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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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nicht für die persönlichen Belange ihrer Bediensteten.
    »Bestens, Miss Victoria«, antwortete er nach einer kurzen Pause, dann wandte er sich wieder Grace zu.
    »Darf ich Ihnen bereits etwas bringen lassen?«
    »Kakao wäre nicht schlecht. Was meinst du, Victoria? Dann rutschen das Porridge und der Toast wesentlich besser.«
    Victoria klatschte in die Hände. »O ja, Kakao wäre gut, Mr Wilkes.«
    Sichtlich froh, sich nicht noch weitere persönliche Fragen stellen lassen zu müssen, verließ der Butler den Speisesaal.
    An diesem Morgen begab sich Henry Tremayne mit geschäftiger Miene an den Frühstückstisch. Claudia wirkte mitgenommen. Während Victoria ihren Kakao löffelte und Grace gedankenvoll vor sich hin starrte, beklagte sie sich seufzend über die Wärme in ihrem Schlafzimmer und die Luft, die ihr zum Schneiden dick erschien. Wahrscheinlich würde sie im Laufe des Tages noch eine Migräne bekommen, wenn das so weiterging.
    Das Frühstück, das die hiesige Köchin zubereitet hatte, war reich an fremdartigem Obst, einem kuchenartigen Gebäck und Joghurt.
    Porridge suchten Grace und Victoria vergeblich auf dem Tisch. Ebenso erging es Henry, der in einer Zeitung blätterte, die Wilkes ihm am vergangenen Abend besorgt hatte.
    »Seltsame Sitten hat Richard hier einziehen lassen. Wir sollten der Köchin mitteilen, dass sie sich von nun an mehr unseren Frühstücksgewohnheiten anpassen soll.«
    »Also ich finde, die Mangos sind gar nicht so schlecht«, bemerkte Victoria schmatzend, was ihr einen missbilligenden Blick von ihrer Mutter einbrachte.
    »Das mag vielleicht eine passende Mahlzeit für die Leute hier sein, aber wir werden uns an dem fremdartigen Zeug den Magen verderben. Wer weiß, was das für Früchte sind.«
    Als Grace zu Victoria schaute, verdrehte diese die Augen, dann sagte sie: »Aber Mama, probier doch erst einmal, sie sind ganz süß! Außerdem wird die Dienerschaft wohl nicht bestrebt sein, ihre Herren umzubringen, oder?«
    Claudia schnaufte, als wollte sie das Gegenteil behaupten, doch dann ließ sie sich dazu hinreißen, einen von den seltsamen Kuchen zu essen.
    Nach dem Frühstück zogen sich Grace und Victoria zurück, bevor Miss Giles sie erwischen konnte – wahrscheinlich träumte sie gerade wieder von Mr Norris. Da ihr Vater noch nicht in seinem Arbeitszimmer war und bis zu seinem Rundgang noch ein wenig Zeit vergehen würde, verschwanden die Schwestern in einem der bislang unbekannten Seitengänge des Hauses.
    »Meinst du, sie findet uns hier nicht?«, flüsterte Victoria, während sie sich immer wieder über die Schulter umsah, als seien sie Spioninnen auf der Flucht.
    »Ganz sicher nicht. Diesen Teil des Hauses haben wir uns noch nicht angesehen, und du weißt doch, dass sie ein wenig ängstlich ist.«
    »Ja, aber ich dachte, das ist sie nur, damit Mr Norris ihr seine starke Hand leiht.«
    »Glaub mir, hier wird sie uns nicht finden.«
    Und Mr Vikrama wird erst in einer halben Stunde zu Papa kommen, dachte sie bei sich.
    Während sie voranschritt, musste Grace zugeben, dass ihr selbst etwas unheimlich zumute war. Die Räume, die sie bezogen hatten, waren alle frisch renoviert und wirkten hell, doch es gab noch etliche andere, die noch immer so waren wie an dem Tag, als ihr unbekannter Onkel Richard abgestürzt war.
    »Vielleicht treffen wir hier ja den Geist unseres Onkels«, brachte es Victoria wispernd auf den Punkt.
    »Unsinn, es gibt keine Geister!«, hielt Grace dagegen, doch tatsächlich klang das Raunen des Windes hier ein wenig anders.
    Nachdem sie zwei Türen passiert hatten, ohne sie zu öffnen, siegte die Neugier.
    Vorsichtig stießen sie eine hohe Flügeltür auf, die mit dunklen Intarsien geschmückt war. Vor ihren staunenden Augen tat sich so etwas wie ein Herrensalon auf. Die Sessel und das Sofa unterhalb der Fenster waren ebenso mit Tüchern verhangen wie die beiden großen Vitrinen und der Schreibtisch. Außerdem gab es noch einen Billardtisch, ein Piano und einen großen Globus, der als einziger Gegenstand nicht verdeckt war, so als würde man seine Dienste dann und wann noch benötigen.
    »Findest du es nicht merkwürdig, dass es hier nie eine Hausherrin gab?«, fragte Victoria, während sie die Hand über das Piano gleiten ließ, von dem der Überwurf schon ein wenig heruntergerutscht war. »Oder weißt du etwas davon, dass Onkel Richard je geheiratet hätte?«
    »Gestern wolltest du ihm noch einen Harem andichten«, entgegnete Grace spöttisch.
    »Das war nur

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