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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Colombo unterwegs sein können.«
    »Hier draußen fahren sie meist noch riskanter, weil sie glauben, Platz zu haben. Die Einheimischen nennen das bezeichnenderweise Colombo Driving. Sie können sich denken, warum.«
    »O ja, seit ich hier bin schon.« Diana klammerte sich an den Nylongriff über ihrem Kopf, der verhindern sollte, dass Passagiere in scharfen Kurven gegen die Tür geworfen ­wurden.
    »Ich sage Ihnen, wir sind mit Mr Gilshan sehr gut bedient.«
    »Aber es wird dunkel sein, bis wir das Dorf erreichen.«
    »Na und?«
    »Na und?«, wunderte sich Diana. »Sie müssen doch sicher wieder nach Colombo zurück.«
    »Ja, aber nicht heute und nicht morgen. Sie wollen doch ­sicher im Anschluss die Teeplantage besuchen, oder nicht?«
    »Ja, aber …«
    »Ich habe mir erlaubt, eine Woche Urlaub zu nehmen«, fiel Jonathan ihr ins Wort. »Als selbständiger Unternehmer kann ich das.«
    Diana brachte keinen Ton heraus. Überrascht riss sie die Augen auf.
    »Ist Ihnen das recht? Ich dachte, Sie könnten auch in Nuwara Eliya ein wenig Hilfe gebrauchen.«
    »Aber Ihr Buch! Ihr Verleger … Außerdem bin ich doch wildfremd für Sie!«
    Singh schüttelte lachend den Kopf. »Nein, das sind Sie nicht mehr. Sie haben mir doch Ihre Familiengeschichte erzählt, wissen Sie nicht mehr? Und ich habe Michael versprochen, Ihnen zu helfen.«
    »Ich weiß.«
    »Als Historiker finde ich es aufregend, mit Ihnen auf Spurensuche zu gehen. Vorausgesetzt, Sie möchten mich dabeihaben.«
    Diana senkte verlegen den Kopf. »Ich weiß aber nicht, wie ich das alles wiedergutmachen soll. Immerhin opfern Sie für mich Ihre freie Zeit, die Sie doch eigentlich mit Frau und Kindern verbringen sollten.«
    »Ich bin nicht verheiratet«, antwortete er ernst. »Nicht mehr.«
    »Was ist passiert?«, platzte Diana heraus, bevor sie sich ­darauf besann, dass es sie nichts anging. »Verzeihen Sie, ich wollte nicht unhöflich sein.«
    »Ist schon in Ordnung«, entgegnete Jonathan, doch der dunkle Schatten auf seinem Gesicht verschwand nicht. »Wir haben uns auseinandergelebt, wie man so schön sagt. Natürlich kommt einem das bei fünf Jahren Ehe etwas seltsam vor, doch es war so. Sie wollte Karriere bei einer Computerfirma machen, ich wollte die Gelegenheit nutzen, endlich meiner Leidenschaft nachzugehen und der Heimat meiner Vorfahren wieder ein wenig näher zu sein. Das ließ sich nicht vereinbaren, also haben wir uns getrennt.«
    »Und haben Sie Kinder?«
    »Eine Tochter. Sie lebt bei ihrer Mutter in Delhi.«
    »Sehen Sie sie denn hin und wieder?«
    »Ja, zu Feiertagen fliege ich nach Delhi und besuche sie. Und auch im Urlaub. Aber machen Sie sich wegen diesem hier keine Gedanken, ich habe noch genügend Zeit übrig für Rani.« Jetzt hellte sich seine Miene wieder etwas auf. »Und wann hat man dann schon die Gelegenheit, mit einer Deutsch-Engländerin auf Forschungsreise zu gehen? Sie sind einer der interessantesten Menschen, die mir in den vergangenen Monaten begegnet sind. Und das will schon was heißen, denn während meiner Zeit im Museum habe ich zuweilen sogar Präsidenten getroffen.«
    Diana lächelte stumm in sich hinein. Dass Jonathan sie auch zur Teeplantage begleiten würde, hatte sie insgeheim gehofft, aber keinesfalls erwartet.
    Irgendwann war die Fahrt nach Ambalangoda, die von weiteren Beinah-Zusammenstößen verschont blieb, zu Ende, und der Fahrer setzte sie am Rand einer Ansammlung von Fischerhütten und Palmen ab.
    Froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, sah sich Diana um. Von irgendwoher dröhnte Musik, in die sich laute Stimmen mischten.
    »Wahrscheinlich feiert man hier gerade«, erklärte Jonathan nach kurzem Lauschen. »Ich bin sicher, dass ein großer Teil des Dorfes dort sein wird.«
    »Dann ist es also nicht so günstig, dass wir hier sind?«
    »Ganz im Gegenteil, die Feier erspart uns langes Suchen, denn wirklich jeder ist dann dort. Vielleicht auch unser Nadi-Reader. Und wenn er es doch vorgezogen hat, zu Hause zu bleiben, können wir immerhin fragen.«
    Nach einem Fußmarsch vorbei an scheinbar leeren Häusern erreichten sie schließlich die Quelle der Musik und des Lachens.
    Sehr viele in grellbunte Sarongs und Saris gekleidete Frauen und Män­ner in traditionellen Anzügen hatten sich vor einem geschmückten Haus eingefunden. Eine glänzende Limousine, die nicht so recht ins Bild passen wollte, wartete unweit des Hauses.
    »Oh, wir haben Glück!«, rief Jonathan. »Das hier ist eine Hochzeit. Das

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