Die Schmetterlingsinsel
vor ihr ausbreitete und Diana die verschiedenen Angebote der Ferienanlagen erklärte.
»Ich suche eigentlich keine Ferienanlage«, entgegnete sie daraufhin. »Ich brauche nur ein Hotel und einen Flug.«
»Sie möchten das Land also ursprünglich kennenlernen.«
»Das kann man so nennen.«
»Dann empfehle ich Ihnen das …«
»Gibt es das Grand Oriental Hotel heutzutage noch?«, fiel Diana ihr ins Wort. Dieses Hotel hatte sie in dem Reiseführer gefunden, es war einer der Orte, die angestrichen waren. Hatte Richard Tremayne hier gewohnt?
»Aber natürlich gibt es das. Es wäre eine meiner Empfehlungen gewesen.«
»Erzählen Sie mir mehr darüber!«, bat Diana lächelnd und lehnte sich zurück, während die junge Frau darüber referierte, dass es sich, erbaut um 1837, um eines der ältesten Hotels in der Stadt handelte, das von den jetzigen Betreibern sogar als Legende vermarktet wurde. Es befand sich heutzutage in direkter Nachbarschaft zum World Trade Center Colombos und bot einen einzigartigen Blick auf den Hafen.
Ein Lächeln huschte über Dianas Gesicht, als die Angestellte ihr ein Foto des Baus zeigte. Das klassizistische Bauwerk, das eingerahmt war von Wolkenkratzern, hätte so auch in New York oder London stehen können. Der Ochsenkarren davor schien ebenso wie die Palmen aus einer anderen Welt zu kommen. Dabei war es das Haus, das aus einer anderen Welt stammte.
»Die Zimmer sind alle sehr schön eingerichtet, teilweise noch so wie im 19. Jahrhundert. Es befindet sich übrigens im ehemaligen Fort der Stadt und bietet seriösen Edelsteinhändlern auch sehr interessante Ausflugstouren in die Stadt.«
»Dann habe ich gefunden, was ich suche«, entgegnete Diana, während sie den Hotelflyer zu sich zog.
Zunächst sah die Angestellte sie ein wenig verwundert an, wahrscheinlich war sie langwierigere Beratungen gewöhnt. Doch dann zog sie weitere Broschüren hervor.
»Momentan gibt es einige Sicherheitswarnungen bezüglich Ihres Reiseziels. Haben Sie sich darüber schon informiert?«
Diana schüttelte den Kopf. Sie hatte vielmehr versucht, etwas über Richard Tremayne herauszufinden. Dass er auf Ceylon umgekommen war, war klar, doch wobei? Und wie war das Palmblatt nach Tremayne House gekommen?
Die Beraterin schob ihr eine kleine Broschüre über den Tisch. »Hier finden Sie alle wichtigen Informationen dazu. Als Reisevermittler sind wir dazu angehalten, Sie zu informieren, dass die Unruhen zwischen tamilischen und singhalesischen Volksgruppen immer noch bestehen. Es sind sogar Terrorwarnungen ausgesprochen worden, weshalb wir von Reisen in den Norden ganz abraten.«
»Aber ich will ja eher in den Südwesten.«
»Das ist richtig. Dennoch sollten Sie sich alles gut durchlesen und die Ratschläge beherzigen. Und denken Sie an die notwendigen Impfungen. Tetanus, Hepatitis-A und so weiter. Was empfohlen wird, steht ebenfalls in der Broschüre.«
Eine halbe Stunde später verließ Diana mit den nötigen Unterlagen das Reisebüro. Eine frische Brise wirbelte eine Plastiktüte auf, die eine Weile in der Luft schwebte und dann an einem Baum vorbeiflog. Ähnlich leicht fühlte sich Diana auf einmal. Die Tage bis zur Reise würden vergehen, sie würde sich solange voll in die Arbeit stürzen und versuchen, nicht mehr an Philipp zu denken. Wenn sie es geschickt anstellte, würde sie nach Hause kommen, wenn er nicht da war, und gehen, bevor er wach wurde.
Mit diesem Gedanken setzte sie sich wieder ins Auto und fuhr in Richtung Kanzlei.
Unterwegs klingelte ihr Handy. In der Annahme, dass es Philipp war, machte sie sich nicht die Mühe, auf den nächsten Parkplatz zu fahren. Sie folgte weiterhin der Stadtautobahn, bis sie an ihrem Abzweig abfahren musste. Erst als sie einen Parkplatz in der Nähe ihrer Kanzlei in Charlottenburg gefunden hatte, sah sie nach.
Der Anrufer hatte ihr auf die Mailbox gesprochen. Obwohl sie die Nummer noch nicht gespeichert hatte, erkannte sie sie wieder und wählte sogleich die Mailbox an.
»Ich bin’s, Michael«, sagte die Stimme. »Ich bin mit deinem Palmblatt doch schon früher fertig geworden. Melde dich doch bitte, meine Nummer hast du ja.«
Ohne Umschweife drückte sie die grüne Taste und rief die letzte versäumte Nummer zurück.
Michael klang hektisch, als er sich meldete.
»Was ist denn los bei dir? Machst du einen Dauerlauf?«
»Nein, ich bin nur auf der Suche nach etwas«, entgegnete er. »Schön, dass du dich so schnell meldest, Diana!«
»Ist es jetzt
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