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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Plantage hinter sich ließ. Die kleine Grace war viel­versprechend, das hatte er schon erkannt, als sie ihre Schwester vor seinem Pferd fortgezogen hatte. Sie besaß Temperament und Mut, hatte Feuer und war augenscheinlich gesund – alles Eigenschaften, die er von einer Schwiegertochter erwartete.
    Seine Frau war all das nicht gewesen. Die zarte Alice wäre bei der Geburt ihres zweiten Kindes beinahe gestorben, und die Kinder, die sie zustande gebracht hatte, waren schwächlich. George, sein Sohn, beschäftigte sich den ganzen Tag mit dem Ausstopfen von Vögeln, anstatt Interesse am Teeanbau zu zeigen. Seine Tochter Clara war kränklich und dämmerte die meiste Zeit des Jahres in ihrem Zimmer vor sich hin.
    Früher hatte ihn das nicht so sehr gestört, doch nun kam er in die Jahre, und mit zunehmendem Alter musste er sich Gedanken machen, was aus seiner Plantage werden sollte.
    Grace kam zwar aus dem fernen England, doch er spürte, dass ihr der Tee liegen würde. Außerdem schien sie bereits jetzt einen guten Draht zu den Angestellten zu haben, denn warum hätte sie sonst mit dem Vormann ihres Vaters sprechen sollen?
    Die andere Erklärung dafür ließ seinen Mund schlagartig trocken werden.
    Machte sich dieser Kerl an die Kleine ran?
    Der Gedanke, sie nackt mit einem Mann in leidenschaft­licher Umarmung zu sehen, erregte Dean Stockton so sehr, dass er sein Pferd zum Stehen bringen musste. Da er nun nicht unter ständiger Beobachtung der Gesellschaft und seiner blassen Frau stand, konnte er sich ungestört seinen Fantasien hingeben, und die zeigten ihm das von Lust gerötete Gesicht der jungen Frau, blonde Locken auf ihren nackten Schultern und Brüste, die sich unter leidenschaftlichen Stößen auf und ab bewegten. Auf einmal verwandelte er sich in den Fremden, der zwischen ihren Schenkeln lag und …
    Keuchend riss er sich den Kragen auf. Er musste sich wieder abregen. Immerhin stand ihm jetzt das Abendessen mit seiner Familie bevor, da durften seine Augen nicht vor Verlangen glänzen. Auch wenn das Bett seiner Gattin schon lange erkaltet war, hatte sie doch den siebten Sinn, der allen Frauen zu eigen war, die sich davor fürchteten, ihren Mann zu verlieren. Sie würde es sehen, dass er an eine andere dachte.
    Während er sein Pferd wieder antrieb, versuchte er, seinen Geist auf andere Dinge zu lenken. Doch selbst als er die Pforten zu seiner Plantage durchquerte, wollten ihm die zarten Lippen und die blauen Augen von Grace Tremayne nicht aus dem Kopf.
    Ich werde dafür sorgen, dass George sie heiratet, sagte er sich. Koste es, was es wolle.
    Am nächsten Vormittag, als Grace und Victoria mit Miss Giles einen kleinen Spaziergang unternehmen wollten, kam Vikrama zu ihnen, in der Hand einen aus Rohr gefertigten Käfig, in dem ein feuerroter Papagei mit grünen und blauen Schwanzfedern lauthals krakeelte.
    »Guten Morgen, die Damen!«, sagte er mit einer kleinen Verneigung. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Miss Vic­toria gern einen Papagei aus der Nähe betrachten möchte. Zufällig ist mir heute Morgen einer über den Weg gelaufen, der sich dazu bereit erklärt hat. Allerdings nur unter der Bedingung, dass er danach die Freiheit wiederbekommt.«
    Während Miss Giles dreinschaute, als erwartete sie einen Flohzirkus auf dem Vogel, leuchteten Victorias Augen auf.
    »O danke, Mr Vikrama! Ich verspreche Ihnen, ich werde mich mit dem Zeichnen beeilen.«
    »Aber Miss Victoria!«, rief Miss Giles empört. »Sie wollen doch nicht diesen verlausten Vogel …«
    »Dieser Vogel ist vollkommen gesund und wird Ihrem Schützling nichts antun, Madam«, mischte sich Vikrama ein und warf Grace einen verschwörerischen Blick zu. »Außerdem rate ich ohnehin davon ab, ihn anzufassen. Wenn man es falsch anstellt, kann der Biss eines Papageis sehr schmerzhaft sein.«
    »Sind Sie denn schon mal von einem dieser Vögel gebissen worden?«, fragte Victoria aufgeregt, während sie den Käfig übernahm.
    »Ja, als ich ein Kind war, ständig. Wenn man einen fängt, muss man darauf achten, ihn vorsichtig von hinten zu packen, so dass er mit dem Schnabel nicht die Finger erreicht. Wenn man ihm nicht weh tut, ist die Chance, dass man unverletzt bleibt, größer, aber nicht immer weiß man, wann man dem Tier Schmerzen bereitet.«
    »Also ich weiß dennoch nicht …«
    »Miss Giles«, meldete sich Grace jetzt zu Wort. »Ich habe Mr Vikrama gebeten, nach einem Papagei Ausschau zu halten. Es war sehr nett von ihm, und wir sind ihm überaus

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