Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
sich langsam in normale Buchstaben, bis DOMINUS ARTHUR MAGISTER DOMUS auf dem Siegel stand, woraus dann schließlich LORD ARTHUR HERRSCHER DES UNTEREN HAUSES wurde.
    »Worauf wartest du?«, fragte Susi entnervt. »Dass Grimmiger Dienstag hier auftaucht und dich zum Tee einlädt?«
    »Entschuldige«, sagte Arthur. Er hatte sich kurz von seinem Siegel faszinieren lassen. Rasch legte er ihr den zweiten Flügel an; dieser war schon etwas gewachsen und sah nicht mehr sosehr nach Papier aus, sondern nach sauberen, glänzend weißen Federn, die sich stark von dem rußigen Steinboden und der aufziehenden Dunkelheit abhoben.
    Arthur spürte, wie seine eigenen Flügel zu schlagen begannen und Luftwirbel an seinen Füßen erzeugten, aber sie waren noch zu klein, um ihn tatsächlich hochzuheben.
    Susi reichte Arthur eines der Einmachgläser mit den wollenen Frosch-Fingerpuppen, steckte das andere in ihre Schürzentasche und beeilte sich dann, alles Übrige wieder in der Tasche zu verstauen. Die hängte sie sich vorn um den Hals, sodass sie ihren Flügeln nicht im Weg war.
    »In dem Glas sind sechs Anklebfinger. Setz sie jetzt auf den Daumen und jeden zweiten Finger«, wies sie ihn an, während sie ihr eigenes Einmachglas öffnete. »Sie werden haften, sobald du einen Spruch aufsagst, und der geht so: ›Klebt fest bei Tag, klebt fest bei Nacht, je eine Minute, darauf gebt Acht.‹ Es haften nie beide Hände gleichzeitig, also kannst du dich umherbewegen. Du musst dir nur merken, welche Hand klebt und welche nicht. Wie man sie abnimmt, werde ich dir sagen, wenn es so weit ist.«
    Arthur wiederholte den Spruch still für sich, um sicher zu sein, dass er ihn behalten würde, und stülpte sich dann die sechs Anklebfinger an beiden Händen über. Sie fühlten sich tatsächlich wie Fingerpuppen aus Wolle an, nur dass sie wie kleine, lebendige Mäuse piepsten und zappelten, als er sie anzog, was die Sache nicht einfacher machte.
    Er war so in diese Aufgabe vertieft, dass er fürchterlich erschrak, als Susi plötzlich das Kupferrohr aufhob, welches er beinahe als Waffe gegen sie benutzt hatte, und nach etwas schlug, das wie ein flach geworfener Baseball herangeflogen kam. Es hatte auch ungefähr die Größe eines solchen, war aber schwarz und formlos, etwa wie ein Klumpen Teer.
    Susi traf es klatschend. Das Ende des Kupferrohrs löste sich beim Aufprall in einen metallischen Nebel auf, aber was immer sie damit erwischt hatte, wurde über den Grubenrand geschleudert und verschwand geradewegs in der Tiefe.
    »Ein Brocken Nichts«, sagte Susi stirnrunzelnd. »Auf der Suche nach anderen Brocken, um einen Nichtling zu bilden.«
    Sie blickte zu der künstlichen Sonne auf, die kaum noch strahlte. Praktisch überall hatten sich wieder dicke Wolken gebildet, und sie und Arthur standen im Halbdunkel, das schnell zunahm. »Ich dachte, das Sonnenblühen würde diese Dinger länger unten halten. Du solltest dir besser auch irgendeine Keule besorgen. Kupfer ist besser als Stahl, obwohl beides nicht besonders hilft. Man müsste Silber haben oder etwas Besonderes wie diese Klingen, die aus gefrorenem Mondlicht sind oder von architektonischem Feuer glühen, wie die von Mittag. Was machen deine Flügel? Findest du die Schnüre? Noch nicht dran ziehen!«
    Arthur verrenkte sich fast den Hals, um nachzusehen. Seine Flügel reichten ihm jetzt von den Schulterblättern bis zu den Kniekehlen und hatten ein wunderbar glänzendes Gefieder. Sie schlugen langsam, als ob sie sich aufwärmen wollten. Die Luft, die sie um ihn fächelten, duftete schwach nach Orangen und war sauber und angenehm erfrischend. Er betastete die Schnüre, die zu beiden Seiten des Halses an seiner Brust herabliefen.
    »Ich habe sie«, bestätigte er. Er sah sich um und entdeckte ein anderes Kupferrohr, das dicker und länger als Susis war. Er wollte darauf zulaufen, hob vom Boden ab und schoss mehrere Meter über sein Ziel hinaus.
    »Mach dich bereit!«, ermahnte Susi ihn. »In einer Minute werden sie richtig schlagen.«
    Arthur beugte sich nieder, und halb krabbelte er, halb zog er sich bis zu dem Kupferrohr. Gerade hatte er die Hand darum geschlossen, da vollführten seine Flügel einen mächtigen Schlag, der ihn drei Meter vom Gleis wegtrug.
       

       
    Susi befand sich noch am Boden; ihre Flügel wärmten sich auf.
    »Wenn du dich zur Seite neigst, kannst du die Flugrichtung ändern!«, rief sie. »Steuere anfangs die Mitte der Grube an! Dort kann man nicht so leicht vom Zug oder

Weitere Kostenlose Bücher