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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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sie meist nur in Ägypten findet. Da er der Herr war, nahm Ihr Bruder sie her, immer wieder. Das arme Ding glaubte, dass er sie zu seiner Frau machen würde, immerhin sind Mischehen zwischen Holländern und Einheimischen vorgekommen und die Nachkommen zu einigem Ansehen gelangt. Doch Ihr Bruder war aus anderem Holz geschnitzt. Nach einer Weile verlor er die Lust an ihr. Zu spät, denn sie war bereits schwanger. Als sie ihm das offenbarte, wurde er furchtbar wütend und vertrieb sie von der Plantage. Sie musste in Schande in ihr Heimatdorf zurückkehren. Doch nach einer Weile ergriff ihn das schlechte Gewissen. Kurz vor der Geburt holte er sie zurück. Unter der Maßgabe, ihn nicht zu verraten, versteht sich. Sie gebar das Kind, gab ihm einen Namen und zog es auf. Als sie starb, sah sich Mr Tremayne in der Pflicht, sich um den Burschen zu kümmern. Ohne dass er wusste, dass Richard sein Vater war, wuchs Vikrama auf und wurde zu einem der wichtigsten Leute auf der Plantage.«
    »Woher wissen Sie das alles?«
    »Ihr Bruder hat es mir kurz vor seinem Tod offenbart.« Cahill biss sich auf die Lippe. Auch hier lag die Sache ein wenig anders, aber wen kümmerte das schon? »Er plante, seinen Sohn als rechtmäßigen Erben einsetzen zu lassen, da seine Frau kinderlos gestorben war und er keine andere mehr heiraten wollte. Durch seinen Tod ist es nicht mehr so weit gekommen, gottlob. Und ich sah keine Veranlassung, ­Vikrama einzuweihen, denn Sie sind Richards Bruder und haben eher einen Anspruch auf die Plantage als dieser Kerl. Wo kämen wir denn hin, wenn diese Wilden ihre Plantagen selbst führten?«
    Henry starrte ihn fassungslos an. Für einen Moment schien es, als würden Cahills Worte von ihm abprallen wie Regen von einer Wagenplane. Doch in Wirklichkeit sickerten sie tief in seine Seele ein. »Der Bursche ist Richards Sohn«, murmelte Tremayne, ungläubig, dass sich Gott solch einen Scherz mit ihm erlaubte.
    »Ich hätte es Ihnen schon früher mitgeteilt, doch Sie waren zu beschäftigt …«
    Tremaynes Wutschrei ließ ihn auf der Stelle verstummen. Mit einem wütenden Schwung fegte Henry das Tintenfass vom Tisch, das scheppernd zu Boden fiel und seinen Inhalt über das Parkett ergoss.
    »Das heißt also, dass meine Tochter von ihrem Cousin geschwängert wurde?«
    »So könnte man es nennen.« Als befürchte er einen Schlag, zuckte Cahill zurück.
    Henry starrte seinen Verwalter fassungslos an. Obwohl sein Mund auf und zu schnappte, brachte er eine ganze Weile keinen einzigen Ton hervor.
    Cahill wurde abwechselnd heiß und kalt, als er in das Gesicht seines Herrn blickte. Tremaynes Augen glichen auf einmal zwei bodenlosen Gruben, die vorhatten, ihn zu verschlingen.
    »Sie hätten mir gleich mitteilen sollen, dass mein Bruder einen Bastard hat!«
    Darauf wusste Cahill zunächst keine Entgegnung, denn sein Herr hatte ja recht.
    »Weiß er, wer er ist?«, fragte Henry, während er zornig die Fäuste ballte.
    Cahill schüttelte den Kopf. »Nein, ich denke nicht. Sonst hätte er sich wohl kaum mit Ihrer Tochter eingelassen. Immerhin sind sie Cousins ersten Grades. So verderbt sind hier nicht mal die Wilden.«
    Henry, dem jetzt erst die Tragweite des Geschehens klarzuwerden schien, sank auf seinen Schreibtischstuhl zurück.
    Seine Schwäche gab Cahill wieder etwas mehr Mut.
    »Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass er und Ihre Tochter … Immerhin war Miss Grace eine echte Lady, und der junge Stockton hat ihr den Hof gemacht. Nichts deutete darauf hin, dass sie und er …«
    Doch, im Nachhinein deutete sehr viel darauf hin. Die Blicke, Vikramas feines Lächeln, wenn er sie sah, ihr Gesicht am Fenster …
    Genauso schien es auch Graces Vater zu sehen.
    Unvermittelt sprang er auf, stürmte um den Schreibtisch herum und packte Cahill am Kragen.
    »Sie hätten besser auf diesen Kerl achtgeben müssen. Nein, Sie hätten ihn rauswerfen müssen, und zwar gleich, nachdem Sie erfahren haben, wer er ist!«
    »Aber Ihr Bruder …«
    »Mein Bruder war anscheinend noch ein viel größerer Mistkerl, als ich dachte! Niemals hätte er sich mit diesem Weib einlassen sollen. Nur gut, dass sie ihrem Bastard nichts von seinem Vater erzählt hat!«
    Für einen Moment schien Zweifel in ihm aufzuflammen. Und wenn sie ihm doch was erzählt hat? Doch dann vertrieb er den Gedanken mit einem Kopfschütteln wieder, denn er erschien ihm offenbar als zu grausam.
    Allerdings sah er nur eine einzige Lösung für dieses Problem. »Wenn er die

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