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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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dann setzte sie sich auf und schaute sich um.
    Auch hier war das Blech der Inspektionsluke abgeschraubt worden. Aber die Muttern steckten in einem Plastiktütchen, das vorsorglich an das Blech geklebt war.
    Der Tunnel erstreckte sich nach links und rechts, so weit das Auge reichte, was allerdings nicht besonders weit war, denn das einzige Licht stammte von schwachen, roten Glühbirnen, die im Abstand von ungefähr fünfzehn Metern an der Decke angebracht waren. Aber der Leitungs- und Kabelwirrwarr ließ höchstens einem klein geratenen Monteur Platz, um sich kriechend vorwärtszubewegen.
    Für Blatt war das mehr als genug. Sie entschied sich auf gut Glück für eine Richtung, vergewisserte sich vorher, dass sie die Schachtel mit der Tasche nicht verloren hatte, und kroch los.

Kapitel Elf
     
     
    »Ich kann nicht zulassen, dass sie mich zwischen den Ohren waschen«, sagte Arthur.
    »Du hast keine große Wahl«, meinte Fred düster. »Selbst wenn du dich versteckst, sie finden dich immer. Wir sollten besser anfangen, uns bereitzumachen.«
    »Es muss doch einen Weg geben, darum herumzukommen«, beharrte Arthur. »Und was meinst du mit bereitmachend«
    »Das Wichtigste aufschreiben«, erklärte Fred. »Du weißt schon, Name, Freunde, Lieblingsfarbe. Manchmal reicht das, um Erinnerungen zurückzubringen. Wenn wir natürlich ein paar Silbermünzen und etwas Salz hätten …«
    »Wir könnten sogar unsere Namen vergessen?« Arthur dämmerte erst jetzt, dass Waschen zwischen den Ohren doch schlimmer sein mochte, als er sich vorgestellt hatte. Er war darauf gefasst gewesen, möglicherweise ein paar Details über sein Leben auf der Erde oder seine Familie oder die Morgigen Tage und die Schlüssel zu vergessen … aber nicht, völlig zu vergessen, wer er war.
    »Du bist wohl erst vor kurzem gewaschen worden, wenn du dich nicht einmal daran erinnern kannst«, stellte Fred fest. »Wenn sie ganze Arbeit leisten, vergisst du alles über dich. Und es kümmert sie auch nicht, ob du erst gestern dran warst, sie knöpfen sich denjenigen einfach noch mal vor.«
    »Was war das mit den Silbermünzen und dem Salz?«
    »Eine Silbermünze unter der Zunge soll helfen, dem Waschen zu widerstehen«, sagte Fred. »Und Salz in der Nase. Aber wir haben beides nicht, also sollten wir uns besser ans Aufschreiben machen. Ich hoffe wirklich, dass ich diesmal nicht vergesse, wie man liest. Wir werden auch mit unserer Ausbildung wieder bei null beginnen müssen. Ich werde es nie zum General bringen, wenn ich zu oft zwischen den Ohren gewaschen werde. Komm jetzt.«
    Er marschierte zurück zu den Betten; Arthur folgte ihm langsam, ohne dass ein Uffz erschien, um ihn zu schelten. Seinem Gefühl nach war es mitten in der Nacht, und ihre festgesetzte Weckzeit war erst in drei oder vier Stunden.
    Trotz seiner Müdigkeit folgte Arthur Freds Beispiel und nahm ein Dienstnotizbuch und einen scharlachroten Bleistift aus seinem Spind, die beide in goldenen Buchstaben den Namen des Zuges trugen. Aber während Fred eifrig schrieb, fragte sich Arthur, was er zu Papier bringen sollte. Wenn er seinen richtigen Namen und andere wichtige Dinge aufschriebe, würde es vielleicht jemandem in die Hände fallen.
    Schließlich entschied er sich für einen Kompromiss; er begann seine Liste mit Helios Grün und schrieb dann Richtiger Name? und dann AP darunter. Anschließend notierte er Blau, seine Lieblingsfarbe, die Vornamen seiner Eltern, Bob und Emily, und die seiner Geschwister, Erasmus, Staria, Patrick, Susanne, Michaeli und Eric.
     
    Arthur dachte einen Moment lang nach und fügte dann Susi TB, Blatt und Herr Montag, Grimmiger Dienstag und Ertrunkene Mittwoch hinzu. Sollten diese Namen keine Erinnerungen in ihm wachrufen, dann wäre er wirklich in einem üblen Zustand.
    Er wollte noch mehr schreiben, aber er fühlte sich kraftlos. Das Papier verschwamm vor seinen Augen. Schon zwischen Ertrunkene und Mittwoch war er kurz eingenickt und wieder hochgeschreckt, als ihm das Kinn auf die Brust gefallen war. Also schloss er das Notizbuch, schob den Stift in eine Tasche und legte sich aufs Bett.
    Er nahm sich vor, ein wenig zu schlafen, vielleicht eine halbe Stunde, und sich dann aufzuraffen und mehr zu schreiben.
    Das Nächste, was er wahrnahm, war Freds Hand, die ihn wachrüttelte. Völlig zerschlagen schwang Arthur die Beine aus dem Bett und stand auf. Trompeten schmetterten lange, irritierende Töne, und nur die Hälfte der Sturmlaternen brannte. Fred drückte ihm ein

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