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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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bereits die gesamte Zukunft eines Menschen kannte, selbst wenn es hieß, dass mit der Stunde der Geburt auch die Todesstunde des Menschen festgeschrieben wurde. Doch von diesem Palmblatt ging eine seltsame Wirkung aus. Ob Tremayne House erleichtert aufatmete, jetzt, da das Blatt aus seinen Mauern entfernt worden war? Hatten die Steine gewusst, was sie da verbargen? Den pragmatischen Mr Green danach zu fragen, wäre zwecklos gewesen …
    Eine Dreiviertelstunde später stand sie erneut vor ihrem Haus. Beim Eintreten schlug ihr wieder die eisige Atmosphäre entgegen, die schon beim Frühstück geherrscht und an der sie nicht unmaßgeblichen Anteil hatte.
    Verdammt, warum ist er denn schon so früh hier, dachte Diana ärgerlich. Er hat doch sonst seinen Feierabend immer gern nach hinten verlegt.
    »Du bist zurück.«
    Diana hob den Kopf. Philipp lehnte an der Treppe.
    »Willst du jetzt jeden Tag im Haus herumlungern und darauf warten, dass ich wiederkomme? Das hast du doch früher nicht gemacht.«
    »Ich habe frei, schon vergessen? Eigentlich sollte das unser gemeinsamer Urlaub sein.«
    »Urlaub«, schnaufte Diana spöttisch. »Wann hast du denn das beschlossen? In den zwei Wochen, in denen ich in England war? Wir haben doch schon lange keinen gemeinsamen Urlaub mehr gemacht.«
    »Aber vielleicht sollten wir damit anfangen.«
    Diana schüttelte den Kopf. Was war nur in ihn gefahren?
    »Entschuldige mich, ich habe zu tun«, murmelte sie traurig.
    »Lass uns doch endlich reden«, sagte er dann. »Glaub mir, es war nur eine einmalige Sache.«
    Diana schüttelte den Kopf als Zeichen, dass sie nicht reden wollte. Ihr Kopf schwirrte von allem, was sie heute erfahren hatte, außerdem wollte Eva ihr wichtige Unterlagen zumailen.
    Als sie an ihm vorbei die Treppe hinaufwollte, schnellte seine Hand an ihren Arm und hielt sie fest. Diana sah ihn finster an. »Was soll das?«
    »Ich will die Sache doch nur aufklären.«
    Erst jetzt bemerkte sie, dass er eine Alkoholfahne hatte. Offenbar hatte er sich Mut antrinken müssen.
    Diana wurde klar, dass sie mit Wut hier nicht weiterkommen würde. Beinahe fürchtete sie sich ein wenig vor ihrem Mann.
    »Philipp, lass mich los«, sagte sie so beherrscht, wie sie in dieser Situation sein konnte. Ihre Blicke trafen sich, dann stellte Diana fest, dass seine Augen, an denen sie sich früher nicht hatte sattsehen können, auf einmal kalt wie zwei dunkle Gruben wirkten. Da wusste sie, dass jede Erklärung, mit der er herausrückte, eine Lüge sein würde. Eine Lüge, die sie in Sicherheit wiegen und ihm den Freiraum gewähren sollte, es wieder zu tun, sobald sich eine Gelegenheit ergab.
    »Philipp, bitte!« Ihre Stimme klang nicht flehentlich, sondern bestimmt, als drohte sie ihm eine Tracht Prügel an, wenn er ihrem Wunsch nicht nachkam. Augenblicklich löste sich die Klammer um ihren Arm wieder.
    »Verdammt!«, fluchte er im nächsten Augenblick und schlug wütend mit der Faust auf das Geländer. Diana wich erschrocken zurück. Hin und wieder hatte sie ihn schon wütend erlebt, aber nicht so.
    »Dann rede nicht mit mir!«, fauchte er sie an. »Verkriech dich doch in deiner geliebten Arbeit. Oder vielleicht ganz in dem verfallenen englischen Kasten!«
    Auf dem Absatz kehrtmachend stürmte er aus dem Haus. Wenig später sprang der Motor seines Wagens an. Diana lehnte sich gegen die Wand.
    Er hat recht, dachte sie, ich hätte in England bleiben sollen. Und er bei seiner Geliebten. Warum zum Teufel war er hier? Doch nur, weil er sein Gewissen beruhigen wollte.
    Er ist wirklich nicht mehr der Mann, den ich vor Jahren kennengelernt habe. Oder bin ich nicht mehr dieselbe Frau?
    Als das Motorengeräusch verklungen war, ging sie nach oben und holte die Schatulle hervor.
    »Welche Geheimnisse stecken noch in dir?«, fragte sie, während sie mit dem Finger vorsichtig über die verzierte Oberfläche strich und zu rekapitulieren versuchte, was Michael gesagt hatte. Philipps Zorn hielt sie ein wenig zurück, doch schließlich gelang es ihr, die Informationen in eine Reihe zu bringen.
    Minuten später saß sie vor dem Computer und versuchte, so viele Informationen wie möglich aus dem Internet zu holen. Augenzeugenberichte über Nadi-Readings, Erfahrungs­berichte über die Trefferquote der Vorhersagen. Wenn es stimmte, was die Leute behaupteten – und Dianas skeptischer Geist schlug regelmäßig Alarm bei den Behauptungen –, war das Palmblattorakel ungeheuer genau. War es möglich, dass auch

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