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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Delinquenten gesteckt«, warnte ihn Fred. »Das heißt, du wirst bestraft.«
    »Auch wenn meine Haut völlig glatt ist?« Arthur fuhr sich mit der Hand übers Kinn. »Ich werde mich noch jahrelang nicht zu rasieren brauchen.«
    »Sie werden wissen, dass du dich nicht rasiert hast«, sagte Fred mutlos. »Dass wir zwischen den Ohren gewaschen werden, heißt noch lange nicht, dass sie uns vom Rasieren befreien oder sonst was.«
    »Okay, okay«, gab Arthur nach.
    Er gab etwas Seife in seine Rasierschüssel und begann sie mit dem Pinsel schaumig zu schlagen, so wie er es bei Fred gesehen hatte. Anschließend klatschte er sich, dem Beispiel seines Kameraden folgend, den Schaum ins Gesicht und schabte ihn mit der Rückseite der Klinge wieder ab. Eine völlig sinnlose Handlung. Während er also schabte, wegschnippte und sich die Reste aus dem Gesicht spülte, dachte er darüber nach, was er tun sollte.
    »Lass uns nicht zurückgehen«, schlug er vor, als sie sich Hals und Achselhöhlen wuschen. »Lass uns hierbleiben.«
    »Hier?«, kreischte Fred. Die Vorstellung hatte ihn offensichtlich aus der Fassung gebracht. »Ich bin nicht mal sicher, ob dieser Ort nach der morgendlichen Waschung noch existiert! Der Obskurweg schließt sich …«
    »Wenn wir bei diesen Becken bleiben, wird uns nichts passieren, schätze ich«, meinte Arthur. »Sie sind für uns real, also müssen sie irgendwo sein.«
    »Aber wir werden ohne Erlaubnis abwesend sein«, murrte Fred. »Bei der Parade fehlen. Die Badezimmeraufseher werden kommen und uns suchen.«
    »Wenn der Obskurweg bis morgen früh geschlossen ist, dann werden sie uns nicht finden können, stimmt’s?«, fragte Arthur. »Wie lange werden sie sich hier herumdrücken?«
    »Sie kommen, waschen und gehen«, sagte Fred. »Sie bleiben nur so lange, wie es dauert, alle Pfeiferkinder in der Gegend abzufertigen.«
    »Also warten wir hier bis morgen früh und gehen dann zurück«, beschloss Arthur, »nehmen unsere Strafe in Empfang und machen mit der Ausbildung weiter.«
    »Ihr werdet nichts dergleichen tun«, sagte die Rekrutin, die gerade neben ihnen mit dem Einpacken fertig geworden war. Arthur erkannte sie wieder; sie war aus seinem Zug. Florimel – auf die man laut Fred ein Auge haben sollte. »Ihr werdet euch melden wie befohlen.«
    »Nein, werden wir nicht«, entgegnete Fred, und die ganze Angst, die ihn eben noch beherrscht hatte, war wie weggewischt. Offenbar bedurfte es nur einer Florimel, die ihm Vorschriften machen wollte, um ihm frischen Mut einzuflößen.
    »Ich befehle euch, zur Kaserne zurückzukehren!«
    »Wer hat dich denn zum Fräulein Oberwichtig ernannt?«, fragte Fred. »Du bist nur eine Rekrutin, genau wie wir.
    Wir werden machen, was wir wollen, und du hältst den Mund.«
    »Ich werde euch melden«, drohte Florimel und richtete sich zu voller Höhe auf.
    »Nein, das wirst du nicht«, sagte Arthur streng. »Du wirst kein Wort sagen.«
    Florimel war groß, doch einen Moment lang wirkte Arthur größer als sie, und sein Haar wehte plötzlich wie von unsichtbarem Flügelschlag aufgewühlt, und es lag etwas von Dame Primus in seiner Haltung und Stimme. Dann war er wieder nur ein Junge, aber Florimel hatte die Augen schon niedergeschlagen und wich zurück.
    »Jawohl, Sir«, sagte sie. »Was immer Ihr sagt, Sir.«
    Sie salutierte halb, schwenkte unbeholfen nach rechts und marschierte durch ein paar grün gekleidete Grenzer, die den Waschraum ebenfalls verließen, von dannen, allerdings in die entgegengesetzte Richtung.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Fred und gaffte ihn erstaunt an. »Ich war sicher, dass sie uns reinreiten würde. Jemand wie sie …«
    Er hörte auf zu reden, als der Mond über ihren Köpfen sich mit einem plötzlichen Ruck in Richtung Horizont begab. Gleichzeitig fiel von Osten ein rosiger Schein auf sie. Arthur drehte sich danach um. Die Sonne war noch nicht zu sehen, der Schimmer war nur ihr Vorbote.
    Aber dieser ließ die noch anwesenden Soldaten in alle Himmelsrichtungen davonstieben, wobei sie offensichtlich durch die jeweiligen Obskurwege zu ihren Standorten im Großen Labyrinth verschwanden. Innerhalb weniger Minuten fanden sich Arthur und Fred allein in dem gewaltigen Waschraum wieder, mit lauter Becken und Spiegeln, in denen das Morgenlicht aufzuscheinen begann.
    »Ich hoffe, dass sich das als gute Idee herausstellt«, sagte Arthur.
    »Das hoffe ich auch«, antwortete Fred erschaudernd.
    Gleich darauf überlief ihn ein weiterer Schauder, denn

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