Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub
Zeit nutzen, um sich seine nächsten Schritte zu überlegen. Und dazu musste er herausfinden, was mit Blatt geschehen war.
»Ich gehe jetzt zurück«, erklärte er. »Ich werde Sonnenstich bitten, auf mich aufzupassen. Danke für Ihre Hilfe, Doktor.«
Scamandros verbeugte sich.
Arthur drehte sich um und machte sich auf den Rückweg. Es war dunkel ohne die Kerze, aber er konnte die Lichter des Lagers sehen, die gar nicht so weit weg waren. Dennoch beschleunigte er seine Schritte.
Als er die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht hatte, veranlasste ihn irgendetwas, sich umzudrehen. Er konnte den Schein der Kerze sehen und eine bruchstückhafte Silhouette, die Doktor Scamandros sein mochte. Aber da war noch etwas anderes. Eine andere Gestalt, ein dunkler Schattenriss vor dem Kerzenlicht. Arthur sah sie nur einen Moment lang, dann war sie verschwunden. Aber dieser Augenblick genügte ihm, um zu begreifen, was er sah.
Ein weiterer Wellenläufer! Doktor Scamandros schickte noch eine Botschaft an jemand anderen!
Ich hab’s gewusst, dachte Arthur grimmig. Er versucht wahrscheinlich, mich an Mittwoch oder einen der anderen Treuhänder zu verkaufen. Vielleicht schicken sie Erhabenen Samstags Abenddämmerung, falls der es war, der mich in Grimmigen Dienstags Grube angegriffen hat. Wenn er mit seinem Schwert zurückkommt, bin ich hilflos ohne Schlüssel, obwohl die Mannschaft der Motte mich vielleicht wegen der Scheibe des Mariners verteidigen würde. Ich begreife immer noch nicht, warum Samstag wollen sollte, dass das Nichts das Haus zerstört. Da geht eindeutig etwas vor zwischen den Morgigen Tagen und dem Nichts. Aber was? Warum ist alles so kompliziert –
Arthurs Gedanken tauchten ab ins Unterbewusstsein, als ein Wachtposten in der Nähe des Lagers ihn anrief.
»Halt! Wer da geht? Ich meine, wer geht da? Gib dich mir zu erkennen und tritt vor!«
»Äh, ich glaube, dein Name ist Einohr, stimmt’s?«, sagte Arthur. Der Bürger wurde nur teilweise durch die Laternen im Zelt des Kapitäns beleuchtet, das ein Dutzend Meter weiter weg stand. »Hier ist Arthur; ich komme gerade von einem Spaziergang zurück. Doktor Scamandros wird in einer Weile nachkommen.«
»Tritt vor, Freund!«, rief Einohr aus. Er senkte seine Armbrust und winkte Arthur herein. Als der Junge vorbeiging, murmelte der Bürger: »Eigentlich heiße ich Gowkin, aber Einohr hört sich so viel besser an. Vor der Sintflut war ich Kistenschieber Dritter Klasse. Jetzt bin ich ein Vorderdeckmatrose –«
»Einohr! Behalte deine Seite im Auge!«
Arthur erkannte diese Stimme. Sonnenstich kam den Strand heruntergestapft. Hinter ihm konnte Arthur vage einen weiteren Wachtposten ausmachen, der mit schussbereiter Armbrust in die Dunkelheit spähte.
»Aye, aye, Sir!«, rief Einohr. »Ich lasse nur einen Freund durch!«
Sonnenstich verbeugte sich leicht, als er Arthur erkannte; der Junge erwiderte es.
»Der Doktor hat das Nötige getan?«, erkundigte sich Sonnenstich.
»Ich glaube schon«, erwiderte Arthur. Er hielt Spiegel und Schale hoch. »Er hat mir etwas gegeben, womit ich sehen kann, wie es meiner Freundin Blatt geht. Ich brauche allerdings jemanden, der unterdessen auf mich Acht gibt. Ich hatte gehofft, es würde Ihnen nichts ausmachen …«
»Auf dich Acht geben? Aye, das kann ich tun. Ich muss nur zuerst die Wachtposten kontrollieren; wir wollen ja nicht, dass Fieberauge und seine Bande unangemeldet hier auftauchen.«
»Ich dachte, wir hätten sie abgehängt!«, wunderte sich Arthur und passte sich dem Schritttempo des Zweiten Offiziers an.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, entgegnete Sonnenstich. »Fieberauge ist ein ungewöhnlich gerissener Zauberer. Doktor Scamandros übertrifft ihn in Buchwissen, aber dieser Pirat kennt bestimmt fünfzig schmutzige Tricks, von denen unser Doktor keine Ahnung hat. Pass auf deinen Abschnitt auf!«
Die nächste Wache rappelte sich auf und ergriff ihre Armbrust. Sonnenstich bedachte sie mit einem verärgerten Schnauben und ging weiter.
»Doktor Scamandros hat mir erzählt, er sei ein Freiwilliger«, sagte Arthur. Er musste mehr über Scamandros erfahren. »Was hat er damit gemeint? Warum sollte er sich freiwillig gemeldet haben?«
»Vor der großen Flut gab es Navigationszauberer nur auf regulären Schiffen«, erklärte Sonnenstich. »Als dann all die zusätzlichen Schiffe gebaut wurden, wurden dafür Freiwillige mit ausreichend magischer Erfahrung gesucht. Einige der regulären Matrosen wurden ebenfalls
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