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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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einige entferntere Spiegel verblassten allmählich, als ob sie sich im Sonnenlicht auflösten. Er wich an sein Waschbecken zurück. Arthur merkte, dass auch er unbewusst einen Schritt zurück gemacht hatte, um die beruhigende Festigkeit des Porzellans zu spüren.
    Während die Sonne aufging und zu einer erkennbaren Scheibe am Firmament wurde, verloren sich immer mehr Konturen des Waschraums. Arthur und Fred drängten sich dichter zusammen, bis sie Schulter an Schulter standen. Sie konnten ringsherum nichts sehen außer Sonnenlicht, aber ihre Becken blieben fest, und ihre Spiegel glänzten.
    »Vielleicht geht ja alles gut«, flüsterte Fred.
    »Vielleicht«, sagte Arthur.
    In dem Moment wurde alles schwarz, nur einen Augenblick lang. Blinzelnd stellten sie fest, dass sie zwar noch genauso dastanden wie eben, aber nicht mehr an einem Waschbecken und auch nicht mehr im frühen Sonnenschein.
    Sie waren wieder in der Kaserne und lehnten an Arthurs Schrank; an den Dachbalken brannten die Sturmlaternen.
    In dem düsteren Licht sah Arthur drei Gestalten, die in fünf Schritt Entfernung vor ihm standen. Figur und Größe nach mochten es Bürger sein, jedoch trugen sie alles verhüllende, eidottergelbe Roben mit langen, spitzen Kapuzen. Ihre Hände steckten in Handschuhen aus flexiblem Stahlgeflecht, und auch ihre Gesichter waren verborgen -hinter Masken aus gehämmerter Bronze.
    Die erste hatte einen lächelnden Mund. Die Mundwinkel der zweiten deuteten gedankenschwer nach unten. Der Mund der dritten war schmerzverzerrt.
    Nichts ließ erkennen, ob sich hinter der Maske ein Gesicht befand. In den Mund- und Augenlöchern sah man nur Dunkelheit.
    »B … B … Badezimmeraufseher«, flüsterte Fred. »Fred Anfangsziffern Gold, Handschriftenvergoldergehilfe Sechster Klasse, Lieblingsfarbe Grün, Tee mit Milch und einem Stück Zucker, Teekuchen, aber keinen Kümmel …«
    Die Badezimmeraufseher glitten mit raschelnden Roben auf sie zu. Zwei griffen in ihre weiten Ärmel und zogen seltsame blaue Kronen hervor, die aus lauter Eiszapfen zu bestehen schienen und im Licht knackten und funkelten. Der dritte förderte ein Stück goldenes Seil zu Tage, das sich in seiner Hand wie eine wütende Kobra aufbäumte, die gleich ihr Gift verspritzte.
    Aber es biss nicht zu. Stattdessen schoss das goldene Seil durch die Luft, wickelte sich um Arthurs Fußknöchel und brachte ihn zu Fall, als er gerade die Flucht ergreifen wollte.
    Arthur schlug schwer auf dem Boden auf. Das goldene Seil kroch über seine Beine und umwickelte sie fest, schlang sich anschließend um sein linkes Handgelenk und fing an, es auf den Rücken zu ziehen. Arthur leistete erbitterten Widerstand und scharrte verzweifelt mit der rechten Hand in seiner Gürteltasche nach dem Krokodilring. Der war zwar keine Münze, aber immerhin aus Silber, und Arthur wollte ihn dringend unter der Zunge haben.
    Er hatte ihn schon in der Hand und führte ihn an den Mund, als eine Windung des Seiles sich auch um sein rechtes Handgelenk schlängelte und ihm den Arm zurückzog. Arthur stieß mit dem Kopf hinab, bekam die Finger an den Mund und schob sich den Ring unter die Zunge, wobei er sich in die Lippe schnitt.
    Das Blut tropfte an seinem Kinn herab, als er auf die Knie gezerrt wurde, während das goldene Seil ihm die Handgelenke auf den Rücken fesselte.
    Arthur schaute auf und sah die knackende, funkelnde Krone auf sich zukommen.
    Ich bin Arthur Penhaligon, dachte er verzweifelt. Arthur Penhaligon, meine Eltern sind Bob und Emily. Ich bin der Herrscher des Unteren Hauses, der Fernen Weiten, der Grenzsee.
    Die Krone presste sich wie eine Schraubzwinge auf seinen Kopf- und Arthur versank mit einem lautlosen Schrei in Dunkelheit.

Kapitel Zwölf
     
     
    Blatt stemmte sich mit den Füßen gegen die Leitersprossen und schob den Kanaldeckel zur Seite. Er war aus Stahlbeton und sehr schwer, aber sie drückte ihn so weit hoch, dass Sonnenlicht in den Schacht fiel, und mit einer weiteren Anstrengung gelang es ihr, ihn halb von der Öffnung zu schieben.
    Über sich konnte sie den Himmel und Hausdächer sehen. Eigenartigerweise hörte sie keinerlei Verkehrsgeräusche, obwohl das Kanalloch in der Mitte einer Straße sein musste, nach ihrer Schätzung ungefähr eine Meile vom Krankenhaus entfernt. Es war die dritte Leiter, zu der sie bei ihrer Kriecherei durch den Tunnel gekommen war – sie hatte entschieden, die ersten beiden zu ignorieren, weil sie sie noch innerhalb der Quarantänezone vermutete. Da

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