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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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verschwommene Lichter und gelegentlich Umrisse erkennen konnte, die sich bewegten. Er hörte fernen Lärm wie von einer Menschenmenge, konnte sie aber nicht sehen, und auch ein metallisch klingendes Stampfen wie von Maschinen.
    »Da hat sich wieder einer davongemacht!«, rief der Laternenträger irgendwelchen unsichtbaren Kollegen im Rauch zu. Er hörte sich an, als ob er keine Zähne mehr hätte oder als ob irgendetwas mit seiner Zunge nicht in Ordnung wäre. Vielleicht hatte es auch mit dem Schweinehelm zu tun.
    »Hoch mit dir!«, befahl die dampfende, qualmende Gestalt. »Du bist jetzt im Dienst des Grimmigen und musst in Gegenwart eines Aufsehers stehen!«
    »Tatsächlich?«, fragte Arthur mit einer zittrigen Stimme, die nur teilweise gespielt war, und stand langsam auf. »Ich habe mir den Kopf gestoßen … sind Sie ein Aufseher?«
    Der Aufseher fluchte in einer Sprache, die Arthur nicht kannte. Der Schlüssel hatte es ihm ermöglicht, alle Sprachen des Hauses zu sprechen, aber ohne ihn war ihm nur die Fähigkeit geblieben, die ›offizielle‹ Haussprache zu verstehen, nicht aber die Dialekte der einzelnen Gebiete.
    »Noch mehr beschädigte Ware!«, seufzte der Aufseher. »Diese anderen Tage versuchen es auch immer wieder! Folge mir und gehorche den Anweisungen, oder du wirst bedampft!«
       

       
    Um seiner Warnung Nachdruck zu verleihen, zog der Aufseher eine großkalibrige Steinschlosspistole hervor, wie sie in Piratenfilmen vorkam, aber diese hier war über einen Schlauch an der Miniaturdampfmaschine auf seinem Rücken angeschlossen. Er spannte den Schnappdeckel und drückte den Abzug. Der Deckel schlug auf die Pulverpfanne und sandte einen Funkenregen in die Luft. Ein zischender Dampfstrahl schoss bedrohlich nahe an Arthur vorbei. Der Junge zuckte zusammen und sprang zur Seite, zum großen Vergnügen des Aufsehers.
    »Ha! So was hast du noch nicht gesehen, stimmt’s? Benimm dich ordentlich, und du behältst vielleicht das bisschen Fleisch auf deinen mageren Knochen!«
    Arthur zuckte erneut zusammen, als der Aufseher ihn tiefer in den Smog schob. Ihm blieb nur ein kurzer Augenblick, um einen raschen Blick über die Schulter zu werfen und sich die Stelle für ein späteres Entkommen zu merken. Da war eine Tür, groß und imposant, mindestens zehn Meter hoch. Aber sie sah nicht wie der Vordereingang aus. Es war eine geschnitzte Holztür voller Szenen, in denen ein großer, sehniger Mann – vermutlich Grimmiger Dienstag – Gegenstände mal an der Esse, mal an der Werkbank herstellte und von schürzentragenden Schülern scharenweise angebetet wurde. Doch die Bilder waren ausdruckslos und rührten den Betrachter nicht; sie waren schmutzbefleckt und zerfressen, als sei einmal Säure darauf gespritzt. Kein Vergleich mit den bunten, bewegten, lebendig wirkenden Darstellungen auf dem Vordereingang. Natürlich konnte dies der Vordereingang sein – Arthur war ja aus ihm herausgekommen –, aber im Moment sah er nicht so aus. Irgendein Geheimnis musste mit seinem Gebrauch verknüpft sein.
    Durch diese Tür würde es kein leichtes Entkommen geben.
    Der Aufseher stieß Arthur noch einmal an und dirigierte ihn nach rechts. Arthur sah, dass er zu einer traurigen Kolonne von Bürgern geschickt wurde, deren vorderes Ende in dem wabernden Smog verschwand. Die Reihe kam zum Stehen und rückte sogleich ein kurzes Stück vor. Für einen Moment lichtete sich der Dunst, und Arthur erhaschte einen flüchtigen Blick auf ihren Bestimmungsort: Einen langen Mahagonischreibtisch, gute fünfzehn Meter entfernt, hinter dem ein Bürger in einer Lederschürze und einem Umhang thronte, welcher noch düsterer als der von Arthur wirkte.
    »Stell dich in die Schlange und hol dir dein Zeug ab!«, schnauzte der Aufseher und gab Arthur einen letzten Stoß. Keiner der Bürger sah sich um, als Arthur sich einreihte; sie schlurften einfach mit gesenktem Kopf weiter.
    Arthur hätte beinahe ausgerufen, dass er seine Ausrüstung schon habe, aber er biss sich auf die Zunge. Der Aufseher würde es wahrscheinlich nicht zu schätzen wissen, wenn man seine Dummheit hinausposaunte. Vielleicht wurden ja außer Lederschürzen und Umhängen noch andere Sachen ausgeteilt.
    Nachdem der Aufseher wieder im Smog verschwunden war, tippte Arthur der Gestalt vor ihm zögerlich auf die Schulter. Es war eine Frau, welche in einer seltsamen Kombination aus Kleidern des neunzehnten Jahrhunderts steckte, wie sie Arthur schon im Unteren Haus gesehen hatte. Diese Frau

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