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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Eindruck, als wären sie Teil einer Hochzeitsfeier.
    Auf einmal krampfte sich etwas in ihr zusammen. Ihre Hochzeitsfeier war recht bescheiden gewesen. Eigentlich hatte sie ein großes Fest haben wollen, doch letztlich hatte sie Philipp, der mit seiner riesigen Verwandtschaft drohte, nachgegeben. Nun bedauerte sie es fast ein wenig, nicht pompöser geheiratet zu haben. An dem Ende ihrer Ehe hätte dies nichts geändert, doch sie hätte immerhin eine wunderbare Erinnerung zurückbehalten.
    Da jetzt weitere Angestellte mit Tischtüchern anrückten, zog sie sich zurück. Anstatt den Dingen nachzutrauern, die niemals waren, solltest du dich um die Gegenwart kümmern – und um dein Vorhaben, dachte sie. In der Hotellobby zog sie den alten Reiseführer aus der Tasche. Zwischen die Seiten, an denen Orte angestrichen waren, hatte sie feine Zettelchen geklemmt. Besonders interessant erschienen ihr das Fort, die Chatham Street und die Cinnamon Gardens, ein Stadtteil, der mittlerweile die vollkommen unromantische Bezeichnung Colombo 7 trug. Ob es dort noch immer Zimtgärten gab?
    Nachdem sie das Palmblatt im Safe untergebracht hatte, verließ sie das Hotel. Mr Singh erwartet mich sicher schon, wie ich Michael kenne. Er wird ihn regelrecht verrückt gemacht haben. Und je eher ich etwas herausfinde, umso besser.
    Obwohl sie zahlreiche Informationen über Sri Lanka gefunden und einige Bildbände durchgesehen hatte, fühlte sich Diana nicht ausreichend vorbereitet auf die Kontraste, die beim Gang durch die Stadt auf sie einströmten. Auf der einen Seite Wolkenkratzer und blinkende Reklame, Autos und Handys, auf der anderen Seite Saris, Ochsenkarren, Häuser aus der Kolonialzeit, Bretterbuden.
    Auf der Straße musste sie aufpassen, nicht von einem der roten Minibusse angefahren zu werden, die ihre Passagiere in halsbrecherischem Tempo durch die Stadt kutschierten. Durch die Menschenmenge, die sich in der York Street staute, versuchte doch tatsächlich ein Mann seinen reich geschmückten Elefanten zu bugsieren. Dahinter hupten Tuktuks und schrillten protestierend die Fahrradklingeln.
    Auch in der Chatham Street wimmelte es vor Menschen zu Fuß und auf Fahrrädern. Viele alte Gebäude waren modernen Bauten gewichen. Chinesische Seidenhändler hatten die meisten Geschäfte übernommen. Dennoch wurde hier immer noch mit den Schätzen des Landes gehandelt, besonders Rohedelsteine sollte es zu einem verhältnismäßig günstigen Preis geben.
    Diana dachte an den großen blauen Stein aus dem Geheimfach, den sie im Hotel in ihrer Reisetasche zurückgelassen hatte. Vielleicht hätte ich ihn mitnehmen sollen, um prüfen zu lassen, ob er echt ist – und vor allem, um rauszufinden, um was für einen Stein es sich handelt.
    Diana blieb stehen und zückte ihren Reiseführer auf der Suche nach dem Haus, in dem sich der alte Edelsteinhändler befunden hatte. Nach einer Weile wurde sie fündig, doch leider befand sich in dem Haus kein Edelsteinhändler mehr. Die Fensterläden waren vernagelt, ein Werbeplakat blätterte von der Fassade ab.
    Dafür entdeckte sie zwei Häuser weiter das Schaufenster eines kleinen Edelsteinverkäufers, auf dem in Rot das Wort »Sale« leuchtete. Wahrscheinlich ist das wie bei unseren Teppichhändlern, die auch ständig Dauerausverkauf haben, dachte Diana mit einem Anflug von Spott.
    Da ihre Suche nach den Edelsteinhändlern nicht von Erfolg gekrönt war, lief sie die Straße entlang, bis sie schließlich die Nummer 23 fand. Das im Kolonialstil errichtete Gebäude wirkte ein wenig heruntergekommen, hatte aber dennoch nichts von seiner Eleganz eingebüßt. Die moderne Klingelanlage wirkte vollkommen fehl am Platz. Unter den in den typischen schneckenähnlichen Schriftzeichen des Landes geschriebenen Namen entdeckte sie ein Schild mit doppelter Aufschrift. Das war er! Vielleicht wusste er, an wen sie sich wegen des Palmblattes wenden konnte.
    Während ihr Herz vor Aufregung wild zu pochen begann, drückte sie den Knopf, trat dann ein Stück zurück und blickte nach oben in der Hoffnung, dass sich irgendwo etwas rühren würde.
    Eine ganze Zeit tat sich nichts. Als sie erneut klingeln wollte, öffnete sich quietschend ein Fenster und ein dunkler Haarschopf erschien über ihr. Da die Sonne ein wenig ­ungünstig stand, musste sie die Augen mit der Hand be­schirmen, erkennen konnte sie das Gesicht aber trotzdem nicht.
    »Miss, wollen Sie zu mir?«, rief er nach unten.
    »Wenn Sie Jonathan Singh sind, ja!«, antwortete

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