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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Brautpaar wird sicher gleich zur Poruwa-­Zeremonie aufbrechen.«
    Er löste sich von Diana und ging unbefangen auf die Gäste zu. Diese schienen sich von seinem Auftauchen keinesfalls gestört zu fühlen. Unbeschwert redeten sie mit ihm, hin und wieder wandten sie sich nach Diana um, die ein wenig ver­legen abseits blieb.
    Breit lächelnd kehrte Jonathan schließlich zu ihr zurück. »Sie haben uns eingeladen, nachher zur Feier. Ich glaube, wir sollten ein Weilchen bleiben.«
    »Und der Nadi-Reader?«
    »Was das angeht, haben wir Pech. A. Vijita ist vor ein paar Tagen ins Krankenhaus gekommen. Mit fünfundachtzig Jahren ist das kein Wunder.«
    Die Erwähnung des Krankenhauses beschwor in Diana wieder das Bild von Emmely an den lebenserhaltenden Maschinen herauf. »Ich hoffe, es ist nicht so schlimm.«
    »Dasmaya, mit dem ich gesprochen habe, meinte, er würde schon wieder auf die Beine kommen. Aber es könnte ein Weilchen dauern.«
    Das warf natürlich alle Pläne um. Abgesehen davon war es in dem Alter möglich, dass er nicht mehr wiederkehrte.
    Jonathan sah ihr die Enttäuschung an, denn er sagte: »Hier glaubt man fest daran, dass die Götter schon alles richten werden. Vertrauen wir darauf. Der alte Mann ist so was wie ein Heiliger, wenn er keinen guten Draht zu den Göttern hat, wer dann?«
    »Und wenn er doch stirbt?«
    »Dann finden wir jemand anderen, der uns hilft. Doch ich glaube, wir sollten positiv denken, damit helfen wir Vijita am meisten.«
    Dianas anfängliche Befangenheit gegenüber der Hochzeitsgesellschaft schwand rasch, als die Feier in vollem Gange war. Als wäre sie ein Teil der Familie, befand sie sich in der Nähe des glücklichen Paares, das auf einem Korbsofa thronte, das über und über mit Blüten bedeckt war. Als ein paar buddhistische Mönche eintrafen, ging ein Raunen durch die Menge. Die Männer, deren orangefarbene Kutten sich leuchtend von ­ihrer dunklen Haut abhoben, fächelten sich mit Palmblättern Luft zu und traten dann vor das Brautpaar, um es zu segnen. Als Dank dafür wusch das Paar ihnen die Füße und lud sie ein, mit ihnen zu essen.
    Während der Mahlzeit konnte Diana nicht den Blick von ihnen abwenden. Sie hatte buddhistische Mönche in Filmen gesehen, aber noch nie leibhaftig mit ihnen in einem Raum gesessen.
    Als die Männer fertig waren, begannen sie mit ihren rituellen Gesängen, denen die Gäste andächtig und teilweise im Lotussitz, den Diana noch nie hinbekommen hatte, lauschten.
    Schließlich erhoben sich die Mönche, und einer von ihnen sagte etwas, das die anderen dazu brachte, nacheinander vor ihn zu knien, um ein weißes Band ums Handgelenk gebunden zu bekommen.
    Diana zögerte. Hatte sie überhaupt das Recht dazu, sich segnen zu lassen? Schließlich war sie keine Buddhistin …
    »Lassen Sie sich darauf ein!«, ermutigte Jonathan sie im Flüsterton. »Damit zeigen Sie Anstand, und es kann nicht schaden, einen Segen von diesen Männern zu bekommen.«
    Diana kniete ebenfalls nieder und blickte den Mönch an, dessen Gesicht von hunderten Falten durchzogen war. Lächelnd strich er ihr mit seinen zum Gebet gefalteten Händen über die Stirn, dann band er ihr einen weißen Faden ums Handgelenk.
    »Das soll Glück bringen«, flüsterte Jonathan ihr zu, als er ebenfalls sein Band erhalten hatte. »Ich glaube, das können Sie bei Ihrer Suche gebrauchen.«
    Diana nickte, richtete dann versonnen den Blick auf das Band und dachte dabei an den unbekannten Nadi-Reader, von dessen Genesung so viel abhing.

Vannattuppucci , 1887
    Henry Tremayne fühlte sich seltsam, als er das Arbeitszimmer seines Bruders betrat. Ein Teil von Richards Seele schien noch immer dort zu sein, denn dieser Raum wirkte, als hätte er ihn nur kurz für einen Rundgang über die Plantage verlassen. Ein bitteres Lächeln huschte über Henrys Lippen. All die Jahre hatte er damit zugebracht, seinen Bruder dafür zu verabscheuen, dass er seine Verpflichtungen gegenüber seiner Familie in den Wind geschrieben hatte. Doch jetzt, wo er in der Anordnung der Einrichtung, der Bücher und der Schreib­utensilien auf dem Mahagonischreibtisch deutlich seine Gewohnheiten wiedererkannte, fühlte er eine beinahe zärtliche Zuneigung zu Richard.
    Die Ursache seines Grolls gegen ihn kannte er nur zu gut.
    Eigentlich hatte Henry davon geträumt, Wissenschaftler zu werden, Chemiker oder Physiker, doch da niemand da war, der sich um das elterliche Gut kümmern konnte und sein Vater bald nach seinem Abschluss in Eton

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