinder; einen mehrere Nummern zu großen Gehrock, der

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