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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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entgegnete Jonathan. »Eine Wanderung durch den Busch kann sehr schön sein. Doch bei den Wetterverhältnissen ist es besser, wenn wir uns fahren lassen. Außerdem wollen wir doch auf keinen Lippenbären treten, oder? Die Burschen können einem Menschen sehr gefährlich werden, wenn man sie erschreckt.«
    Bevor Diana etwas dazu entgegnen konnte, ließ der Fahrer den Jeep an, und los ging die holprige Reise. Wegen des lauten Motorengeräusches war es beinahe unmöglich, ein Gespräch zu führen, auch bohrte sich die Angst, sie könnten umkippen oder sich festfahren, in ihre Magengrube. Wie lange würde es wohl dauern, bis man hier gerettet wurde?
    Ein Blick zu Jonathan zeigte ihr nichts anderes als eine ruhige, nachdenkliche Miene, aber mittlerweile glaubte sie, dass er das Pokerface nur aufsetzte, um sie nicht noch zusätzlich zu beunruhigen.
    Schließlich, als ihr Verstand alle Möglichkeiten, auf dieser Dschungelstraße umzukommen, durchgegangen war, ergab sie sich in das Schaukeln und ließ ihre Gedanken wieder zu dem seltsamen Bild schweifen, das Mr Green ihr geschickt hatte. Ein Friedhof in irgendeiner gottverlassenen Gegend. Warum schickte er ihr solch ein Bild?
    Bisher hatte sie noch nicht nachgefragt, was er damit bezweckte und wo er es gefunden hatte, aber das würde sie tun, sobald sie von der Plantage zurückgekehrt war.

Vannattuppucci , 1887
    Beflügelt von der Betrachtung des Papageis ging Victoria nun ständig mit einem Zeichenblock nach draußen, um die Eindrücke, die sich ihr boten, einzufangen. Als ahnten die Tiere, dass sie nicht länger darauf aus war, sie zu fangen, zeigten sie sich ihr häufiger, so dass Victoria schon bald eine schöne Sammlung von gezeichneten Papageien, Schmetterlingen und anderen Insekten hatte. Nur ein Flughund ließ sich nicht auftreiben.
    »Kannst du Mr Vikrama nicht fragen, ob er einen Flughund ausfindig machen kann?«, fragte Victoria, nachdem sie wieder einmal vergeblich nach diesen Tieren gesucht hatte.
    Grace zuckte zusammen und spürte, wie ihr allein die Erwähnung seines Namens das Blut ins Gesicht schießen ließ. Sie wusste nicht, warum, doch immer, wenn sie den Vormann sah, überkam sie eine nie gekannte Nervosität, die sie sich nicht erklären konnte. Stets behandelte er sie freundlich und zuvorkommend, ohne dabei so schmierig zu wirken wie Dean Stockton. Dennoch hatte sie immer dann, wenn sie auf ihn traf, das Gefühl, vollkommen unpassend gekleidet zu sein, eine falsch liegende Frisur zu tragen und sich kindisch aufzuführen. Was war bloß mit ihr los?
    Als Mr Norris eintraf, war es mit den morgendlichen Wanderungen vorbei. Victoria musste von nun an regelmäßig zum Unterricht, während Grace dazu verdonnert wurde, sich mit Miss Giles um die Kleider zu kümmern, von denen einige die Reise nur schlecht überstanden hatten.
    Wenn ihr die Flickarbeiten zu viel wurden, schlich sie sich in den Unterrichtsraum zu Victoria, wo Mr Norris gerade über die heimische Botanik referierte – ein Fach, in dem er eigentlich nicht besonders firm war. Wahrscheinlich hatte ihr Vater gefordert, dass er seine zweite Tochter mit der Flora und Fauna der Umgebung vertraut machte.
    Ein wenig beneidete Grace Victoria nun darum, dass sie noch zur Schule gehen durfte und sich nicht ausschließlich den Pflichten im Haus widmen musste. Besonders an einem Vormittag, als der Hauslehrer der Tremaynes von den einheimischen Blumen sprach.
    »Den Busch, den Sie vor dem Haus sehen, nennt man hier Frangipani, lateinisch Plumeria. Es gibt ihn in verschiedenen Ausführungen und Farben, wobei meist Gelb und Rot dominieren. Im gesamten indischen Raum ist dieser Busch, der zur Gattung der Hundsgiftgewächse gehört, beheimatet.«
    »Gibt es auch blaue Frangipani?«, fragte Victoria, nachdem sie ihre Niederschriften beendet hatte.
    »Da bin ich ehrlich gesagt überfragt, aber wer weiß schon, welche Fülle an Farben Gott dieser Pflanze zugedacht hat.« Mr Norris nahm seine Nickelbrille von den Augen und setzte sich leger auf die Tischkante. »Vielleicht entdecken Sie oder Ihre Schwester bei einem Ihrer Rundgänge ein paar blaue Exemplare.«
    Victoria wirbelte herum, während sich Grace ertappt erhob. Auf dem Gesicht der Jüngeren stand der Unglaube geschrieben, dass die Ältere freiwillig an einer Schulstunde teilnahm, obwohl sie jetzt etwas anderes tun könnte.
    »Ich wollte nur ein bisschen zuhören«, erklärte Grace verlegen. Obwohl ihr Unterricht schon seit drei Jahren beendet war, kam sie

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