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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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gewesen sein. Jetzt war es jedenfalls von einer Nichtsverbrennung verunziert, die sich vom linken Ohr bis zum Kinn erstreckte. Falls er jemals Haare auf dem Kopf gehabt hatte, so waren sie dem Rasiermesser zum Opfer gefallen.
    Wie der Leutnant trug auch Helve eine scharlachrote Uniform, aber auf den Ärmeln saßen drei breite goldene Streifen. Auf der linken Brust prangten drei Orden aus mattem Rotguss mit vielfarbigen Bändern. An einem dieser Bänder waren fünf kleine Spangen befestigt, das Band eines anderen zierte eine Reihe von winzigen silbernen Anstecknadeln in Sternenform, die so angeordnet waren, dass sie noch Platz für weitere ließen.
    »Leutnant Crosshaw sagt, dass du ein Sonderfall bist!«, brüllte Helve. »Ich mag keine Sonderfälle! Sonderfälle machen keine guten Soldaten! Sonderfälle helfen anderen Rekruten nicht, gute Soldaten zu werden! Deshalb wirst du kein Sonderfall sein! Verstanden!«-
     
     
     

     
    »Ich denke schon –«
    »Klappe halten! Das war keine Frage!«
    Feldwebel Helve lehnte sich plötzlich zurück, kratzte sich am Hinterkopf und schaute um sich. Arthur traute sich nicht, seinem Blick zu folgen, aber was immer dort zu sehen war oder auch nicht, schien den Feldwebel zu beruhigen.
    »Steh bequem, Rekrut. Die nächsten zwei Minuten werde ich von Bürger zu Pfeiferkind zu dir sprechen, nicht von Feldwebel zu Rekrut. Aber du wirst mir gegenüber niemals etwas davon erwähnen und erst recht keinem anderen gegenüber. Hast du mich verstanden?«
    »Jawohl, Feldwebel«, antwortete Arthur vorsichtig.
    Feldwebel Helve langte in seine Gürteltasche und zog eine flache Dose heraus, der er ein Zigarillo entnahm, das er allerdings nicht anzündete. Stattdessen biss er ein Ende ab und begann zu kauen. Dann bot er Arthur das andere Ende an. Der schüttelte den Kopf und nutzte die Gelegenheit, um sich schnell an der Nase zu kratzen.
    »Die Sache ist doch die, Penhaligon. Du solltest gar nicht hier sein. Da ist irgendwas Politisches am Laufen, stimmt’s?«
    Arthur nickte.
    »Ich hasse Politik!«, erklärte Helve. Zur Bekräftigung spuckte er einen ekligen Klumpen durchgekauten Tabaks aus. »Und deshalb werde ich Folgendes tun. Es ist nicht ganz legal, du musst also damit einverstanden sein. Ich will deinen Namen ändern. Nur während du hier bist. Auf die Art kannst du mit dem Unterricht weitermachen, die anderen Rekruten werden nicht abgelenkt, und wir werden keine Schwierigkeiten haben. Es wird nur hier in den örtlichen Aufzeichnungen stehen, nichts Dauerhaftes. Die Abschlussprüfung legst du unter deinem eigenen Namen ab. Falls du sie schaffst.«
    »In Ordnung«, sagte Arthur. Wenn er schon hier sein musste, war es für ihn nur von Vorteil, wenn er sich hinter einem anderen Namen versteckte. »Ich meine, jawohl, Feldwebel!«
    »Wie sollen wir dich nennen?« Helve nahm einen weiteren Bissen von seinem Zigarillo und kaute nachdenklich darauf herum. Arthur versuchte, nicht einzuatmen. Der Gestank des Tabaks war widerwärtig, schlimmer, als er es für möglich gehalten hätte. Falls es überhaupt Tabak war und nicht irgendein naher Verwandter davon, der aus einer anderen Welt in den Sekundären Reichen stammte.
    »Wie wär’s mit Ruhtra?«, schlug Helve vor. »Das ist Arthur rückwärts.«
    »Ruhtra … äh … vielleicht etwas, was sich besser anhört … oder weniger offensichtlich ist«, meinte Arthur. Er sah zum Horizont, wobei er die Augen gegen den grellen Sonnenschein zusammenkneifen musste, der so sehr mit dem üppig grünen Dschungel im Westen kontrastierte. »Wie wär’s mit Helios? Helios … hm … Grün? Ich könnte ein Tintenbefüller aus dem Unteren Haus sein.«
    Helve nickte und spuckte wieder aus. Er verstaute die übrig gebliebene Hälfte des Zigarillos wieder in der Dose und schob sie zurück in die Gürteltasche. Anschließend zerrte er ein Klemmbrett ans Licht, das mindestens fünfmal größer als die Tasche war, zog einen Bleistift hinter seinem Ohr hervor, obwohl dort vorher keiner zu sehen gewesen war, und nahm ein paar rasche Änderungen an den Papieren auf dem Brett vor.
    »Versteck diesen Ring«, sagte Helve, während er schrieb. »Den Krabbenpanzer kann man bei einem verletzten Pfeiferkind noch erklären, aber kein Rekrut besitzt einen persönlichen Gegenstand wie diesen Ring.«
    Arthur zog den Krokodilring vom Finger und ließ ihn in seine eigene Gürteltasche gleiten. Soweit er es ertasten konnte, war sie innen so groß wie außen, wohingegen die des Feldwebels

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