Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
derselben Geschwindigkeit fiel. Ein Mann, ganz in Schwarz, mit Flügeln so glänzend und dunkel wie die eines Raben, ohne einen einzigen Flecken Weiß.
    »Montags Abenddämmerung!«, stieß Arthur hervor. »Was wollen Sie?«
    »Es scheint, dass des Schlüssels Kräfte dir nicht sämtlich unvertraut sind, wie Mittag annimmt«, flüsterte Abenddämmerung. Arthur konnte ihn über dem Schlagen ihrer beider Flügel kaum verstehen. »Was mein Wollen betrifft, nun, Arthur, ich will dir helfen. Du bist vom Vermächtnis auserwählt worden; du bewahrst den Minutenschlüssel des Unteren Hauses.«
    »Was?«, entgegnete Arthur. Sicher war das irgendein Trick. »Sind Sie nicht Montags rechte Hand oder etwas in der Art?«
    »Mittag sitzt zu des Herrschers Rechten, Morgengrau en zu seiner Linken. Abenddämmerung steht dahinter im Schatten. Manchmal ist es einfacher, das Licht zu sehen, wenn man selbst teilweise im Dunkeln steht. Montag war nicht immer, wie er jetzt ist, desgleichen Mittag und Morgengrauen. Das Untere Haus war nicht das Chaos, zu dem es geworden ist. All dies hat mich langsam … oh, so langsam … zu der Erkenntnis gebracht, dass etwas unternommen werden muss. Ich half dem Vermächtnis, sich zu befreien, indem ich einem Inspektor eine Dose Schnupftabak schenkte. Nun werde ich dir helfen, indem ich dir einen Ratschlag erteile.«
    Arthur prustete ungläubig. Das war so offensichtlich; er hatte es tausendmal im Fernsehen gesehen. Guter Bul le, böser Bulle. Mittag hatte die Rolle des bösen Bullen gespielt, jetzt war Abenddämmerung an der Reihe. Aber er spielte recht überzeugend, das musste man ihm lassen.
    »Du solltest mit dem Alten sprechen. Die anderen vergessen, dass er sich zwar der Architektin widersetzt hat, aber dennoch Ihr Werk nicht hasst. Du bist ein kleiner Teil davon; deshalb wird er interessiert sein und dir kei nen Schaden zufügen. Frag ihn nach der Unwahrscheinlichen Treppe! Nutze, was er dir verrät!«
    »Warum sollte ich Ihnen trauen?«, fragte Arthur.
    »Warum überhaupt jemandem trauen?«, erwiderte Abenddämmerung so leise, dass Arthur ihn nicht verstehen konnte und er seine Frage wiederholen musste. Abenddämmerung flog näher, bis sich ihre Gesichter fast berührten; die Spitzen seiner ebenholzfarbenen Schwingen streiften mit jeder Vorwärtsbewegung Arthurs schneeweiße.
    »Warum überhaupt jemandem trauen?«, sagte er noch einmal. »Das Vermächtnis verfolgt seine Ziele, Montag verfolgt seine Ziele, und bei den Morgigen Tagen ist es nicht anders. Aber wer kann sagen, wo das letztendlich hinführen wird? Sei vorsichtig, Arthur!«
    Mit diesem letzten Wort begannen Abenddämmerungs Schwingen stärker zu schlagen, und er stieg auf, während Arthur weiter fiel. Arthur hatte keine Kontrolle über die Flügel, die Mittag für ihn gemacht hatte; sie verlangsamten nur seinen Fall, etwa wie ein Fallschirm, nur besser.
    Arthur hatte viel Zeit, darüber nachzudenken, was Abenddämmerung gesagt hatte. Seine Flügel schlugen weiter, und er fiel so gleichmäßig, dass er sich an die Bewegung gewöhnte und sogar schläfrig wurde. Der Tie fe Kohlenkeller war in der Tat tief, tiefer als irgendeine Grube oder Mine, von der Arthur in seiner Welt je gehört hatte, ausgenommen vielleicht die »Meeresgräben«, wo seltsame Lebewesen hausten.
    Schließlich kam der Fall zu einem Ende. Arthur wurde kurz durch die verdoppelte Anstrengung seiner Flügel gewarnt, die so heftig schlugen, dass er in der Luft zum Stillstand kam. Dann lösten sie sich von seinen Schultern, und Arthur stürzte mindestens einen Meter tief auf harten, nassen Untergrund. Er landete mit einem Platschen und fiel der Länge nach hin, wobei er ganz nass wurde und fast den Schlüssel verlor. Einen Moment spä ter kamen zwei zerrissene Papierstücke neben ihm auf und verwandelten sich in eine breiige Masse.
    Das Wasser war nur ein paar Zentimeter tief, es war wenig mehr als eine Pfütze; allerdings war es nicht die einzige. Als Arthur den Schlüssel hoch hielt, um die nähere Umgebung auszuleuchten, sah er, dass überall zwischen Streifen etwas trockneren Bodens solche Pfützen standen, welche eine schwarze, unbewegte Brühe enthielten, eine faule, schlammige Mischung aus Kohlenstaub und Wasser.
    Auch waren Kohlehaufen zu sehen; zahlreiche kleine Pyramiden, ein oder zwei Meter hoch, waren fleißig im Abstand von vielleicht fünf Metern aufgeschichtet worden.
    Arthur sah sich die nächstgelegene Pyramide an. Im Gegensatz zu den perfekt gleichmäßigen

Weitere Kostenlose Bücher