Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
gekommen war.
    Wenig später erreichten sie das ehemalige Herrenhaus, das mittlerweile als Verwaltungsgebäude diente. Zwei Etagen reckten sich weißgestrichen und durchbrochen von schlanken Fenstern gen Himmel. Diana entdeckte neben typischen altenglischen Elementen auch europäischen Klassizismus und einheimische Einflüsse, die dezent, aber unübersehbar eingesetzt wurden.
    »Ist es nicht herrlich?«, bemerkte der Geschäftsführer schwärmerisch. »In den siebziger Jahren spielte der frühere Besitzer mit dem Gedanken, ein Hotel aus dem Bau zu machen. Urlaub inmitten von Teefeldern, inklusive passenden kulinarischen Genüssen. Die Idee ist nie verwirklicht worden, denn dem Mann ging ganz schnöde das Geld aus. Zum Glück kann man sagen, denn Heerscharen von Touristen würden zum einen der Bausubstanz schaden und außerdem auch die Abläufe auf der Plantage stören. Allerdings bieten wir einzelnen Gästen gern Quartier an, wenn sie hier zu tun haben.«
    »Wir haben ein sehr schönes Hotel ganz in der Nähe«, entgegnete Jo­nathan.
    »Oh, das sollten Sie schleunigst wieder verlassen. Ich werde Ihnen für die Zimmer hier keine einzige Rupie abknöpfen.«
    Die Aussicht, in dem Haus wohnen zu dürfen, das früher einmal ihren Vorfahren gehört hatte, ließ Diana innerlich frohlocken. Was Emmely wohl dazu sagen würde …
    »Ich glaube, wir sollten Mr Manderleys Angebot annehmen«, wandte sich Diana an Jonathan. »Vorausgesetzt, wir stören hier niemanden.«
    »Keineswegs, wenn Sie nicht gerade vorhaben, eine wilde Party zu schmeißen. Die Gästezimmer haben einen separaten Eingang. Und was die Verpflegung angeht, für die werde ich persönlich sorgen. Meine Frau ist eine großartige Köchin, die sich freuen würde, Sie kennenzulernen.«
    »Und das alles, ohne Geld von uns zu nehmen?«, wunderte sich Jonathan.
    »Warum denn nicht?« Das Lächeln des Geschäftsführers war entwaffnend herzlich. »Betrachten Sie sich als meine Gäste – nachdem Sie Ihr Gepäck aus dem Hotel geholt ­haben.«
    Beim Betreten des Foyers, das gepflegt wie ein Museum wirkte, kamen ihnen zwei junge Frauen entgegen, die offenbar in der Verwaltung arbeiteten. Über den schmalen Röcken in Schwarz und Khaki trugen sie Oberteile, die, obwohl sie modern waren, doch traditionell wirkten. Nachdem sie Manderley kurz grüßend zugenickt hatten, verschwanden sie in Richtung eines anderen Gebäudes.
    »Wahrscheinlich wollen sie in der Versandzentrale nach dem Rechten sehen«, erklärte der Mann, während sie durch das prachtvolle Foyer schritten, das den Erfolg der Plantage nur allzu deutlich zeigte.
    An einer Stelle bemerkte Diana einen hellen Fleck an der Wand, unter dem einige Blumengebinde lagen.
    »Mr Manderley, was haben die Blumen da zu bedeuten?«
    Ein trauriges Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes. »Dort soll früher mal ein wunderbares Bild gehangen haben. Shiva und Ganesha beim Tanz oder so ähnlich. Das Bild ist … zerstört worden.«
    »Die Arbeiter hier haben dieses Bild als eine Art Altar genutzt, nicht wahr?«, schaltete sich Jonathan ein, während er auf die Blumen deutete.
    »Ja, und wie Sie sehen, tun sie das auch heute noch. Der Platz, an dem das Bild gehangen hat, ist heilig, aus welchen Gründen auch immer.«
    »Warum hat man es denn nicht ersetzt?«, wunderte sich Diana.
    Der Geschäftsführer zögerte, als wüsste er um eine Geschichte, die er ihr nicht erzählen wollte.
    »Das müssten Sie den Besitzer fragen, ich führe hier nur die Geschäfte. Auf jeden Fall ist das Bild schon lange fort, ich glaube, es ist sogar zu Zeiten der Tremaynes verloren gegangen. Vielleicht finden Sie etwas darüber in den Akten.«
    Er bedeutete Diana und Jonathan, ihm ins Untergeschoss zu folgen, und entzog sich so weiteren Fragen nach dem Bild. Diana nahm sich allerdings vor, zu ergründen, wie es zu der Zerstörung des Bildes kam.
    »Wie in englischen Herrenhäusern üblich, arbeitete das Personal auch hier downstairs, während die Herrschaft ihr Leben upstairs führte.«
    Dieser Satz erinnerte Diana an eine Fernsehserie, die sie als Kind gesehen hatte und die sie dazu verleitet hatte, ihrer Tante und auch Mr Green ständig irgendwelche Fragen über Dienstboten zu stellen.
    »Da wir jetzt keine Dienstboten mehr benötigen, haben wir das Archiv hier eingerichtet.« Schwungvoll öffnete er eine Tür, hinter der sich lange Regal- und Schrankzeilen erstreckten. Auf den ersten Blick entdeckte Diana nur Geschäftsbücher, die wahren

Weitere Kostenlose Bücher