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Die Schluesseltraegerin - Roman

Die Schluesseltraegerin - Roman

Titel: Die Schluesseltraegerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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gleichgültigen, abgeklärten Ton.
    »Dazu besitzen wir kein Recht«, antwortete Agius ebenfalls leise und ungewohnt sanft. »Wir sind gekommen, um uns zu erkundigen, wie es um euch steht. Es tut mir leid, von einem erneuten Verlust in eurer Familie zu hören. Doch wollen wir die Hoffnung noch nicht aufgeben.«
    Ada atmete schwer, die Ringe unter ihren Augen waren schwarz, im Kontrast zu ihrer weißen, trockenen Haut.
    »Wir müssen ihn finden, Brüder Mönche. Wir müssen ihn finden«, sagte sie nun fast flehentlich.

    »Dürfen wir eintreten, Frau Ada? Es beginnt erneut zu regnen, und wir hatten einen langen Weg hierher. Unsere Füße sind nass. Es wäre eine Wohltat, wenn wir sie uns an eurem Ofenfeuer trocknen könnten.«
    »Aber sicher doch, tretet näher und kommt herein ins Haus. Entschuldigt meine Unachtsamkeit, ich bin im Moment ein wenig verwirrt.«
    »Das ist durchaus verständlich.«
    Auch im Inneren des Hilgerschen Langhauses, einst so prächtig und sauber, hatte der Verfall Einzug gehalten. Es roch nicht mehr nach frischem Holz, Wachs und Geräuchertem, nein, vielmehr stank es nach Moder, Schimmel und krankhaften Auswürfen. Die Tiere waren weniger geworden, das bemerkten die Mönche sogleich, da sie durch den Haupteingang, der zunächst durch den Stall führte, eingetreten waren. Die wenigen Rinder und Ochsen sowie das einzige Pferd schienen allesamt unter einem üblen Durchfall zu leiden, dessen Schwaden sogleich ihren Weg in die Nasen der Mönche fanden.
    In dem großen Gemeinschaftsraum des Hauses konnten die beiden schemenhaft einige ihnen bekannte Gestalten erkennen. Da lag der alte Ulrich auf einer Bank, ganz in der Nähe des Feuers. Da saß die verbliebene Zwillingsschwester Gisela und flocht Körbe. Da saß auch die junge Almut, Schwester des erdolchten Heinrich, und versuchte sich ebenfalls im Körbeflechten. Knechte und Mägde – man zählte drei – waren teils im Stall beschäftigt, teils mit der Zubereitung von Essen. Die kleinen Kinder liefen sogleich in eine Ecke, wo allerlei Spielzeug herumlag, und ihr großer Bruder Friedrich saß gelangweilt auf der kahlen Längsseite der den ganzen Raum umgebenen Holzbank und schnitzte nahezu wütend an einem Holzklotz herum.
    Alles in allem herrschte eine bedrückende Stimmung. Jeder tat irgendetwas, aber niemand schien sich mit wirklicher Hingabe
dem zu widmen, was notwendig gewesen wäre: diesen brachliegenden Hof wieder auf Vordermann zu bringen. Entsprechend gleichgültig wurden die beiden Mönche empfangen, man blickte sie kurz an, nickte mit dem Kopf und fuhr mit dem fort, was man gerade tat. Ada jedoch schickte die einzige Magd, um für die Gäste zwei Becher Met aufzuwärmen, bot ihnen sodann einen Platz am Feuer an und wies sie an, ihre nassen Bandagen über ein Holzgestell zu hängen, welches direkt neben dem Suppenkessel über dem Ofen angebracht war.
    »Was treibt euch hierher, Gottesmänner? Habt ihr Ansgar gefunden?«, fragte der alte Ulrich harsch.
    »Nein, leider nicht. Wir haben soeben erst durch Frau Ada von seinem plötzlichen Verschwinden erfahren«, antwortete Agius, während er damit beschäftigt war, die sackleinenen, durchnässten Bandagen von seinen Füßen und Unterschenkeln zu lösen.
    »Nun steht euch der Weg frei, Mönche. Jetzt könnt ihr alles haben. Es gibt nur noch mich und diesen unmündigen Jungen dort. Keinen Mann hat dieser reiche Hof mehr vorzuweisen.« Der Alte klang bitter.
    »Wie nur kann das sein, Ulrich, dass eurer Familie so viel Unglück widerfährt?«, fragte Agius. Melchior schwieg indessen und hörte gespannt zu, vergaß dabei jedoch nicht, gleichzeitig im ganzen Raume umherzuschauen und die Gesichter der übrigen Anwesenden zu studieren. Sie wirkten allesamt gleichgültig.
    »Sobald ich sage, woran es liegt, fängt diese dort sogleich an zu keifen. Wollte mir schon an die Gurgel gehen.« Er wies dabei mit einer abfälligen Handbewegung auf Gisela, welche deutlich nervöser wurde, aber dennoch, jetzt mit zittrigen Händen und immer mehr gesenktem Kopf, weiter ihrer Flechtarbeit nachging.

    »Woran liegt es nun, guter Ulrich?«, bohrte Agius weiter.
    »Warum wollt ihr das wissen? Es geht euch nichts an. Ihr seid Fremde hier, und eure Absichten sind mir durchaus bekannt. Das alles ist eine Angelegenheit, die sich zwischen den Familien dieser Gegend abspielt. Eine alte Angelegenheit. Ihr versteht sie ohnehin nicht, und zudem ist sie für eure Zwecke nicht von Belang.«
    »Sprichst du von der Fehde

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