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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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entdeckte Susi, die dort unter dem Tisch hockte. Sie hielt eine lange Stopfnadel in der Hand und musterte Dame Primus’ Fuß. Mit einem Grinsen in Arthurs Richtung stieß sie die Nadel hinein, aber das rief nicht die erwartete Wirkung hervor. Winzige Buchstaben bewegten sich voneinander weg und ermöglichten der Nadel das Eindringen, dann schoss ein roter Funken daran entlang. Susi ließ die Nadel hastig fallen und lutschte sich die Finger. Von ihrer Waffe zeugte nur noch eine kleine Pfütze geschmolzenen Stahls auf dem Fußboden.
    Arthur seufzte und bedeutete Susi, unter dem Tisch hervorzukommen und sich neben ihn zu setzen, doch sie schüttelte den Kopf und blieb, wo sie war.
    Obwohl Blatt nicht aufgefallen war, dass Nieser sich bewegt hatte, stand er schon an der Tür, als sie dort ankam. Sie wollte sie gerade öffnen, als Doktor Scamandros zu ihr gehastet kam und ihr etwas in die Hand drückte.
    »Das wirst du brauchen«, flüsterte er. »Ohne es wirst du weder das Haus sehen noch den Vordereingang finden können. Dame Primus ist ein wenig ungeduldig, aber sie meint es nicht so.«
    Blatt schaute sich an, was er ihr gegeben hatte: ein geöffnetes Lederetui, in dem eine Brille mit Golddrahtfassung lag, deren dünne Gläser von feinen Rissen überzogen waren. Sie ließ das Etui zuschnappen und schob es in den eng anliegenden Bund ihrer Hose.
    »Hier entlang, bitte, Fräulein Blatt«, forderte Nieser sie auf, während Scamandros zu seinem Platz am Tisch zurückeilte. »Benötigt Ihr eventuell Kleidung, die Eurem eigenen Sekundären Reich und der derzeitig dort herrschenden Ära angemessener ist?«
    »Es wäre großartig, wenn Sie etwas dahätten«, sagte Blatt, die ein Baumwollhemd mit weiten Ärmeln und blaue Segeltuchhosen trug, die Standarduniform eines Schiffsjungen auf der Fliegenden Gottesanbeterin. Sie hatte bislang gar nicht daran gedacht, was sie zur Herkunft dieser Kleider sagen sollte. Zu erklären, warum sie ihre Familie so lange nicht in der Quarantäne besucht hatte, würde schon kompliziert genug werden.
    Als sie den Raum verließ, hörte Blatt noch, wie Dame Primus etwas zu Doktor Scamandros sagte und dann zu einer Rede ansetzte. Sie klang wie eine Politikerin in einer Fernsehdebatte, die sich vor der Verzögerungstaktik ihres Gegenspielers in Acht nahm.
    »Ich hoffe zuversichtlich, Lord Arthur, dass wir jetzt mit der auf deinen Wunsch neu geordneten Agenda fortfahren können.«
    »Sicher«, sagte Arthur matt, aber er konnte seine Gedanken nicht von diesem ›Skelettjungen‹ lösen, der sich für ihn ausgab. Was hatte diese Kreatur vor? Seine Eltern waren völlig ahnungslos; sie würden ihm hilflos ausgeliefert sein, genau wie seine Geschwister. Das Ding würde ihren Verstand übernehmen und dann … selbst wenn der Geistfresser vernichtet werden und Arthur zurückkehren würde, hätte er vielleicht keine Familie mehr.
    Etwas bahnte sich einen Weg in Arthurs düstere Gedanken. Dame Primus hatte gerade etwas gesagt. Etwas sehr Wichtiges.
    »Wie war das?«, fragte er. »Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Ich sagte, wir hegen mittlerweile den Verdacht, Lord Arthur, dass die schlechte Regierung der Morgigen Tage kein Zufall ist. Sie sind beeinflusst oder veranlasst worden, sich so zu verhalten, und das letztendliche Ziel dürfte die völlige und endgültige Zerstörung des Hauses sein – und damit der gesamten Schöpfung.«
    »Was!?« Arthur sprang von seinem Stuhl auf. Als sich alle Augen auf ihn richteten, ließ er sich langsam niedersinken, holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen, denn sein Herz klopfte plötzlich wie verrückt.
    »Also wirklich, Lord Arthur, muss ich mich tatsächlich erneut wiederholen? Wenn den Morgigen Tagen gestattet wird, mit ihrem Tun fortzufahren, dann besteht das große Risiko, dass das ganze Haus zerstört wird.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Arthur nervös. »Ich meine, Herr Montag war wirklich faul, und Grimmiger Dienstag wollte jede Menge Zeugs machen und besitzen, und Mittwoch … sie war schon eine richtige Sau, wenn sie auch vielleicht nichts dafür konnte. Das heißt aber nicht, dass sie das Haus zerstören wollten.«
    »Jedenfalls haben die Treuhänder das Haus gefährdet«, erklärte Dame Primus steif. »Herrn Montags Faulheit hat dazu geführt, dass das Untere Haus Aufzeichnungen nicht richtig transportiert und gelagert hat, sodass es auch jetzt noch unmöglich ist, mit Sicherheit festzustellen, was mit zahlreichen Bürgern, Teilen des Hauses, wichtigen

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